interviews mit und von twitterern

Wir haben ein neues, kleines Projekt gestartet namens Twinterview. Dort interviewen wir Twitterer, die bekannt oder interessant oder bekannt und interessant sind. Dies geschieht lediglich unter der Beschränktheit der 140 Zeichen, die einem bei Twitter pro Eintrag zur Verfügung stehen. Das bedeutet: Man fasse sich kurz und prägnant. Bisher haben sich Olaf Kracht (RTL Explosiv – Der heisse Stuhl) und Zé do Rock (Fom Winde ferfeelt) unseren Fragen gestellt. Es folgen weitere. Das Projekt steht unter keinem sonderlichen Druck. Wir interviewen daher Personen, wie es uns passt und gefällt.

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authentisch öffentlich beziehunggsgemäßes

Und wenn ich schon einmal dabei bin, hier zu sammeln, was ich anderswo intensiv kommentiere, hier mal meine Ansichten zum authentische PR-Blogartikel bei talkabout:

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Der Text ist gut lesbar, soviel will ich mal voran schicken. Für einen kleinen Schönheitsfehler empfinde ich, dass der Begriff “Authentizität” nicht geklärt wird, nur in Richtung “Ehrlichkeit” geschubst wird. Nun besteht hierin aber gerade die Cruix. Ein PRler hat wie auch immer die Aufgabe, einen Verkaufsvorgang zu unterstützen. Es wäre also von einem angesprochenen, potentiellen Käufer etwas naiv, nicht im Hinterkopf zu haben, dass da gerade jemand etwas verkaufen will, auch wenn diverse Informationen, die der Verkäufer hat, stichhaltig sind. So ist von Produkt zu Produkt, von Firma zu Firma, von Verkäufer zu Verkäufer immer neu zu erkennen, in wie weit eine Verkaufsstrategie Rücksicht auf “Authentizität” nehmen sollte.
Gewinnt der Angesprochene den deutlichen Eindruck, die vorgegebene Ehrlichkeit sei nur Teil einer Verkaufskampagne, und damit nur Heuchelei, kann der Schuss sehr simpel nach hinten gehen.

Grundsetzlich kann man aber sagen, dass man nie sicher sein kann, dass irgendein Käufer einen Verkäufer gänzlich für authentisch, und somit für einen ausgewiesenen, unparteiischen Sachberater hält. Dazu wäre sehr viel persönliches Vertrauen nötig oder viel Naivität.

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Ja, also ich bin leider noch so viel Philosoph, dass ich grundsätzliche Ausgangspunkte gar nicht teile. (Auch der andere Text ist gut gegliedert und geschrieben, btw.)

Problematisch ist folgendes:
a) Begriffliche Unklarheiten
b) Die Vermischung von Ethik und Wirtschaft, d.h. die Vermischung von Wissenschaftlichkeit und Organisationseinheiten, die dem Maßstab von Wissenschaftlichkeit, der da ist, der Wahrheit verpflichtet zu sein, nicht notwendig unterliegen müssen.

a) ist bei Prof. Marten schon zu finden, der insofern Recht hat, als dass es sicherlich der Fall ist, dass das In-Kauf-nehmen von Täuschungen durch Wirtschaftsakteure zu deren Repertoir gehört. Der Begriff ‘Lizenz’ ist wenn nicht irreführend, dann falsch. Falsch insofern, als dass hier etwas eigentlich Verbotenes erlaubt sei. Irreführend, wenn damit gemeint ist, es sei eine akzeptierte Technik. Den Begriff ‘täuschen’ verwendet er so, als könne man ihn ausschöpfend behandeln. Es liegt aber an Fähigkeiten einzelner, wie und wie gut sie täuschen und wie und wie gut sie getäuscht werden können. Ich zweifel, dass man das allgemein darstellen kann. Meine gebliebene Kritik an der Verwendung des Wortes “Authentizität” haben hiermit und mit b) zu tun.

b) Ich kenne keine sinnvolle Herleitung der Ansicht, dass es einen speziellen Bereich der Ethik gibt, die sich eigens auf wirtschaftliche Dinge bezieht. Während Ethik das Handeln von menschlichen Akteuren sich selbst und anderen gegenüber regeln soll, sofern ihre Handlungen Gefahr laufen, in die Freiheiten anderer unrechtmäßig einzugreifen, werden in der Wirtschaft Handelsbeziehungen geregelt. Es geht dort um Handel, nicht um die individuell verantwortete Sittenbeachtung Einzelner. Insofern kann man von diesen wirtschaftlichen Handelsbeziehungen von einem Spiel sprechen, dass gespielt wird. Natürlich kann es in Situationen, die wegen wirtschaftlichen Interessen zustande kommen, zu etischen Problemen zwischen diesen Individuen kommen, aber das ist nicht Gegenstandsbereich von Wirtschaft. Denn diese hat dem moralischen Verhalten Einzelner nichts zu sagen, da dieser alleinverantwortlich ist und seine Verantwortung weder rechtlich noch seinem Gewissen gegenüber ablegen kann.

Einen Kodex für PRler bezüglich des fairen Umgangs miteinander auszuklügeln, ist sicherlich reizvoll, scheitert aber als Wahrheitsannahme meines Erachtens an Grundannahmen, die nicht gerechtfertigt sind. Nochmal: So gut die Texte dazu auch formuliert sind. Ein kategorischer Imperativ bezogen auf wirtschaftliche Handelsbeziehungen ist nicht ratsam, weil er in einer Allgemeinheit für die einzelnen Beschäftigten nicht denkbar ist. Diese müssen selbst wissen, wie sie wirken, wie sie überzeugen, wie sie etwas gut verkaufen. Denn an letzterem, an einem äußeren Zweck, werden sie gemessen. Ethik steht und fällt nicht mit einem derartigen äußeren Zweck. Ob jemand ehrlich ist, kann höchstens jeder alleine wirklich feststellen, niemand von außen.

Als Spielregel kann man sowas lassen. Dann würde ich aber enorm viel Platz lassen für die individuellen Ausgangslagen. Da du aber schon von einer “praktischen Beschreibung” von Authentizität sprichst, kommt das dem, was ich Spielregeln nenne nahe. Praktische Beschreibungen scheinen keinem Wahrheitsanspruch zu unterliegen, sondern hier sollen sich Einschätzungen in der Praxis bewähren. Damit ginge ich d’akkord. “Authentizität” als “Glaubwürdigkeit” ohne notwendigen Wahrheits- oder Wissenschaftsanspruch, was nicht im Umkehrschluss heißt, dass notwendig gelogen oder bewußt getäuscht werde.

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Ich befürchte nur, der Begriff “Authentizität” birgt ein Problem. Ohne ethische Konnotation, ohne eine individuelle, private Haltung, kann man ihn verwenden, was für viele aber in den Bereich Täuschung fällt, also ein taktisch motivierter Umgang mit Wahrheiten. Es ist bei Prof. Merten schön zu sehen, was für eine Lawine der Ungehaltenheit wegen seiner seltsamen Verwendung des Wortes “Lizenz” aufkommt.

Das Ganze soll doch einen transparenten PR-Knigge ergeben, der für Käufer und Verkäufer optimale Fairness bietet. (Was in der Philosophie seit 30 Jahren auf die Ideen von John Rawls hinaus läuft.)

Wäre sicherlich nutzvoll, kenne ich bislang nicht und könnte vielleicht auf den Begriff der “Authentizität” verzichten, weil er viele reizt, ihn nur nach den eigenen Vorstellungen zu verstehen. Da wäre ein neuer Begriff vielleicht besser.

