geschichte des politischen denkens

Manfred Brocker – Geschichte des politischen Denkens, Ein Handbuch, Suhrkamp 2007
Dieses Handbuch beansprucht, eine Lücke etwas schließen zu können, die trotz vieler Bücher zu klassischen philosophischen Denkern bestünde. Es gäbe keine knackigen Darlegungen von den Hauptwerken, man finde immer nur eher Biographisches. Der große Umfang des Buches enttäuscht dann auch nicht auf den ersten Blick. Man findet 53 Artikel zu wichtigen Werken von u.a. Platon, Aristoteles, Cicero, Hume, Kant, Montesquieue, Nietzsche, Hegel, Luther, Rawks, Habermas und und und. Will man einen der besprochenen Autoren grundlegender kennenlernen, so ersetzt dieses Buch natürlich nicht die Lektüre der einzelnen Autoren. Aber für Erläuterungen der einzelnen Werke ist dies ein sehr anregendes Buch, dass sich jeder Student, der in diese Richtung arbeitet, einmal genauer anschauen sollte.

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der après-ski-heintje

Dass man, wenn man einen Einblick in andere Kulturen nimmt, etwas verwundert wird, gilt sicher nicht nur für die russische Musikkultur. Die Holländer sind da beinahe Marktführer. Vor ein paar Jahren wurde versucht, ein kleines, dickes Etwas zum neuen holländischen Schlagerstar aufzubauen. Das Prinzip war immer das Gleiche: Wir packen einem kleinen, dicken Jungen ein kleines Wicht an die Seite, lassen ihn über das Wetter oder sowas singen, sinnlose Handbewegungen ausführen und spielen dazu die vordefinierten Melodien auf dem Hohner-Keyboard ab.

Und dieses Prinzip gab es dann in kleinen Variationen:

a. Die Winter-Variante

b. die Techno-Billigpornoambiente-Variante

c. die Erste-Liebe-Variante

d. die Aprè-Ski-Variante

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olga spears und sergej springsteen

Ich weiss nicht, wie intensiv man in eine Kultur eingeweiht sein muss, um sie zu verstehen. Wenn man sie einigermaßen versteht, hält man sie wohl nicht mehr für merkwürdig. Wenn man das nicht tut, ist es schon seltsam. Aktuelle russische Musik ist Nichrussen eigentlich ziemlich unbekannt und das zu Unrecht. Die dazu gehörenden Videos sind aber schon deswegen bemerkenswert, weil sie zu akzeptabler Musik seltsame Bilder und Geschichten liefern. Sehr bekannt sind z.B. Sängerin Макsим und die Band Звери. Für eingeweihte Russische-Kulturversteher sind die wesentlich angesehener als die ausserhalb Russlands bekannteren t.a.t.u., quasi die skandallose Britney Spears und der Jon Bon Jovi Russlands. Verglichen damit ist t.a.t.u sowas wie Modern Talking.
Макsим oder Maksim macht Süssholzraspeleien in leichter Bekleidung. Das ist noch einigermaßen international. In diesem Video allerdings hoppst sie nur mit String und Hemd bekleidet mit ihrer besten Freundin auf Betten rum und föhnt sich einen.

Musikalisch geht das sicher in Ordnung, klingt etwas nach den Pet Shop Boys. Aber was diese Billigpornoatmosphäre in dieser Sehnsuchtsgeschichte zu suchen hat, verstehe ich nicht.

Dass es auch anders geht, zeigen Звери oder zveri. Deren Frontmann, der mich an den jungen Putin erinnert, quatscht in einer Disco eine rothaarige Schönheit an. Das ist ja auch etwas, was kulturhistorisch sich ein Deutscher nicht trauen würde: In einer Frauendreierrunge eine rauspicken und anquatschen. Das scheint in Moskauer Dissen okay zu sein. Nun ja. Er quatscht sie an, fragt, ob er ihr was bringen kann und sie sagt: „Erdbeeren.“ Was auch sonst. Die Mädels kichern, der junge Putin rennt los, quer durch Moskau und kommt tatsächlich mit einer Packung Erdbeeren wieder in die Disco, wo Fräulein Rotlocke noch wartet. Das Fräulein ist geschmeichelt, fragt, ob er tanzen möchte und er sagt: „Nö.“ Abfuhren verteilen kann ja sooooo Spaß machen:

Gut, es hat auch nie jemand innerhalb der deutschen Kultur verstanden oder erklären können, was Dieter Bohlen mit Geronimo’s Cadillac eigentlich sagen wollte, aber darum drehte es sich auch nicht. Das waren die 80er, Sinn hatte da in der Popmusik keine Bedeutung. Sowas unterstellt man aber sehr wohl anderer Kultur. Und das macht diese russischen Musikvideos doch irgendwie interessant.

