die parteien-wahlschlappe

Jörn Thießen von der SPD hat gefordert, man solle Bürger mit Bußgeld belegen, wenn sie nicht wählen gehen. und bekundet damit: Die Krise in der SPD geht weiter.

Denn hinter dieser Forderung steht ja die Haltung, der potentielle Wähler wäre aus Faulheit zuhause geblieben. Das glaube ich nicht. Zwar ist das EU-Parlament der Ort, an dem die Politiker am meisten verdienen und überaus wichtige Entscheidungen gefällt werden. Aber über die Arbeit der deutschen Politiker dort erfährt man doch erschreckend wenig. Es ist doch bezeichnend, dass die bekannteste EU-Politikerin eine Sonnenscheinpolitikerin ist. Noch nicht einmal in der FPD kann ihnen jemand sagen, was Koch-Mehrin im EU-Parlament konstruktiv geleistet hat, die sagen nur es sei vorbildlich, wie sie Familie und Beruf unter einen Hut brächte. Wohl gemerkt: Zeitlich, nicht inhaltlich.

Kann man jetzt FPD wählen, ohne seine Stimme Koch-Mehrin geben zu wollen? Nö. Man kann nur bedingt auf eigene Ansichten beim Wählen eingehen. Auf die Ausführenden hat die Wahlentscheidung im Einzelfall überhaupt keine Auswirkung: CDU und SPD kommen z.B. mit großer Sicherheit ins EU-Parlament, wer da in der Liste an 1 steht muss eigentlich nicht um seinen Einzug kämpfen, müssen nicht hoffen, gewählt zu werden.

Bürger wählen pauschal Parteien, die sich selbst kaum erhellend positionieren. Bei den Grünen wird vor die Inhalte noch ein WUMS getackert, um es noch mehr zu verschleiern. Man wählt ins Blaue und verlässt sich dabei auf die Sympathie, die man der einen oder der anderen Partei zuweist.

Eine moderne, attraktive demokratische Wahl sieht für mich anders aus.

Weiterlesen

deutsche identität

Ich war mal in Dubrovnik auf einer Kant-Tagung und dort meinte ein Philosophie-Professor im Zuge einer Unterhaltung über Europas Verfassung, man solle doch den Begriff der deutschen Identität ad acta legen. Die Deutschen hätte damit keine gute Erfahrung gemacht und genau definiert wäre dieser Begriff auch nicht.

Ich habe mich dagegen ausgesprochen, diesen Begriff los zu lassen; nicht weil ich nationale Gefühle hege, sondern weil ich meine, darunter lässt sich etwas verstehen.

Unter Identität verstehe ich zunächst, dass es eine Vielzahl an Einflüssen gibt, durch die wir unsere eigene Person tagtäglich gekennzeichnet sehen. Erinnerungen, psychische Zustände, Gedanken, soziale und phänomenale Umgebung und so weiter. Ich glaube nicht, dass man jederzeit alle verfügbaren derartigen Einflüsse braucht, um sich selbst als die Person zu identifizieren, die man ist. Aber wenn keine derartigen Einflüsse da sind, oder zumindest nur sehr wenige, dann hat man für sich selbst keine Identität. Vielleicht gibt es dann noch Fotos oder Papiere, die etwas über seine eigene Person aussagen. Wenn man keine Einflüsse hat, kann man anhand derer seine eigene Identität wieder aufbauen.

Wenn man von einer deutschen Identität spricht, dann heisst das, dass es Einflüsse gibt, die aus der deutschen Region stammen. Man liesst deutsche Zeitungen, schaut deutsches Fernsehen, liesst deutsche Bücher etc. Ich glaube nicht, dass es biologisches Deutschsein gibt, das man übertragen könnte. Ehrlich gesagt, ich halte es auch für Blödsinn, so etwas an zu nehmen. Rein wissenschaftlich muss man aber sagen, es gibt keinen Nachweis, dass sich Gedanken biologisch weitergeben liessen. Das können auch die nicht, die irgendetwas in der Hinsicht behaupten und insofern ist es herbeigewunken, derart von einem Deutschsein zu sprechen.

Ich denke, jemand der einer deutschen Linie entstammt, in Deutschland geboren wurde und dann ohne weiteren deutschen Einfluss irgendwo anders aufwächst und sich an anderer Kultur orientiert: Derjenige hat hauptsächlich keine deutsche Identität. Andersherum: Jemand, der einer nichtdeutschen Linie entstammt, und in Deutschland mit all der deutschen Kultur groß wird: Derjenige hat eine deutsche Identität. Vielleicht in Teilen auch eine französische oder amerikanische. Das kommt ganz auf die Einflüsse an. Und diese Einflüsse sind sehr frei annehmbar. Wir haben einen viel besseren Kontakt zu ausländischen Ideen als vor Jahrhunderten. Das spiegelt sich auch in den persönlichen Identitäten wieder.

