hoersters rechtspositivismus

Heute gab es ein kleines Seminar von Norbert Hoerster, an dem ich teilgenommen habe. Eigentlich ist es so eine Art Fragestunde zu dessen Ansichten gewesen.

Hoerster ist in den 90ern von Studenten bedrängt worden. Der AStA Mainz hat sich damals unrühmlich hervorgetan, indem Boykotte Hoersters initiiert wurden. Das ist sicherlich ein Armutszeugnis der Studenten gewesen. Wer immer an eine Universität kommt und bereit ist zu argumentieren und zu diskutieren, hat ein Recht darauf gehört zu werden.

Nun ist Norbert Hoerster einen solchen Heiopei auch gar nicht wert gewesen. Seine Ansichten sind zwar etwas einseitig, aber sonderlich verhetzend oder negativ wirkend auf andere, nein, das sind sie nicht. Er vertritt einen Rechtspositivismus, der mir persönlich zu seicht ist. Einige Bücher, die er herausgegeben hat, sind allerdings durchaus lesenswert (Recht und Ethik, Ethik und Interesse). Er habe damit eine Ethik geschaffen, so der Bund der Geistesfreiheit, ohne auf Metaphysik zurück zu greifen.

Aber man muss inhaltlich schon so einiges kaufen, um Hoersters Sichtweise gut zu finden. Metaphysik wird einfach verworfen, ohne beispielsweise darauf ein zu gehen, dass bspw. Kant damit analytische Sätze, deren Gültigkeit nicht auf Erfahrung beruht, meint. Und von derartigen Sätzen macht Hoerster auch Gebrauch. Das wird etwas dadurch kaschiert, dass er andauernd auf irgendwelche Beispiele eingeht, wobei unklar bleibt, weswegen derartige Beispiele allein seine Theorie halten sollen.

Für Hoerster geht Moral zurück auf die Interessensdarlegungen von Menschen und unter Interessen kann nun alles gefasst werden. Sofern (Standardextrembeispiel) im Dritten Reich eine Mehrheit des Interesses gewesen ist, bestimmte Personengruppen zu vergasen, wäre das moralsich rechtens. Es gibt zumindest nichts in der Hoersterschen Theorie, was dagegen spräche. Aber auch das Gebot, im Theater darf man nur blaue Hosen tragen, könnte für Hoerster ein moralisches Gebot sein.

Nein, meines Erachtens schlingert Hoersters Theorie enorm, geht zu wenig auf offensichtliche Kritikansatzpunkte ein und verweist oft nur darauf, wer gegen ihn sei, müsse eine andere Theorie vorlegen.
In der Diskussion wurde herausgestellt, dass es keine optimale Trennschärfe von Hoersters moralischen und anderen Normen gibt. Dazu scheint mir auch Hoersters Theorie einfach zu flach zu sein. Sie interessiert mich auch nicht sonderlich, da die Ausgangslage mir unzureichend begründet ist. Nur zu sagen, weg mit metaphysischem Denken, wir fangen bei einer Tabula rasa ein, klingt verlockend, aber eben auch viel zu seicht.

Ich bleibe da bei Kants Argumentationen, die Hoerster etwas abenteuerlich als in der Luft hängend beschreibt. Ein intensiveres Studium der kantischen Texte legt diese Ansicht allerdings nicht sehr nahe.

Spätestens als beim Essen hinterher Hoerster dafür eintrat, Geisteswissenschaften und Theateraufführungen, die staatlich finanziert würden, zu streichen, weil die nichts brächten, runzelte auch der letzte Anwesende mit der Stirn.

Ich habe keinen sonderlich interessanten Gedanken durch Hoerster gewonnen. Dazu war das Aufeinandertreffen gut und damit ist Hoerster für mich ad acta gelegt.

Du magst vielleicht auch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert