alina bronsky – scherbenpark

Es ist schon einiges geschrieben worden über das Debüt der unter Pseudonym schreibenden Alina Bronsky. Ich halte mich kurz. Es ist mehr als verwunderlich, dass Tilman Rammstedt den Bachmannpreis bekommen hat und nicht sie. Es ist mehr als verwunderlich, dass auf der deutschen Bestsellerliste derzeit andere Bücher vor diesem hier stehen. Es ist das bestgeschriebenste, einfallsreichste, treffenste und humorvollste in deutscher Sprache geschriebene Buch der letzten Jahre, das mir in den Sinn kommt. LESEN! Keine Empfehlung, ein Aufruf!

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seit heute erhältlich: mein buch

Das Buch ist endlich zu haben. Vorerst online nur direkt beim Verleger, aber bald schon bei Amazon, buecher.de und wie sie alle heißen.

Worum geht’s in dem Buch?

Dinge, die man nicht wissen wollte, tauchen meist dann in einer Unterhaltung auf, wenn jemand weiterquatschen möchte, obwohl gerade keine interessanten Informationen zur Hand sind. Oder wenn es demjenigen ein Bedürfnis ist, jene loszuwerden. Oder wenn derjenige nicht weiß, dass er für sein Gegenüber gerade Grenzen überschreitet.

Sowas passiert alle Tage. Alle Tage knirschen Menschen mit den Zähnen, verdrehen ihre Augen und kratzen sich am Hinterkopf, weil Gesprächspartner in ihnen Bilder auslösen, die man nicht sehen wollte, die aber unweigerlich vor dem geistigen Auge auftauchen.

Wie man sich dagegen wehrt, scheint ein Feld zu sein, das noch kaum beackert wurde. Meist schweigt man, lässt seinen Blick ins Off schweifen, täuscht einen Termin vor oder startet spontan einen Hustanfall.

Dieses Buch ist eine Reaktion auf derartige Dinge. Und nebenbei erklärt es die Faszination von Twitter. Wenn Sie es also leid sind, Twitter immer selbst zu erklären, dies wäre eine Hilfsmittel ;-).
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Carsten Herkenhoff – Too much information – Neues aus Twitter
ISBN 978-1-4092-4851-4
€ 9,90

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wen immer es angeht

Heute bin ich erneut joggen gewesen. Ich habe mir von einem Freund eine 12-km-Strecke empfehlen lassen. Und diese Strecke hat mich seit dem Sommer in der Tat so oft joggen lassen, dass ich 10 KG abgenommen habe. Von diesem Erfolg beflügelt, nehme ich mir diese Strecke gerne am Wochenende in Angriff.
Heute ebenso, schließlich war strahlender Sonnenschein. Und diese Joggingstrecken sind einerseits durchaus beflügelnd, weil sie enorm die Durchblutung anregen, man also körperliche Fitness erlangt. Andererseits kann man sich anderthalb Stunden in der Sonne aufhalten, wie heute, was nicht zu unterschätzen ist. Ein leichter Entschluss heute, sich zu bewegen, auch für Bewegungsmuffel wie mich.
Nach etwa 20 Minuten des Rumrennens kommt mir heute allerdings eine ältere Dame in ihren 70ern entgegen. Nach dem ich gerade an ihr vorbeigelaufen bin, sagt sie: „Sagen Sie…“. Ich halte an und drehe mich um. „Ist das eigentlich gesund, was Sie da machen?“ Wir reden kurz darüber, dass ich auch der Meinung bin, dass das Rumgerenne auf Asphalt nicht so absolut gut für Kniegelenke und Hüfte ist. Ihre Schwägerin würde auch joggen, Sie selbst hingegen eher nordic walken.
Danach kommt Sie aber erst auf den Grund zu sprechen, weswegen Sie gerade hier spatziert, und worüber Sie eigentlich gerade reden möchte. Ihr Problem ist ihr Mann. Besser gesagt, das Problem ist sein Gesundheitszustand und Sie nutzt Spatziergang an dem Bach, an dem ich ebenso zur Entspannung entlang laufe, um runter zu kommen. Ihr Mann hat gerade einen Schlaganfall hinter sich und die Ärzte wollen ihr morgen mitteilen, ob er noch nach Hause soll oder nicht. Daneben, als ob das nicht schlimm genug sei, hat er auch noch Alzheimer. Wenn Sie einkaufen geht, darf Sie ihrem Mann dieses 5x in immer gleichen Worten erklären, ohne die Gewissheit zu haben, dass diese Info jemals ankommt.
Ich bin durchaus beeindruckt gewesen, wie sachlich präzise Sie mir das darlegt, auch wenn ich nur ein Wildfremder beim Joggen bin. Ihre Sorge ist derzeit, wie Sie eine eventuelle Pflege ihres Mannes bezahlen soll. Das würde 230 € im Monat kosten, soviel habe Sie nicht, und Sie würde sich schon hauptsächlich um ihren Mann kümmern. Sie habe zwar 4 Kinder, aber, das würde Sie schon verstehen, „die haben ja schon ihre eigenen Familien“. Solange Sie ihr eigenes Haus habe, würde man annehmen, dass Sie das verkaufe. „Da spart man sein Leben lang auf das Haus, und dann nehmen Sie einem das Haus am Ende des Lebens weg“, sagte Sie.
„Aber“, sagte Sie schließlich, „jetzt erzähle ich Ihnen etwas, das Sie gar nicht interessiert, und halte Sie nur vom Laufen ab.“
„Ach, nein“, wehre ich ab, „sowas geht uns doch alle an.“
„Ja“, sagte sie, hob ihren Blick vom Asphalt und schaute mir aufgeweckt in die Augen, „ja, eigentlich haben Sie da recht. Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Weihnachtsfest.“
„Ihnen auch!“

