so ist das mit dem journalismus

Neulich erzählte mir jemand, bei der Lokalzeitung sei das so eine Sache mit der kritischen Berichterstattung. Wenn der gemeine Westfale einen Veriss läse in der Zeitung, dann würde der pampig reagieren, einen bösen Leserbrief schreiben und dann die Zeitung abbestellen. Heutzutage natürlich ein geradezu verhängnisvolles Verhalten. Wer abonniert schon wieder eine Zeitung, die er mal abbestellt hat. Daher würde man kritsche Bemerkungen bei der Zeitung inzwischen eher vermeiden.

Abermals neulich erzählte mir jemand von einem Konzertabend, den er besucht habe. Die Band wäre noch passabel gewesen, die Sängerin aber hätte nie zur rechten Zeit einen richtigen Ton getroffen. Nach der Pause hing sie wohl so intensiv an ihrem Mikrofonständer, dass sich der Eindruck nicht verscheuchen ließ, dass sie derbe einen im Tee hatte. Derbe einen im Tee habe dann wohl auch der Zeitungsberichterstatter gehabt, dem das schaudrige Gekrächze laut Zeitungsbericht wie holder Engelsgesang vorgekommen sein muss.

Die Realität schön schreiben als Wirtschaftsmodell – da schreibt man sich wohl eher von der einen in die andere Krise.

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4 Kommentare

  1. Schönes Wort ;-). Danke! Aber Bratwurstjournalismus bezeichnet vielleicht nur den alltäglichen Lokaljournalismus, der belanglosen Aktionen einfach begrifflich nichts mehr abgewinnen kann: Dem Adventsbazar der Frauengemeinschaft, den Ehrungen zur 25jährigen Mitgliedschaft des Kegelclubs, das Tontaubenschießen des Schützenvereins und so.

    Was ich meinte, war ja die gewollte Fastfoodisierung des Lokaljournalismus‘. D.h. die Hervorbringung eines Produkts, das ohne Nährstoffe ist, schnellverzehrbar, leicht verdaulich und unter vermeidung jeglichen Anspruches.

    Das scheint mir den herkömmlichen Lokaljournalismus noch zu toppen. Der Bratwurstjournalismus bezeichnet vielleicht nur den alltäglichen Lokaljournalismus, der belanglosen Aktionen einfach begrifflich nichts mehr abgewinnen kann: Dem Adventsbasar der Frauengemeinschaft, den Ehrungen zur 25jährigen Mitgliedschaft des Kegelclubs, das Tontaubenschießen des Schützenvereins und so.

    Was ich meinte, war ja die gewollte Fastfoodisierung des Lokaljournalismus’. D.h. die Hervorbringung eines Produkts, das ohne Nährstoffe ist, schnell verzehrbar, leicht verdaulich und unter Vermeidung jeglichen Anspruches.

    Das scheint mir den herkömmlichen Lokaljournalismus noch zu toppen. Der Bratwurstjournalist kann irgendwie nicht anders, der Fastfoodjournalist soll und darf nicht anders. Und er merkt dem Produkt seine Verfehlung irgendwann nicht mehr an.

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