heut‘ fahren wir nach ibbenbüren

Etwas verstaubt, aber nicht alt geworden ist folgende Hymne auf die einzige Bergmannsstadt im Münsterland.

[audio:http://www.logbu.de/ibbenbueren.mp3]

Heut‘ fahren wir zur Sommerrodelbahn
heut‘ fahren wir ins Grüne
heut‘ fahren wir ins Tecklenburger Land
heut‘ fahren wir nach Ibbenbüren

Wo kann man Schlitten fahren
mit und ohne Schnee?
Und mit der Eisenbahn
das Märchenland beseh’n?

Wo trifft man 7 Zwerge,
Schneewittchen und die Greis?
Ja, Hänsel und auch Gretel
und die Hexengreis.

Heut‘ fahren wir zur Sommerrodelbahn
heut‘ fahren wir ins Grüne
heut‘ fahren wir ins Tecklenburger Land
heut‘ fahren wir nach Ibbenbüren

Wo gibt es Gaudi jeder Zeit
für Große und für Kleine?
Wo träumt ein jedes Kinderherz
beim Hinschau’n von alleine?

Wo wird ein grauer Regentag
mit Märchenwelt auch schön?
Drum lad‘ ich alle herzlich ein
das muss ein Jeder seh’n!

Heut‘ fahren wir zur Sommerrodelbahn
heut‘ fahren wir ins Grüne
heut‘ fahren wir ins Tecklenburger Land
heut‘ fahren wir nach Ibbenbüren

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wer steckt hinter cebulons welt?

Unfriede herrscht in meiner Heimatstadt. Jemand posaunt Interna aus dem Rathaus über die Internetseite cebulons-welt.de raus, was diejenigen freut, die daraus politischen Profit ziehen, und diejenigen ärgert, die negativ davon betroffen sind. Wer dahinter steckt, ist offiziell unbekannt. Die Internetadresse (Domain) ist bei jemandem vor Ort Unbekanntem registriert, über das Impressum erfährt man, dass irgendein Chinese rechtlich verantwortlich sein soll. Da möchte jemand nicht erkannt werden. Dessen ungeachtet hält sich der Verfasser, der tatsächlich über so etwas wie lokales Insiderwissen verfügt, für eine Art Aufklärer. Schauen wir doch mal, was der Verfasser so von sich verrät. Denn wenn der Verfasser sich schon nicht an demokratische Fairnessregeln, wie: Ross und Reiter nennen, halten möchte, interessiert den Leser doch, warum wohl nicht.

Zur Technik

Für die Internetseite cebulons-welt.de wird das frei zugängliche Internetseiten-System Joomla verwendet. Das ist etwas ungewöhnlich, da der Betreiber der Seite, der sich auch Franziskus Cebulon nennt, einen Blog betreibt. Und für Blogs gibt es einfachere Systeme. Man hätte nicht einmal eine Domain registrieren müssen[1. 1. Das ist auch umständlich, denn in Deutschland sind Domains kennzeichnungspflichtig, was den Inhaber und den inhaltlich Verantwortlichen angeht. Im Internet lassen sich problemlos Seiten einrichten, ohne persönliche Angaben machen zu müssen. Durch die Links auf die Ibbenbürener Parteien wäre eine solche Seite irgendwann einem Ibbenbürener Webmaster aufgefallen. Dadurch wäre eingeleitet worden, dass die Seite bekannt wird, genauso wie dieser Artikel, den Sie gerade lesen, bekannt wird. Eine Domain wäre nicht nötig gewesen.].

Andererseits wird sich die Mühe gemacht, die Seite mit einem vorgefertigten Grafiken-Paket gut aussehen zu lassen. Aber zu eigenen Grafiken hat es auch nicht gerreicht. Joomla wird von Ibbenbürener Internetseitenbetreibern selten verwendet. Es ist gut, wenn mehrere Personen an einer Seite zu unterschiedlichen Themen, die getrennt dargestellt werden sollen, arbeiten. Es wurde für Cebulons Welt gewählt, weil der Verfasser mit nichts anderem vertraut war.

Zur Ausdrucksweise

Interessant ist die Frage, ob jemand etwas von sich Preis gibt, wenn er nur Sätze als Identifikationsmöglichkeit hinterlässt. Ich glaube: Ja. Man kommt nur bedingt von „Macken“ des eigenen, schriftlichen Ausdrucks weg[2. 2. Ich bin selbst jemand, der sich im Schreiben schult, der im Schreiben von Texten geschult worden ist. Ich kenne meine Macken, ich ärgere mich über umständliche Ausdrucksweise und Bandwurmsätze, auch wenn mir selbst völlig klar ist, was ich ausgedrückt haben will. Wenn Sie nicht über einen trockenen Humor verfügen, ist es unmöglich, leichte Sätze nieder zu schreiben, die den Leser zum lachen bringen. Außer man lacht über Sie selbst.].