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das faz-stöckchen „bücher, cds & dvds des jahres“

1. Der Roman
Monique Schwitter – Ohren haben keine Lider
Ganz am Ende des Jahres läuft mir doch noch ein sehr gutes Buch über den Weg. Meine Tante erzählte mir von einer Literatursendung, in der Schwitter für den Lesetipp eines fast vergessenen Buches sehr gelobt wurde. Da habe ich mich für die Frau interessiert, kurzum ihre beiden letzten Bücher gekauft und das Erstankommende sofort gelesen. Ein schön schräger, sprachlich hervorragender Roman über eine kranke Welt. Was will man mehr?

2. Das Sachbuch
Thomas Pogge – Weltarmut und Menschenrechte
Ende letzten Jahres habe ich dieses Buch im englischen Original gekauft und während dieses Jahres immer wieder gelesen. Ich mag Pogges positive Haltung gegenüber der Welt trotz der Problematik der Armut der Ärmsten dieser Welt. Daneben überzeugt Pogge mit seiner These, diesen Menschen zu helfen. Hoffentlich geht das Thema zu Zeiten der Finanzkrise nicht unter.

3. Der Bildband
Passe.

4. Die CD des Jahres
Scouting for girls – Scouting for girls
Britpop der Marke Madness, der nicht einmal abgestanden klingt, sondern frech und frisch daher kommt. Ich habe das Album mit Spaß gehört und höre es immer noch. Inklusive des besten James-Bond-Songs, der nicht für einen James-Bond-Film geschrieben wurde.

5. Die CD des Moments
Duffy – Rockferry
Was langsames für die langen Abende: Duffys „Rockferry“ finde ich immerhin ein ziemlich gutes, orchestral unterstütztes Album, dass sehr vielseitige Stücke bietet und als Ganzes nicht langweilig wird. Man kann die CD im Hintergrund laufen lassen oder sich jedem einzelnen Stück widmen. Mir kam immer der Gedanke, dass jedes Lied als Filmmusik taugt. Ich glaube, dies ist eine CD, die ich noch in ein paar Jahren gerne auflege.

6. Die beste DVD
Vorne ist verdammt weit weg
Erwin Pelzig alias Franz-Markus Barwasser überzeugt als Filmheld. Das ist meine persönliche Überraschung gewesen. Den Film habe ich nicht im Kino gesehen, mir dafür die DVD gegönnt. Ich glaube nicht, dass da die Kino-Atmosphäre fehlt. Der Film ist vielleicht nicht der ganz große Hit, aber eine erstaunlich gute deutsche Komödie mit kantigen Charakteren. Habe dabei sehr gelacht, die DVD werde ich noch öfters anschauen.

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