deutsche einheit und die schuldfrage

Wie schön, dass deutsche Miesepetrigkeit auch am deutschen Feiertag seinen Platz findet. In meinem kleinen Heimatkaff hatte die CDU geladen, einem BundestagsCDUler zuzuhören, der eine Sonntagsrede hält.
Die Schuldigen waren dann auch schnell ausgemacht. Der HeimatCDUler hätte gerne mehr Leute begrüßt (als die wohl aufgerundeten 20), aber viele Leute wüssten eh nicht, was am 3. Oktober gefeiert würde. Also ob das der Grund der Abwesenheit der Einheimischen wäre und nicht die vorortige CDU, deren Aktionen den Einheimischen am Allerwertesten vorbeigehen.

Dem als höhere Autorität eingeladenen Gastredner Arnold Vaatz muss es dann wohl ein Anliegen gewesen sein, dass die blöde Jugend von heute kein Geschichtswissen mehr habe, die Einheit wegen der deprimierten Grundstimmung der SED-Führung und Helmut K. zustande kam, und dass man heute im Osten stolz darauf sein könne, dass man es besser habe als in Osteuropa. Letzteres zu behaupten, sei nun nicht politisch korrekt, aber wahr.
Ja, wenn sich die Realität und die politische Richtigkeit so feindselig sind, weswegen dann am deutschen Feiertag Parteiengefasel zuhören?

Dass jüngere Deutsche wenig mit diesem Feiertag anfangen, ist aber nicht weiter verwunderlich. Sie haben die DDR ja schlicht nicht erlebt. Sie kennen die innere oder äußere Bedrohung, die dieser Staat ausstrahlte nicht, kennen nicht die Erlösung, die der Niedergang dieses Staates vielen Leuten bedeutet. In dieser Hinsicht ist der Fall der Mauer am 9. November der Bevölkerung immer noch bedeutsamer als der 3. Oktober. Wenn sich jetzt Politiker beschweren, dieser Tag sei von der Bevölkerung nicht genügend gewürdigt: Selbst schuld.

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