der spiegel und ich

Ich habe mich mal beim Handelsblatt über den SPIEGEL ausgelassen. Thomas Knüwer befasst sich dort eingehend mit der Titelstory der letzten Woche über soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter. Weiss gar nicht, ob, wann und was da immer für journalistische Ohren zuuuuu kritisch ist, das hier ist jedenfalls mein Statement:

Die gute Analyse des Artikels ist fast schon überflüssig, es schürt eine Aufmerksamkeit, die der Artikel nicht verdient. Was mich verwundert ist: Der wievielte Artikel über Twitter ist das nun? Und wie oft wurde viel geschrieben ohne auf die bemerkenswerten Wechselwirkungen des Dienstes einzugehen, weil man sie nicht kennt? Stattdessen immer diese süffisant unterschwellige Ablehnung einer vermeintlichen Modeerscheinung. Die Zeitungen wollen sich nicht erlauben, nicht darüber zu schreiben, erlauben aber sehr wohl miserabel darüber zu schreiben. Ich tue es ungern, aber ich zitiere Pispers 15 Jahre alten Spruch „Das einzige, was an diesem Journalismus noch kritisch ist, ist sein Geisteszustand.“ Etwas zu verallgemeinernd, aber man weist es kaum noch von der Hand.

Den Spiegel selbst las ich mit 13 das erste Mal. Mir brannte sich ein Text über einen fast gleichaltrigen Jungen aus Rumänien ein, der krank in einem rumänischen Waisenhaus verendete. Das war für den Leser markerschütternd, verletzend, wütend machend, prägend und dennoch oder vielmehr gerade deshalb ein Page-Turner. Das traue ich dem Spiegel von heute nicht mehr zu, aber was noch schlimmer ist: Die Journalisten scheinen sich an das frühere Niveau nicht einmal mehr zu erinnern.

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