Und hieraus ergibt sich meines Erachtens ein geradezu logisches Scheitern der deutschen Rechten[1. Man muss den Begriff der Identität nicht deswegen fallen lassen, weil er den Rechten nützt, sondern sollte ihn analysieren, gerade weil er ihnen nur nützt, wenn man das nicht tut. ]: Ihr Identitätsbegriff ist so falsch wie veraltet, ihre Behauptungen über die Welt sachlich nicht überzeugend und keiner Analyse standhaltend, so dass ihnen immer nur bleibt, herauszuposaunen, dass sie Opfer sind: Opfer der aktuellen Politik, der Medien, der Mächtigen, die ihre Macht nur deswegen ausüben, weil sie sie haben. Opfer vor allem ihrer eigenen Engstirnigkeit. Wäre das irgendwie anders, müssten sie nicht dauernd selbstgewählt die Opferrolle bekleiden und müssten neuerdings nicht gekünstelt die Argumente ihrer Gegner über den bösen Kapitalismus annehmen. Da ist nichts eigenes, was heute erfolgreich verwendet werden kann. Kurz gesagt: Keine deutsche Identität, nur Angst, Hass und das Verlangen, eben dieser Angst und dem Hass Gehör zu verschaffen.

An dieser Angst- und Hassidentität haben die meisten Deutschen kein Interesse. Von den Rechten wird hierzu gerne gesagt, dass sei ein Verweichlichungsgehabe, diese Leute seien von den Mächtigen entmündigt. Wer Entmündigten helfen möchte, kann das aber nur durch Aufklärung tun. Aufklärung, die die großen deutschen Dichter und Denker befördert haben. Auf diese Denker verweisen die Rechten als „Denker“ gerne, verkennen aber, dass die großen deutschen Denker alle links gewesen sind.

Die rechtsnationale Idee ist in Deutschland keine Erfolgsgeschichte und die rechten Parteien sind nur bleibende Erinnerung an das stetige Scheitern dieser Idee. Diese Erkenntis ist auch und gerade Teil meiner deutschen Identität.

Weiterlesen

die neue abseits ist da

abseitsDie neue Ausgabe von Abseits ist in Osnabrücks Fussgängerzonen wieder erhältlich. Ich hatte schon geunkt, dass es die Zeitung gar nicht mehr gibt, weil das letzte Lebenszeichen im Internet aus dem Jahr 2007 stammt. Aber jetzt habe ich wieder Verkäufer gesehen und dann nimmt man sowas eben mit. 1,10€ kostet das gute Stück, wovon die Hälfte an den Verkäufer geht. Thema dieser Ausgabe ist Integration und es kommen Russlanddeutsche und Polen zu Wort, die in Osna ihre Heimat gefunden haben. Sehr lesenswert!

Weiterlesen

die neue masche des après-ski-heintje

Der Après-Ski-Heintje ist wieder aufgetaucht und kommt mit einer altbekannten niederländischen Masche daher: Er besingt, dass er Freitags zu seiner Oma fährt und ihr Rosen mitbringt. Natürlich macht unser Bob das nie im Leben, und der ganze Quark ist nur dazu da, anderen Omas ihre Kohle für ähnlich lausige CDs aus dem Portmonnaie kratzen zu lassen. Aber diese Masche hatte ja schon bei Jantje Smit Erfolg. Also auf ein Neues:

Weiterlesen

oma-überführung auf holländisch

Unsere Niederländischen Nachbarn haben die lustige Angewohnheit, alte deutsche Lieder toll zu finden, irgendwie ins Niederländische zu übersetzen und das bringt dort dann echt Kohle. Dazu zählt auch einer der größten Hits der 90, derjenige Song, durch den Jantje Smit bekannt geworden ist: Ik zing dit lied vor jou alleen.

Das ist ein Lied für die Omas, die offenbar finanziell so gut ausgestattet sind, sowas zu hypen. Das Lied handelt von der besungenen Oma, der Jantje immer weiße Rosen mitbringt, die aber ankündigt, bald den Löffel in den Besteckkasten zu schmeissen. Und als sie dann das Zeitliche gesegnet hat, ist Jantje ganz schön einsam, hört aber dennoch mit dem Plärren nicht auf. Sterbesongs für den Geldbeutel. Diesen Denk-an-dein-Ableben-Song gibt’s auch in deutscher Übersetzung, die war aber nicht ganz so erfolgreich.

Das Übel in die Welt gesetzt hat übrigens in den 70ern Jack White, der Andrea Jürgens Ich zeige Dir mein Paradies singen liess. Immerhin muss die gute Andrea nicht singen, dass ihre Oma doch mal bitte bald in die Kiste hüpfen soll. Aber die Geschichte, dass sie einen bunten Vogel einfängt, in ihr Zimmer verschleppt, ihm ihre Poster erklärt und ihm dann „das Paradies zeigt“, klingt nach der härtesten Ausgabe der Supernanny. Wahrscheinlich hat die geschiedenen Hippie-Eltern auch einfach nicht so interessiert, dass ihrer alleingelassenen Töchter im Drogenrausch Federvieh für das Paradies präpariert.

Weiterlesen