westfälische idiome (viii): pröddeln

Pröddeln gehört zu den männlichen Aktivitäten, die von Frauen und Nichtpröddlern aus Unkenntnis gerne zu den stupiden, eigenbrödlerischen Handlungen gezählt werden. Bei einer solchen negativen Beurteilung wird grundsätzlich die kontemplative Charakteristik dieser Tätigkeit außer Acht gelassen.

Pröddeln ähnelt dem Suchen, indem man während dieser Beschäftigung verschiedene Gegenstände erkennend unter die Lupe nimmt. Man kann in einer Schublade, einem Raum oder auch einfach in der Hosentasche pröddeln, solange sich dort eine noch nicht gänzliche erfasste Anzahl von Gegenständen befinden. Ein Pröddeln endet, wenn man keine Lust mehr hat, wenn man alle Gegenstände erfasst hat oder wenn man tatsächlich etwas Interessantes gefunden hat.

Es ist also weniger ein Suchen nach einem bestimmten Gegenstand als vielmehr ein kontemplatives Finden von etwas, von dem man beim Pröddeln noch nicht weiß, was es ist. Auch und gerade wenn es nicht mehr als eine gewisse Ruhe und innere Einkehr ist.

Verwandte Tätigkeiten sind das überlange Aufhalten im eigens dazu eingerichteten Hobby-Keller, auf dem Dachboden, in der Garage, in Elektronikfachgeschäften, Baumärkten, Musikläden oder Buchhandlungen. Ebenso zählt das sitzende Nichtdenken dazu, das von Frauen nie als solches akzeptiert wird und mit einem Was denkst du gerade? empfindlich gestört wird.

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