tilman rammstedt – der kaiser von china

Tilman Rammstedt hat im Oktober endlich seinen seit dem Sommer angekündigten Roman „Der Kaiser von China“ veröffentlicht. Für dieses Buch erhielt er schon diverse Preise im voraus, u.a. den Ingeborg-Bachmann-Preis.
Und vielversprechend beginnt auch dieser kleine Schmöker. Die ersten 40 Seiten sind eine äußerst komische Beschreibung der Macken des Großvaters von Hauptfigur Keith. Es sind aber auch wohl nur die ersten 40 Seiten, die beim Bachmann-Preis vorgelesen wurden. Danach ändert sich der Roman etwas, ohne dass man von einem außerordentlich überraschendem Wechsel sprechen könnte. Keith bekommt von seinen Geschwistern Geld für eine Reise mit dem Großvater, welches er im Kasino mit dessen Geliebter auf den Putz haut. Dann stirbt der Großvater und Keith erfindet sich im eigenen Haus versteckend die Geschichte einer China-Reise mit dem Großvater.
Dieser zweite Teil ist nun verglichen mit dem Anfang kaum noch humorvoll, darauf aber auch nicht angelegt. Es ist eine durchaus detailliert geschriebene Erzählung ohne größeren Tiefsinn. Sollten die ersten 40 Seiten dem Leser irgendwas schmackhaft gemacht haben, außer dem Erzähltalent Rammstedts wird ihm nichts präsentiert.
Das ist nicht weiter schlimm, die 160 Seiten lesen sich flott, man hätte aber fast mehr erwartet. Mich hat die Lektüre an Hard-boiled wonderland oder das Ende der Welt von Haruki Murakami erinnert. Auch dort beginnt ein Roman mit einer sehr witzigen Alltagsbeschreibung und mündet in einer phantasievollen Geschichte, die aber nicht mehr witzig ist.

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