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der spiegel und ich

Ich habe mich mal beim Handelsblatt über den SPIEGEL ausgelassen. Thomas Knüwer befasst sich dort eingehend mit der Titelstory der letzten Woche über soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter. Weiss gar nicht, ob, wann und was da immer für journalistische Ohren zuuuuu kritisch ist, das hier ist jedenfalls mein Statement:

Die gute Analyse des Artikels ist fast schon überflüssig, es schürt eine Aufmerksamkeit, die der Artikel nicht verdient. Was mich verwundert ist: Der wievielte Artikel über Twitter ist das nun? Und wie oft wurde viel geschrieben ohne auf die bemerkenswerten Wechselwirkungen des Dienstes einzugehen, weil man sie nicht kennt? Stattdessen immer diese süffisant unterschwellige Ablehnung einer vermeintlichen Modeerscheinung. Die Zeitungen wollen sich nicht erlauben, nicht darüber zu schreiben, erlauben aber sehr wohl miserabel darüber zu schreiben. Ich tue es ungern, aber ich zitiere Pispers 15 Jahre alten Spruch „Das einzige, was an diesem Journalismus noch kritisch ist, ist sein Geisteszustand.“ Etwas zu verallgemeinernd, aber man weist es kaum noch von der Hand.

Den Spiegel selbst las ich mit 13 das erste Mal. Mir brannte sich ein Text über einen fast gleichaltrigen Jungen aus Rumänien ein, der krank in einem rumänischen Waisenhaus verendete. Das war für den Leser markerschütternd, verletzend, wütend machend, prägend und dennoch oder vielmehr gerade deshalb ein Page-Turner. Das traue ich dem Spiegel von heute nicht mehr zu, aber was noch schlimmer ist: Die Journalisten scheinen sich an das frühere Niveau nicht einmal mehr zu erinnern.

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kinder singen depeche mode

Das Schöne an YouTube ist ja, dass man viele Videos sehen kann. Das Blöde an Youtube ist, dass man viele Videos sieht. Und darunter auch viele von Menschen, die glauben, wenn sie irgendein Lied mitsingen, dann brächte es dem Song etwas. Nein, das tut es nicht. Und sowas darf auch eigentlich nur Lubos Motl. Dieser Junge darf das nicht:

Das neue Video von Depeche Mode gibt es bei YouTube in schöner, hoher Auflösung. Für mich ähnelt es meinem damaligen Megaohrwurm aus den 90ern, I feel you, ohne diesen zu erreichen.

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johanna adorján – eine exklusive liebe

Johanna Adorján hat ein Buch geschrieben. Nicht verwunderlich, wer schreibt heute kein Buch. Adorján ist im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung tätig. Sie kann schreiben, wie man so schön sagt. Interessant wird es, wenn sie über ihre Ansichten ihrerselbst in der Popkultur schreibt. Alles andere wirkt unpassend. Interviewt sie jemanden, dann dreht sich ein Teil des Interviews immer auch um sie. Versucht sie irgendetwas zu kommentieren, wird das so seicht, dass man sagen muss: Da gibt es wesentlich Gehaltvolleres, das schon gesagt worden ist.

Nun hat sie ein Buch über ihre Großeltern geschrieben, die im Jahre 1991 Selbstmord begangen. Man muss vieles kaufen, um diese Geschichte zu lesen. Zunächst natürlich das Buch. Dann die Popkulturattitüde, mit der Johanna Adorján sich umgibt, den journalistischen, unbelletristischen Schreibstil und ganz viel Kitsch.

Das fängt schon beim Cover an. Im Titel ist „Liebe“ in einer ausladenden, geschwungenen Schrift gehalten, das Cover ziert ein Papierbändchen mit der Einschätzung Lily Bretts, die die Autorin inspiriert hat, und innen drin sieht man ein Foto Adorjáns. Und all das ist schon ganz schrecklich. Warum muss durch das hingeschwungene „Liebe“ der Kitsch auf die Frontseite gehoben werden? Naja, lassen wir das. Lily Brett, ihres Zeichens wohl nicht ganz objektiv, hat sie die Autorin doch zum Niederschreiben der Geschichte animiert, resümiert das Buch wie folgt: „Ein eindringliche, komplexe, hinreißende, leidenschaftliche, schmerzliche und oft komische Liebesgeschichte.“ Ziemlich viele Adjektive für 178 Seiten. Die Bemerkung trifft und trifft auch wieder nicht. Denn das Buch ist weder eindringlich, komplex, hinreißend, leidenschaftlich oder schmerzlich, zumindest nicht für den Leser. Und komisch? Nein, es ist nicht komisch. Es ist seicht. Es ist geschrieben, als gehöre es eigentlich in einen Feuilletonteil, nicht zwischen Buchdeckel. Emotional werden wohl nur Leute mitgenommen, die auch bei Pretty Woman Heulkrämpfe kriegen. Jetzt wissen Sie ungefähr, welche Leserschaft dieses Buch haben soll.

