die katholische kirche, hitler und das grundgesetz

Es gibt auf der Internetseite der Katholischen Kirche Deutschlands einen ganz interessanten Artikel zur Rolle der Katholischen Kirche bei der Verabschiedung des letztes Wochenende so gefeierten Grundgesetzes. Der Artikel ist nicht völlig verklärend, aber er unterschlägt eigentlich, dass das Grundgesetz nur durch zwei geschichtliche Erpressungen zustande gekommen ist.

Zunächst einmal liessen sich die deutsche Zentrumspartei, Vorgängerin der CDU, die Partei des politischen Katholizismus und die Bayrische Volkspartei 1933 von Hitler erpressen, für ein Konkordat dem Ermächtigungsgesetz zuzustimmen. [1. In der Quelle ist die Rede von überreden, was ich für ziemlich euphemistisch ausgedrückt halte. ]

Das Reichskonkordat sieht u.a. folgende Dinge vor: Der Staat erhebt Kirchensteuern; in Schulen findet christlich-dogmatischer Unterricht statt[2. Auch hier: Die Bezeichnung Religionsunterricht ist inhaltlich falsch, denn es wird ja nicht eine Lehre über die Religionen der Welt gegeben. Mehr dazu: Georg Geismann Heranwachsende über ihre Enscheidungsmöglichkeiten aufklären ]; die Garantie der Militärseelsorge; die, wohl gemerkt staatliche, Einstellung von Religionslehrern nur durch Zustimmung durch den Bischof; die Garantie theologischer Fakultäten an Universitäten; die Abschaffungen von Staatsleistungen an die Kirche „nur in freundlichem Einvernehmen“.

Das kommt einem Leser nicht von ungefähr bekannt vor, denn das Reichskonkordat von 1933, der moralisch verwerfliche Pakt mit Hitler, gilt heute noch:

Bei der Erarbeitung des Grundgesetzes wurden Stimmen laut, sich von allem Übel der Vergangenheit zu lösen, d.h. auch vom Reichskonkordat. Und hier nun, und diese Streitigkeit wird auf der Seite der Katholischen Kirche gar nicht ausgeklammert, erpresste die Katholische Kirche ihrerseits den deutschen Staat: Man wolle die Zustimmung verweigern, man würde die Massen mobilisieren, wenn man das Konkordat verliere. Den Liberalen und der SPD, die gegen das Konkordat waren, warf man vor, man riskiere den Vorwurf, «in der schlimmsten Notzeit des deutschen Volkes gegen dessen Interessen gehandelt zu haben».

So gesehen hat die Katholische Kirche Hitler weit mehr zu verdanken, als ihr lieb sein kann.

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