hochzeitsglückskeks
übertriggert
Ein Freund feierte Hochzeit und wir beschlossen, dass nur die Königin dort hinzieht und ich die beiden Kurzen bekämpfe. Um Töchting bei der Frage, wo die Mami wohl hin will, nicht unnötig zu triggern, überlegte sich die Königin, etwas nicht so Triggerndes zu sagen. Ja, was kann da schon schief gehen? Und so sagt sie die goldenen Worte:
Ich gehe zu einem Freund auf eine Party.
Viel mehr habe ich nicht mit gekriegt, weil der Knall so laut war, als mein Kopf auf die Tischplatte krachte. Schön und gut, das Thema des Hauses für den Samstagabend war gesetzt:
Wer ist der Freund? Ist das auch mein Freund? Das ist auch mein Freund! Kenn ich den? Wir müssen auch auf die Party! Können wir da hin? Ich will auch Freunde haben, wenn ich mal groß bin! Können wir da jetzt hin?
In einer Tour. Bis zum Schlafengehen. Auch die Gute-Nacht-Geschichte wurde dank Töchtig zur Daseinsfrage, wieso Hänsel und Gretel anstelle dieses lahmen Waldspaziergangs nicht einfach bei Freunden übernachten und da eine Party feiern.
Das absolute Highlight war aber der etwas gebrochene Blick der Erzieherinnen am Montagmorgen, als Töchting im Kindergarten ankam und auf die eher harmlose Frage, wie denn ihr Wochenende gewesen sei, mit trauriger Miene antwortete:
Meine Mami war bei ihrem Freund.
kauf des tages.
nicht von hier
Kommen Sie aus dem Norden? Hamburg?
— Joah, Nähe Osnabrück.
Hab ich mir gleich gedacht, dass Sie kein Düsseldorfer sind. Nordischer Akzent. Kenn ich. War früher im Norden auf Montage. Schwerin. Rostock. Gleich erkannt. War da lange unterwegs.
Da sachste einmal “Moin!” im Treppenhaus.
vierundvierzig millarden
Elon Musk hat Twitter zum Schnäppchenpreis ergattert und die Leute drängen wieder einmal ins Fediverse. Willkommen!
sommerlese
Susanne Donner — Endlager Mensch: Wie Schadstoffe unsere Gesundheit belasten Erhellende Infos über die Gefahren chemikalischer Substanzen, die auf uns eingeben, so weit man überhaupt davon weiß.
Michelle Steinbeck — Eingesperrte Vögel singen mehr Die Gedichte Steinbecks sind zwischen erheiternd, wegkatapultierend und am Allerwertesten vorbeigehend anzusiedeln. Was will man mehr von einem Gedichtsband?
Der Doppeldaumenmann — Vorsicht vor dem Abwasserclown Blödelgeschichten eines geforderten Vaters. Aktuell und witzig, aber schwankend in der Substanzialität der Geschichten. Zumindest was für Betroffene.
Hape Kerkeling — Pfoten vom Tisch! Meine Katzen, andere Katzen und ich Irgendwie weil ich schon alles von Kerkeling gelesen habe, kam mir auch dieser trutschige Schinken unter die Augen. Nur für Fans erzählt der Humorist menschelnd, aber keine Höhen erklimmend, über seine vierbeinigen Freunde. Lahm.
Max Czollek — Desintegriert euch! Zwischen Slam-Poetry und bloßem Geschwätz wird gar nicht klar, was das Buch bezwecken soll. Ob man sich noch an die Rede Martin Walsers in der Paulskirche erinnere, fragt der Autor. Er habe damals wohl den Sandmann geschaut. Morgens um 11? Ungefähr so daneben ist das alles.
junilese
Eva und Ilja Richter — Der deutsche Jude Der Titel ist der Reihe geschuldet, wird bedauert aber auch nicht ganz korrigiert. Der Schmöker von 1989 hat erstaunlich wenig Staub angesetzt und in einem Buch, das auch von Antisemitismus und den Gräueltaten der Nazis handelt, ist das eben auch ein bitterer Befund. Ilja Richters schalkhafte Art tritt in den Texten wiedererkennbar auf, die Texte der Mutter sind weniger jackelig, man wünschte sich etwas mehr Ausführlichkeit. Hätte ich zu meiner Schulzeit gerne gelesen.
Gary Andrews — Finding Joy Emotionales Trauerbuch mit Zeichnungen und Geschichten von Gary Andrews zu seinem neuen Familienleben ohne seine verstorbene Frau.
Jennifer Egan — Black Box In 140-Zeichen gehaltener Roman, so wie es mal auf Twitter Usus war, als Instruktionsgeben einer Spionin. Interessanter als ich erwartet hätte. Wegen der literarischen Sprache fühlt man sich manchmal in einen James-Bond-Streifen versetzt.
Harry Rowohlt — Pooh’s Corner (1989–1996) Gesammelte Kolumnen, die immer noch unterhaltsam sind.
Heiko Arntz; Gerd Haffmanns (Hrsg.) — Der-Harry-Rowohlt-Raabe Durch Bilder, Interviews und Briefe ist dieser Nachklapp zu Pooh’s Corner fast noch interessanter.
Hans Kruppa — Nur für dich Kruppas Gedichte sind mir zu Abiturzeiten mal über den Weg gelaufen, da kam dann auch dieses Büchlein in meinen Bücherschrank. Ich kann an den seichten Liebesgedichten allerdings keinen Gefallen finden.
mailese
David Baddiel — Jews don’t count Wellenschlagender Meinungsbeitrag des Schriftsteller und Komikers, der aufzeigt, wie Juden im englischspracheigen Raum als Randgruppe oft übersehen werden. Der deutsche Titel soll “Und die Juden?” heißen, was ich für einen unangebrachten Whataboutism halte.
Moritz Tschermak; Mats Schönauer — Ohne Rücksicht auf Verluste: Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet Die Blödzeitung ist ein widerliches Blatt, dass ich schon seit Jahrzehnten nicht mehr in die Hand genommen habe. Die Bildblog-Artikel haben mich erst interessiert, dann weniger, weil ich die Blödzeitung einfach nicht lese. Mit diesem Buch kann man nachholen, was man verpasst hat: Sektenartigen Journalismus, der andere angreift.
Ulf Heuner — Dummes Denken deutscher Denker Gewitztes Auseinandernehmen deutscher Feuilletongrößen, das einen wundern lässt. Muss aber eingestehen, so intensiv kenne ich die alle nicht, als dass ich inhaltlich gut werten könnte.
Paul Frommeyer — Möller
Seltener Einblick in das Alltagsleben eines Leichtathletikprofis.
Constantin Schreiber — Die Kandidatin Die Grundidee bei Houellebecq klauen, dem dann aber stilistisch und inhaltlich nicht ansatzweise das Wasser reichen können, sowas ergibt einen ärgerlichen Trashroman.
gepiekst
Ich habe eine erste Schutzimpfung gegen Corona hinter mir. Ich gehe jetzt zwar nicht mehr so bedenkenvoll zum Einkaufen, aber eine zentnerschwere Last fühle ich auch nicht von mir abfallen, wie andere berichten. Schließlich kann man immer noch erkranken und das Virus verbreiten. Und in meinem Umfeld sind die Meisten ja noch ungeimpft, da ist man auch noch nicht so beruhigt drüber. Aber dankbar bin ich und erfreut, was dank der Wissenschaft heute so schnell möglich ist.