Wieso trifft diese Bemerkung? Sie trifft, weil sie dem Schreibstil Adorjáns ähnelt. Da werden Worte in Nebensatzketten geschubst, die gut klingen (lesen Sie die Sätze einmal laut), mit derem Inhalt der Leser aber alleine klarkommen soll. Das Buch ist voll von eigenen Mutmaßungen der Autorin, die lose im Raum stehen, voll von literarisch angehauchten, aber eben nicht einleuchtenden Beschreibungen. Abgerundet wird das Cover durch ein Bild Adorjáns, dass eine Coverversion eines anderen Bild von ihr ist. Wieder geht auf dem Bild die Hand zum Hals, wurde gerade das Haar übers Ohr gestreift, wieder soll Verletzlichkeit Wertherschen Ausmaßes dargestellt werden. Nur diesmal eben in rosa und blond, nicht in blau und gelb. Soviel Spielerei gestehe ich gerne zu.

Weg von Äußerlichkeiten. Wenn man das Cover beiseite lässt, könnte man dem Buch noch eine Chance geben. Aber das wird schwierig. Adorján schreibt die Geschichte einer Enkelin, einer Familienangehörigen über ihre Großeltern. Dass das subjektiv ist, ist unmöglich zu bemängeln. Dass man darüber in eigener Form ein Buch verfassen darf, sei unbenommen. Dass die Wahl der Mittel hierfür ebenso subjektiv ist, jaja, das geht alles klar.

Aber ein unbefriedigter Leser sollte klarmachen dürfen, was ihn unbefriedigt gelassen hat. Wer erwartet, dass bei einer Geschichte des Selbstmords eines Ehepaars, das scheinbar größere Gefahren schon überstanden hat, über deren Motive, zumindest sofern davon etwas zu erfahren war, erzählt wird, sieht sich enttäuscht, gerade weil das Buch doch einen so subjektiven Ton anschlägt. Es gibt nur Mutmaßungen, nur lose Einschätzungen, und das Zutreffen dieser Mutmaßungen ist kaum erkennbar. Kann sein, kann nicht sein, naheliegend klingt das nicht. Warum kann Ardorján den Figuren nicht näher kommen, als indem sie ihre Gebrauchsgegenstände anschaut und Lebenswegbegleitern Fragen stellt? Da, wo der Leser, die Stärken des Buches erwartet, ist es schwach. Dabei ist die Methodik Ardorjáns nicht ungeeübt, nicht fehl am Platz.

Das soll hier kein Veriss werden. Adorján gehört fraglos zu den wenigen Feuilletonisten, die wegen der Beherrschung ihres Handwerks Aufmerksamkeit verdienen. Das Buch hat das Recht, so subjektiv zu sein, wie es will. Mir scheint es, einen Mangel zu haben, aber es wird Leserinnen finden.

[Leseprobe]

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grundgesetztes

Es sind ja sichtollfindende Fresels, die dafür plädieren, die deutsche Sprache müsste ins Grundgesetz. Wie die deutsche Fahne aussieht, stehe da schließlich auch. Und weil dieser Vergleich so herrlich überzeugend ist, sollte die Sprache nun ebenso ins Grundgesetz.

Wer hat eigentlich die Beschaffenheit der deutschen Fahne ins Grundgesetz geschrieben und wozu? Als Erinnerungsstütze? Damit auch die dümmsten Sportler bei Olympia nicht auf die Idee kommen, hinter dem Fahnenträger aus dem Senegal hinterher zu spatzieren?

