brillenfahrrad

Brillengeschäfte sind Geschäfte, in denen ich mich nicht sonderlich gerne bewege. Das ist bestimmt ein persönlicher Hau, aber es ist eben so. Brillen sind nicht gerade billig, mir stehen eckige Brillen so gar nicht, und bunte Brillen mit dicken Rändern, nein, die scheinen mir auch nicht zu stehen. Deswegen fühle ich mich in Brillengeschäften, wenn ich selbst Ausschau halte immer wie ein Elefant im Porzellanladen. Ich möchte am liebsten nicht behelligt werden, aber das lässt ja doch niemand zu.

Nun wollte ich doch mal wieder los, mir so ein Nasenfahrrad zu besorgen, denn besser wird die Sehfähigkeit im Alter ja auch nicht. Mein erster Spatziergang führte mich in das Geschäft, das mir die letzte Brille verkauft hatte. Der Besitzer ist inzwischen verstorben, leider und viel zu früh. Das Geschäft sah aber noch genau so aus, hatte jedoch nur längliche, eckige Brillgestelle. „Was möchten Sie aus sich machen?“, fragte der Verkäufer. Toll, diese Gewichtung macht mir die Suche nicht gerade leichter. Eckig kam sowieso nicht in Frage. Ich komme wieder. Sprach’s und eilte zur Tür.

Mein nächstes Brillenladenziel führte an einem Brillenstatussymbolladen vorbei. So schon mal gar nicht, denke ich beim Betrachten der vollhaarigen Brillenmodels, die sicher privat nur Kontaktlinsen tragen.

Naja, da vorne ist ja schon mein Ziel. Großer Eingang, keine Tür aufschieben. Dafür DINGDONG, ne Klingel. „Was suchen Sie?“, begrüßt mich die Bedienung. SEHEN SIE DAS NICHT?, brüllt mein inneres Ich, DIE KÄSEABTEILUNG! Aber nein, meine Erziehung drängt mich zu sagen, dass ich halt irgendwas, was zu diesem Quadratschädel passt haben möchte. Mir werden eckige Gestelle vorgeführt. Raus aus meiner Privatsphäre! Doch halt.

Da liegt eine Brille, so schätze ich, die hat dieselbe Form wie meine verlorengegangene. Ein Ausweg. Keine Kompromisse. Keine Experimente. Wie schön. „Die steht Ihnen, die gefällt mir.“, sagt die Verkäuferin. Ich nehme sie trotzdem.

Jetzt sehe ich wieder. Bestimmt taucht die alte bald wieder auf. Ist immer so.

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