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david baddiel – whatever love means (buch)

Man darf sich vom Titel dieses Buches nicht abschrecken lassen. Der Titel ist genauso wie der Autor für dei meisten Menschen ausserhalb Englands zunächst einmal nichtssagend. Es lohnt sich, beidem hinterher zu gehen. Kurz vor ihrer Hochzeit führten Lady Di und Prince Charles ein Interview mit der BBC. In diesem Interview wurden beide gefragt, ob Liebe der Grund für ihre Hochzeit sei. Lady Di antwortete „Naturally.“, natürlich. Prince Charles antwortete: „Whatever love means.“ Und diese doch irgendwie traurige Haltung, durch das Leben zu gehen, und irritiert davon zu sein, das man nicht genau weiss, was für einen selbst Liebe nur bedeuten mag, trägt Baddiels Buch in sich. David Baddiel ist in England als Comedian bekannt geworden. Zusammen mit Rob Newman füllte er als erster Comedian die Wembley Arena in London mit 12000 Zuschauern. Sein erstes Buch ist ein lustiger Roman über einen Jungspunt, der sich in seine Schwägerin verknallt und dann auf deren interessante Schwester trifft. Mit viel Alltagshumor gespickt ist dies eine sehr lustige Kumpelgeschichte. Sein zweites Buch ist da schon erster, vollkommen humorfrei, aber noch viel besser ist das dritte Buch. Es beschreibt Vic, der ein Verhältnis mit der Frau seines besten Freundes hat. Was zunächst noch als unbeschwertes Vorsichhinleben geschildert wird, ändert sich für die beteiligten Personen in ein nichtvorhergesehenes Fiasko. Das muss jetzt als Inhaltsbeschreibung reichen, auch wenn es nicht einer Analyse gerecht wird, ob und warum, dies hier große Literatur ist. Das Ding ist nur folgendes: Dieses Buch lebt von der Wendung, die es beschreibt. Und es wäre unfair, inhaltlich weiterzuerzählen, da dann das Lesevergnügen doch stark gemindert wird. Und da ich in vollkommener Überschätzung davon ausgehen, dass dieses Buch wegen meiner Fürspraqche gelsesen wird, lasse ich es hierbei. Meines Erachtens ein MUSTREAD, wie man auf englisch sagt, bei dem man erst am Ende das Vorwort zu verstehen weiss.

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lars und die frauen

Lars ist ein Soziopath. Das weiss sein Bruder wie seine Schwägerin. Die aber würde Lars gerne aus dessen verschlossener Welt herausholen, und sei es nur einmalig zum Abendessen. Aber auch dies geht schief, bis… bis Lars ihr von seiner Freundin Bianca erzählt, die gerade zu ihm gekommen sei. Zusammen im Wohnzimmer verschlägt deren Anblick aber Bruder und Schwägerin die Sprache, denn Bianca ist scheinbar für jeden außer Lars eine angekleidete aufblasbare Sexspielzeugpuppe. Um ihn nicht zu verletzen, wird Bianca akzeptiert. Dieser Film ist nicht unbedingt ein Schenkelklopfer, aber als Soziopathenkomödie sehr unterhaltsam. Die eingeschneite Stadt, in der er spielt, passt hervorragend zur fröstelnden Athmosphäre, die oftmals herrscht, wenn Versuche gestartet werden, mit Lars ein Gespräch anzufangen. Lars ist einer dieser Typen, die es bspw. für taktisch sinnvoll halten, während eines Gesprächs zu schweigen und ins Off zu schauen, wenn eine persönliche Frage gestellt wird. Derart produziert er schön nervige Gesprächspausen, aus deren Beklemmtheit kaum herauszukommen ist. Ein Film für alle, die eine Fabel erzählt bekommen wollen, wie man auch aus niederziehender Ödnis Optimusmus schöpfen kann.

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ina müller – liebe macht taub (album)

Ja, deutschsprachige Musik, da machte man jahrelang einen größeren Bogen drumrum als der Papst um einen Beate-Uhse-Laden. Da hiess es „Ich kämpf mich durch die Nacht“, „Einen Stern, der deinen Namen trägt“, „Du bist vom selben Stern“, „Du bist mein großer Bruder, du bist immer da“ und weiss der Schinder, was sonst noch. Hat jeder Versuch, aktuell Lieder in deutscher Sprache zu produzieren den Makel, in Kitsch zu ertrinken? Nein, nicht jeder. Ina Müller kämpft dagegen, und das tut sie erfolgreicher als Carolin Fortenbacher, der man dies gewünscht hätte. Gemessen am letzten Album ist das neue Liebe macht taub tatsächlich sowohl inhaltlich als auch musikalisch besser geworden. Abwechslungsreich und mit Schmiss, so dass unsereins sich wünscht, Fräulein Müller wär 10 Jahre jünger und an Typen wir mir interessiert. Gut, da bleibt wohl nur ihre Musik. Aber die kommt langsam, aber gewaltig. Sie besingt die taffe Enddreißigerin von heute, die schon über etwas Lebenserfahrung verfügt und mit dieser klarkommen muss. Quasi eine singende Ildikó von Kürthy, die plattdeutsch kann. Man muss nicht jede Zeile auf die Goldwaage legen und kritisch abschätzen, einfach mal abends auflegen und nebenbei hören, eine angenehme Wirkung wird sich einstellen – versprochen.

