denn sie wissen nicht, was sie tun

Ich hatte mich ja schon vor einigen Tagen dazu ausgelassen, dass die von der Bundesregierung rausgegebenen Zahlen, was die Verhinderung von Klicks auf Kinderpornoseiten angeht, unverständlich sind.

Interessanterweise scheinen die Mitglieder der Bundesregierung selbst nicht einer Meinung zu sein. Während Bundesminister Guttenberg 450.000 Klicks auf Kinderpornoseiten im Jahr verhindern möchte, will Bundesministerin von der Leyen dieselbe Zahl täglich verhindern.

Bundesminister Guttenberg [1. Es sei nochmals gesagt, dass die im Text von Guttenberg dargelegte Annahme, man müsse „technisch versiert“ sein, um die geplante Internet-Sperre zu umgehen, irreführend ist.]

jaehrlich

Familienministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

taeglich

Folgt man dem Ministerium von Frau von der Leyen, würde diese Sperr-Aktion 164 Millionen Klicks abfangen. Statistisch gesehen ist so jeder deutsche Internetnutzer im Jahr 5 Mal zufällig auf einer kinderpornografischen Internetseite.

Folgt man Guttenberg, dann verteilen sich die 450.000 Klicks, was hoch geschätzt ist, auf 1000 Seiten, die man sperren möchte. Damit hätte eine dieser Seiten 450 Zufallsklicks im Jahr, etwas mehr als einen Klick pro Tag. Und von diesem einen Klick wissen wir nicht, ob es Mensch oder Maschine war.

Bei der Zahl von 450.000 verhinderter Klicks, die man seitens der Bundesregierung verwendet, handelt es sich um einen Schätzwert. Es wurde wahrscheinlich die Zahl von 50.000 angeblich verhinderter Klicks aus Schweden als Ausgangswert genommen. Über Norwegen kursiert die Zahl von 18.000, was natürlich ein unschön kleineres Schätzergebnis brächte. Diese Zahl von 50.000 Klicks, wobei nicht gesagt wird, was man genau unter einem Klick versteht, wird offenbar anhand der Bevölkerungszahl hochgerechnet auf Deutschland (Schweden hat 9,5 Mio. Einwohner, Deutschland etwa 80 Mio.). Mit demselben Recht können sie völlig andere Schätzungen anstellen, basierend etwa an den Internetnutzerzahlen männlicher Einwohner ab 16 Jahren.

Solange man einen angeblichen Zweck, der erreicht werden soll, im Auge hat, scheint jedes Argument unangreifbar. Ich habe mich zumindest nicht gewundert, als die erste Stimme laut wurde, man wolle Kinder vor dem Schauen von kinderpornografischen Material schützen.
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mehr: Das Aufklärungsproblem der CDU
Lutz Donnerhake: Woher wissen sie, was sie tun?

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Ein Kommentar

  1. Jeder Projektmanager, der das Potential, die Mechanismen und die Ziele nicht kennt, würde aus einem in der freien Wirtschaft tätigen Unternehmen gefeuert werden. Unsere Politker hingegen wissen nicht genau über das Tatsächliche Potential bescheid, kennen die technischen Hintergründe nur unzureichend und haben keine Ahnung, dass sie ihr Ziel schon vor Beginn verfehlen. Aber es ist ja bald Wahl und da können wir sie feuern!

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