wenn linke systeme untergehen

Der derzeitige Untergang der SPD als Großpartei erinnert mich schon etwas an den Untergang der DDR in seinen letzten Zügen. Da finden sich in den übrig gebliebenen Organisationsformen noch Leute, die das Schiff noch nicht verlassen haben, die aber auch nicht bemerkt haben, dass der Zug schon lange abgefahren ist, dass das Volk von Ihnen gerade nichts erwartet, dass die Musik woanders gespielt wird.

Das Prinzip “Bauer sucht Frau”

Die SPD hat den Unfall, den sie erlitten hat, nicht wahrgenommen, und wer zu den Leuten gehört, die ihn nicht wahr genommen haben, der soll jetzt die Reperatur veranlassen? Der Schaden ist noch nicht einmal identifiziert, nicht personifiziert. Aber schon sind die ersten linken Opportunisten da, die genau wissen, in welche Richtung die Segel der Partei gepustet werden müssen.

Dabei hat die SPD ja nicht nur extern Leute vergrault, sondern auch intern. Es hat sich eine soziale Klitsche gebildet, die intern nach den eigenen Gesetzen funktioniert. Die aber gar nicht auf dem Schirm hat, welcher Wind ausserhalb weht. Und es ist nun einmal heute so, dass wer das nicht mitbekommt, nach außen kaum vermittelbar ist. Das ist der Spannungsbogen von Bauer sucht Frau.

Ein Dampfschiff ohne Maschine

Diejenigen, die von Nöten wären, das Schiff wieder auf den alten sozialdemokratischen Kurs zu bringen, wurden wegen dieser sozialen Klitsche fern gehalten oder durch sie vergrault. Genau diese Leute sind nun eben nicht in der Partei, damit die SPD wieder auf breiter Basis Akzeptanz finden kann.

Es bedarf einer intellektuellen Glanzleistung, um ein strategisches Werk, egal ob in Wort oder Schrift, einzubringen, das Orientierungspunkt für die derzeitigen SPDler werden kann und das werbend diejenigen für die SPD wieder begeistern kann, die die SPD auf ihrem Weg in den letzten 15 Jahren ganz verloren hat.

Die Chancen für so einen Fixpunkt sind aber mehr als gering. Die Intellektuellen hat man schon vergrault, ein paar Künstler bekennen sich noch zur SPD, aber von denen kennt der Durchschnittsbürger auch schon zwei Drittel nicht. Steinmeier verweist auf den geschichtsträchtigen Begriff der Sozialdemokratie, Deutschland brauche eine starke Sozialdemokratie, aber ihm entgeht, dass die Wenigsten heute noch die Begriffe Sozialdemokratie und SPD für deckungsgleich halten.

Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?

Und jetzt kittet man eben mehr schlecht als recht, was kittbar erscheint.  Das Neubesetzen von Positionen, das Hochpurzeln in der SPD-Hierarchie und der kommende Richtungsstreit übertünchen das nötige Selbstbekenntnis der Partei als einer 20%-Partei. Ein Blick zu den sozialdemokratischen 20%-Kollegen in den Niederlanden könnte heilsam sein.

Hoffnung setzen einige in ein Rot-Rot-Grün-Bündnis in NRW, das eine Blaupause für künftige Koalitionen werden soll. Aber in NRW herrscht noch Schwarz-Gelb, von Wechselstimmung kann keine Rede sein, und das Schreckgespenst, dass Sahra Wagenknecht in NRW zur Ministerin erkoren wird, sollte man nicht unterschätzen.

Den Sozen sollte daher eines klar sein: Die Talsohle ist noch nicht verlassen und vielleicht noch nicht einmal erreicht.
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Lesetipp:  Süddeutsche Zeitung – Wie man einen Mann versenkt

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