Ina Müller zum Reinhören bei Myspace

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a fine frenzy – one cell in the sea (album)

Für manche ist A fine frenzy noch ein Insider, was der einzige Grund ist, das Album hier aufzuführen. Es ist DAS Album der letzten Monate. Das liegt sicher irgendwo daran, dass neue Musik selten gut ist. A fine frenzy, ein Pseudonym der 22jährigen amerikanischen Sängerin Alison Sydol, macht eigenständigen Singsang, bei dem man nicht genötigt ist, sofort den Weiter-Knopf am CD-Spieler zu drangsalieren. Wer öfters die eine oder ander amerikanische Serie gesehen hat, dem werden einige Songs aus bspw. Dr. House oder CSI: NY bekannt vorkommen. Der beste Song ist der Schmachtfetzen Almost lover, aber auch den Rest kann man sich anhören. Kein Jahrhundertalbum, aber es reicht für ein Paar Runden im CD-Spieler, die Abwechslung bedeuten. In den amerikanischen Billboard-Charts ist das Album nicht eingeschlagen, aber ich bin mir sicher, dass sich das für die junge Dame grundlegend ändernd wird.

A fine frenzy bei MySpace

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8 blickwinkel

In Spanien wird der amerikanische Präsident bei einem öffentlichen Auftritt angeschossen. Im Tumult ertönen weitere Schüsse und kurz darauf geht eine Bombe hoch. Dieser Plot wird nacheinander aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt und peu á peu entwickelt sich die verwickelte Geschichte. Das ist die grundsätzliche Idee und soweit ist die Idee auch ganz passabel. Die spanische Kulisse ist nett, permanent ist gutes Wetter, die Bösen sind böse. Mit Dennis Quaid und Forrest Whittaker sind auch sympathische Schauspieler dabei. Aber die aus den 90ern in die heutige Zeit deplazierte Grundspielfilmidee, ein Mann kann die Welt auch ganz alleine retten, wenn er grimmig guckt, ab und zu nachdenkt und schnell rennt, nervt. Das mindert die anfängliche Freude an diesem Streifen. Und sooooo komplex ist die Auflösung dieses Krimis nun auch wieder nicht. Nettes Popkornkino und nichts weiter.

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mr monk goes to hawaii (buch)

Mr Monk goes to Hawaii ist das zweite Buch der Reihe zur Fernsehserie „Monk“. Die Inhalte der Bücher sind eigenständig, d.h. keine in Buchform gepresste Monk-TV-Folge. Wer ist Monk? Monk ist ein seit dem Mord an seiner Frau gestörter und entlassener Polizist, der Kiminalfälle löst, in dem er kleinste, betrachtete Details auswertet. Während dieses genaue Betrachten ein Tick ist, der durchaus hilfreich ist, sind sämtliche anderen Ticks meschugge. Er hat vor diversen Dingen Angst, rückt ununterbrochen scheinbar ungeordnete Dinge in die richtige Ordnung und ist ansonsten ein liebevoller Soziopath. In Mr. Monk goes to Hawaii folgt Monk unter Drogeneinfluss seiner Assistentin, die die Erzählerin des Buches ist, in einem Flieger nach Hawaii. Dort verhindert er zunächst die Hochzeit ihrer besten Freundin und interessiert sich für einen Todesfall auf der Insel. Ich verrate kein übergroßes Geheimnis, wenn ich sage, dass er diesen Todesfall lösen wird. Dies ist ja auch kein Krimi, in dem das fraglich wäre. Das Wie?, Wer? und etwas unbedeutender das Wer? steht bei der Auflösung im Vordergrund. Und neben der Auflösung nimmt die Welt Monks, geordnet durch das Ausleben seiner Ticks, einen Großteil der Geschichte ein. Und die ist mindestens ebenso spannend. Dies ist sicherlich keine Weltliteratur, aber wer den Hauptcharakter mag, wird dieses Buch mögen, sobald er sich eingelesen hat. Die Geschichte ist verständlich geschildert, die englische Sprache angemessen leicht, somit ideal für Krimifans und Englischanfänger.

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das buch, in dem die welt verschwand (buch)

Dieser 500-Seiter ist eine Art Verschwörungskrimi zu Zeiten Immanuel Kants, in dem diesem eine entscheidende Rolle zukommt. Mehr über Kant erfährt man nicht, er und sein Werk dienen eh nur als eine Art Mysteryfaktor dieses Geschichtskrimis. Der Krimi haut einen dann auch nicht aus den Latschen, aber der Autor kann schon recht gut schreiben. Das lässt einen bis zum Ende des Buches aushalten.

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