die putzigkeit der provinzpolitik

Auch in meiner kleinen Heimatstadt ist der Wahlkampf ausgebrochen und irgendwie kommt es mir so vor, als ob es noch nie so putzig zugegangen ist.

schulevorbeiEs fängt an mit so klassischem „Die andern sind voll doof“-Plakaten, diesmal von der CDU. Die weiss nämlich, dass die Rot-Rot-Grünen bis auf die Grundschule so ziemlich alles abschaffen wollen. Da scheint ja jemand seine Macht im Wanken zu sehen, wenn er derart Ängste schüren muss. Aber gut, das ist klassisch, darüber kann man hinweg sehen. Es gab wohl noch keinen Wahlkampf, in dem die CDU nicht auf Angstmacherei zurückgegriffen hat.

Loeffelbieger Dies ist nicht die einzige etwas seltsam daherkommende Wahlwerbung. Das links im Bild ist der Dieter Jasper. Mehr erfährt man vorerst nicht. Für welche Inhalte er steht, welcher Partei er angehört, weswegen man ihn wählen soll: Weiss der Geier oder weiss er nicht. Immerhin kennt er seinen Namen, das ist ja auch schon mal etwas. Und schauen sie mal in ihr Besteckfach, vielleicht haben sich inzwischen die Löffel verbogen.

Termin ist klarNach Streitigkeiten in der lokalen SPD ist ein Mitglied zu den Linken gekommen und nun hat man die Linken immerhin schon einmal auf der Rechnung. Bisher bleibt die Partei vor Ort allerdings mehr als blass. Eine Positionierung ist noch nicht erkennbar. Das Fehlen von Inhalten, das uns später noch einmal begegnen wird, spiegelt sich auch auf ihren Wahlplakaten wieder: Anstelle irgendeines Inhaltes weist man auf den Tag der Kommunalwahl hin.

wuerschtelVon der SPD hat sich ein weiteres kleines Trüppchen abgesetzt und eine eigene Wählervereinigung gegründet. Da zwei der Ex-SPDler ihr Ratsmandat mitnahmen, kam die Vereinigung namens IfI gleich in den Genuß, Fraktionsstatus zu haben. Dies brachte einige Unbekannte dazu, Aufkleber wie den links zu sehenden hier und da anzubringen.
Die IfI selber unterstützte einen etwas eigensinnigen Politikgauckler, der sich irgendwie wichtig vorkam.

Eine weitere Juxvereinigung hat sich unter dem Namen Huckeducks Universum im Internet breit gemacht. Unter der Leitung des Straßenkehrers Heinrich Pröttkenkrögel, hier links im Bild, starten auch sie ein Auflehnen gegen untragbare, politische Missstände.

In der Lokalzeitung begann dann eine auf kurzen Stichworten basierende Vorstellung von Kandidaten für den Stadtrat. Und auch hier ist ein gewisser Schalk nicht abzuweisen:

kandidaten Der Familienstand des CDU-Kandidaten ist „in Warteschleife“. Wenn das reale Leben mit den Wertvorstellungen einer christlichen Partei etwas revolutionär umgeht, dann erfindet man sich eben lustige Metaphern. Zur Wahl als derzeitigem Status stehen den Mitgliedern noch: „In Lauerstellung“, „Auf Abruf“, „Auslaufend“ und „Seehofernd“. Und gleich bei den Hobbies geht es dann los mit der Welterklärung: Dort ist er interessiert an „Psychologie in Verbindung mit dem gesunden Menschenverstand“. Als ob der gesunde Menschenverstand nicht genau das ist, was Psychologie unter anderem untersucht. Und die Ansicht, dass Theorie das Eine ist, und Praxis etwas ganz anderes, das hat schon Kant vor Jahrhunderten auseinander genommen.

Der FDP-Kandidat kann wohl eigentlich nichts gut, will aber dennoch gewählt werden, damit sich Arbeit wieder lohnt. Was das mit Kommunalpolitik am Hut hat, hmmm, könnte man Herrn Jaspers fragen. Vielleicht kann er auch einfach nur gut Bindestriche ziehen, dass hat der FDPler bei fast der Hälfte der Fragen getan.

Die IfI schickt einen Motorrad fahrenden Punktesammler in Flensburg ins Rennen. Na, da hoffen wir mal, dass es nur überhöhte Geschwindigkeit ist und kein Alkohol am Lenkrad.

Bei den Linken steht ein musikhörender Fotograf auf der Liste. Politische Ziele hat er keine. Aber gut schaut er aus auf dem Foto. Fotografieren liegt ihm halt. Vielleicht will er auch einfach nur ein wenig Musik hören und knipsen und irgendein Bekannter hat ihn einfach spaßeshalber mal auf eine Ratsbewerbungsliste gesetzt.

Und was ist mit den Grünen und der SPD? Ist bei denen alles ein Kindergeburtstag? Nun, wie überall muss die SPD heftig strampeln, um nicht von der Bundespartei in einen Abwärtsstrudel gezogen zu werden. Ob da eine neue Internetseite hilft, bleibt abzuwarten. Die Grünen bauen auf Sympathie, wenn man ihre Wahlplakate anschaut. Diese sind, das kann man unparteiisch sagen, von den derzeit Bekannten wohl die Gelungensten.

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