Die deutsche Fahne ist für meine deutsche Identität noch nicht einmal so sinnstiftend wie das deutsche Wetter. Schreibt jetzt jemand mal ins Grundgesetz:  „Über Deutschland drüber herrscht  Wetter“ ? Klingt albern. Aber lesen sie mal das Grundgesetz und stoßen dann auf den Satz „Übrigens, das was sie hier seit 20 Seiten lesen, das ist deutsch.“

Mir ist das alles eigentlich wumpe. Ich habe mich nie entschieden für die Fahnenfarben, meine Muttersprache oder meine Nationalhymne. Oder denken Sie ernsthaft, ich hätte für einen Text gestimmt, in dem das Wort „Unterpfand“ vorkommt? Wissen Sie spontan, was das da heißen soll? Haben Sie mal einen Roman gelesen, in dem „Unterpfand“ vorkommt oder gar eine wichtige Rolle einnimmt? Zählt man zu Oberpfand gar die Plastikflaschen, die man  bei ALDI über Schulterhöhe in diese Knautschautomaten schieben muss? So Plastik schwimmt ja auch oben.

Ich finde nach wie vor, in einen Gesetzes Text sollten eigentlich nur Gesetze rein. Nicht etwas, dass man irgendwie schön findet oder zu dem einem ein putziger Vergleich einfällt. Wer aber nicht weiß, was man sinnvollerweise unter „Gesetz“ zu verstehen hat, der sollte still bleiben. Ganz still.

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so lala gegen nordwind

Meine Tante, eine ausgewiesene Thomas Mann- und Dostojewskij-Leserin, empfahl mir am Wochenende doch glatt den Roman Gut gegen Nordwind von Daniel Glattauer. Es würde sehr schön über Liebe geschrieben, außerdem habe Goethe ja auch schon mal Erfolg gehabt mit einem Briefroman.

In der Tat sind die Kritiken des Romans im Internet fast durchweg positiv. Aber mir will scheinen, das liegt an der kitschaffinen Leserschaft, die zu diesem Buch greift. Doch selbst Andreas Isenschmidt, den ich ansonsten für sehr treffsicher halte, was Literatur betrifft, findet in diesem „ersten E-Mail-Roman“ Romantik pur.

Doch halt. Erster E-Mail-Roman? Nein, nein. Ich erinnere mich schon noch an einen Roman der dasselbe Thema, dieselbe Aufmachung hatte. Das war 1999. Das Buch hieß Chat und kam von Nan McCarthy. Wie freute ich mich damals über ein Buch über das Internet, über Chats, über Messenger und so und wie enttäuscht war ich, dass diese Grundlage nur zur seichtesten Banalitäten taugt. Immer nur hier ein Eintrag, da ein Eintrag, hier Irritation, da Irritation, hier Nichtloslassenkönnen, da Nichtloslassen können. Kein Warum, keine Spannung, die der Leser nicht selbst hinein denkt.

Ich war also gewarnt vor meinem zweiten E-Mail-Roman. Und Glattauer ist in der Tat an leider viel zu wenigen Stellen origineller. Da wird darauf hingewiesen, dass ein gewisses Niveau in den Mails gehalten werden soll, und es eben keine Chatromanze werden darf. Da wird gesagt, unterlasse bitte die Smilies und vertraue darauf, dass ich deinen Humor verstehe. Aber ausser diesen Bonmots schaut einen dieselbe Tristesse an, die diese Einanderangezogenheit hervorbringt, wie in jeder zweitklassigen Schnulze, der es nicht darum geht, zu erklären, warum da was passieren soll. Nun gibt es sicherlich solche Romanzen. Mit so wenig Warums, mit so wenig fassbaren Reizen, die eine Anziehung herstellt, mit soviel Geduld, mit so wenig Infos über persönliche Macken. Interessiert mich aber irgendwie nicht. Meine Mailkommunikation war da immer komplizierter, anstrengender, intensiver, um-Ecken-denkender, reizvoller, gefährlicher. Auch mit Personen, die ich nicht kannte.

Viel besser, stelle ich mir vor, taugt der Roman als Hörspiel, gesprochen von Andrea Sawatzki und Christian Bertel, die ja auch privat ein Paar sind. Die können da bestimmt den Pepp reinbringen, der dem Text so gut getan hätte.

Gerade ist der inhaltlich anschließende Nachfolger herausgekommen, der da heißt Alle sieben Wellen. Das Buch ist wohl nur kaufenswert, wenn man wissen will, wie die Geschichte ausgeht:

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