ex-spd-internetwahlkämpfer redet tacheles

Jemand, der ehemals in diesem Jahr in der SPD-Internet-Wahlkampfzentrale gearbeitet hat, hat sich wohl gerade jemand etwas Luft über den mislungenen SPD-Internet-Wahlkampf gemacht und ich finde das wirklich lesenswert, wenn der Text auch lang ist.

Mein Lieblingssatz ist ja: [Steinmeier] wirkt wie ein Mann, der ständig den Heiratsantrag verschiebt, weil er sich nicht sicher ist, ob er
wirklich verliebt ist.

Ein entzückendes Bild. Aber der anonyme Schreiber wird sachlich auch
etwas deutlicher:

Die SPD-Bürokratie ist auf dem besten Wege aus lauter Angst vor der
Demokratie, vor den bösen Medien, vor den uneinsichtigen Bürgern und sogar vor den lästigen Genossen die gesamte Partei in die Knie zu
zwingen. In Verbeugung vor dem Guru „Kontrolle“ und dem Guru „Politische Kommunikation“.

Nicht immer ist der Schreiber ganz klar in seiner Ausdrucksweise, aber
den Musikknochen trifft er schon ganz zielsicher.

Es wird, so scheint mir, der sozialen Gerechtigkeit nicht gerecht, als Markenkern herhalten zu müssen, als strategische Komponente,
Verpackungsbotschaft für ein Produkt. So werden Werte zu Werbung:
ent-wertet. Tickets to nowhere.
Treffer, versenkt.

Er beschwert sich, dass die Ach-so-Intelligenten in den höheren
SPD-Kreisen sich nie auf ein offenes Gespräch einlassen und dann
irgendwann trotzig werden.

Und weil sie glauben, dass Politik so funktionieren kann, sorgen sie
mit dafür, dass sie nur so funktioniert.

Man mag dem Schreiber ja vielleicht eine etwas gekränkte Eitelkeit
unterschieben wollen, weil seine Ideen nirgends aufblühen konnten, aber eine bessere Analyse des sicherlich unfruchtbaren Internet-Wahlkampfes auf Bundesebene kenne ich nicht.

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2 Kommentare

  1. Trotzdem muß man sich ja fragen, was der „anonyme“ Schreiberling damit wohl bezweckt. Wenn er wirklich der Meinung ist, daß Schwarz-Gelb verhindert werden muß (was er im Artikel ja immer wieder betont), hätte man den Artikel besser nach der Wahl veröffentlicht. Verbessern wird sich die Situation innerhalb der nächsten tage eh nicht, aber dafür demotiviert es die ganzen fleissigen Wahlkämpfer da draußen…

    Am Ende überwiegt mein Eindruck, daß da ein „Online-Wahlkampf-Experte“ (hui, Anfang 2009 bereits bei Facebook dabei? ein echter Early Adopter *lol*) seinen Frust von der Seele schreibt, obwohl im Text viele Punkte durch den Autor korrekt erkannt wurden…

  2. Der Meinung würde ich mich anschliessen wollen. Es ist immerhin verwunderlich, dass er nicht mehr im Online-Wahlkampf mitspielt, bis zum Ende sollte man die Truppe doch beisammen halten. Und die Erzählung, bei niemandem mit seinen Gedanken gelandet haben zu können, wirkt auch etwas trantütig. Aber gut, ich war nicht dabei, ich habe sowas nicht versucht und in der Person des Verfassers rum zu psychologisieren, das ist immer ein leicht blenderisches Spielchen.

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