Was sind die Macken des Verfassers der Seite? Der Verfasser geht sicher mit der deutschen Sprache um, die Wörter sind richtig geschrieben, so weit ich es gesehen habe. Ab und an schleichen sich Kommafehler ein, das Schreiben ist bestimmt, aber nicht akribisch. Die Ausdrucksweise ist umständlich. Jemand, der Sprache so verwendet, denkt daran, an intelligente Menschen zu schreiben, die ihn schon verstehen werden. Und so falsch liegt er damit ja auch nicht, gemessen daran, dass sich Christoph Börgel von der CDU an der Seite inhaltlich interessiert gezeigt hat.

Ibbenbüren ist ein Provinzkaff im Münsterland. Nach einem münsterländischen Provinzler hört sich diese Sprache nicht an[3. 3. Ich habe vor kurzem einen Leserbrief in der Lokalzeitung geschrieben (Ich bin für mehr Leserbriefe in Lokalzeitungen) und dabei die Kritik bekommen, der Brief sei nicht verständlich. Das liegt nun entweder daran, dass er wirklich schlecht geschrieben ist, oder dass er für einige meine Heimatstädtler doch zu abstrakt gewesen ist. Der Brief endet mit einer ironischen Frage, die das Erfassen von Ironie erwartet und das Erfassen, was dieser ironische Gedanke sagen soll. Viel Holz für einen so kleinen Text. Ich will darauf nicht näher eingehen, ich möchte nur zeigen, was sie beachten können, wenn sie in Ibbenbüren Texte schreiben: Einfachheit im regionalen Ausdruck.]. Lassen wir den Textschreiber kurz selbst zu Wort kommen:

Dann gibt es sogar Schreiber, das Wort Journalist wäre Schmähung eines ganzen Berufsstandes, die übernehmen gegen Bezahlung die Pressearbeit von Interessengruppen und Parteien, Verfassen also Texte, die sie als Pressemitteilungen auf einen Weg bringen, an dessen Ende sie sie selbst wieder in Empfang nehmen, um sie ebenfalls gegen Bezahlung ­nun natürlich durch das Medienunternehmen ­abzudrucken. Der narzisstische Höhepunkt ist erreicht, wenn der Lohnschreiber seinen eigenen Text wohlmeinend kommentiert und sich so selbst auf die Schulter klopft.

Das sind jene, die als Brandstifter entlarvt ganz laut in den Ruf „Feuer, Feuer“ einstimmen.

So wird Öffentlichkeit manipuliert.

Das alles gibt´s, aber bestimmt nicht in Ibbenbüren. Da liegt zwischen Pressehaus und Rathaus so viel kritische Distanz, dass es hier des krausschen „Kein tönendes ,Was wir bringen´, aber ein ehrliches ´,Was wir umbringen´“ bedarf.

Im Gegensatz zu anderen Tötungsdelikten soll sich dieses in einer möglichst großen Öffentlichkeit ereignen.

Nein, einen Preis für verständliches Ausdrücken wird dieser Schreiber nicht bekommen. Aber nehmen wir uns das Geschriebene einmal vor:

Zwischem dem Pressehaus und dem Rathaus liegt angeblich eine kritische Distanz. Mit Pressehaus ist wohl die Ibbenbürener Volkszeitung gemeint, die hier herausgehoben wird. Für den normalen Ibbenbürener ist das ein ungewöhnlicher Ausdruck. Pressehaus nennt man das IVZ-Gebäude eigentlich nur bei der IVZ selbst. Es ist kein Synonym der Alltagssprache in Ibbenbüren. Kritische Distanz klingt auch sonderbar, wobei Journalisten gerne mal kritisch mit unterkühlt verwechseln. Doch welcher Ibbenbürener spricht der IVZ ausdrücklich eine kritische Haltung zu?

Dem Verfasser ist es nicht nur ein Anliegen, politische Seilschaften zu entlarven, auch der Begriff Journalist liegt ihm am Herzen. In Ibbenbüren nennt man diejenigen, die für lokale Zeitungen schreiben, eigentlich nicht Journalist. Man nennt sie beim Namen und/oder sagt, dass er oder sie für die Zeitung schreibe[4. 4. Ich beziehe mich an dieser Stelle nur auf die lokale Sprachverwendung. Die IVZ verfügt zweifellos über handwerklich sehr gute Journalisten. ]. Wieso also eine Verteidigung des Begriffes Journalist? Der Verweis auf ein Karl-Kraus-Zitat ist ebenso ungewöhnlich für Ibbenbürener Verhältnisse. Auf Kraus wird mit krausschen verwiesen. So redet man in Ibbenbüren nicht, weil diese Sprachcodierung kaum jemand versteht. Noch weniger, denke ich, wird verstanden, dass hier auf ein Zitat über Journalismus hingewiesen wird. Das Zitat stammt aus der von Karl Kraus selbstverlegten Satire[!]-Zeitschrift Die Fackel und lautet etwas zusammenhängender:

Das politische Programm dieser Zeitung scheint somit dürftig; kein tönendes ‚Was wir bringen‘, aber ein ehrliches ‚Was wir umbringen‘ hat sie sich als Leitwort gewählt.

Kein Zweifel: Der Verfasser der Seite hält sich für einen Journalisten, einen gebildeten Journalisten. Er kokettiert mit Wissen über das moralisch richtige Verhalten eines Journalisten[5. 5. Siehe die Zuspitzung: „narzisstischer Höhepunkt“ ]. Aber kneif mich mal: Entweder ist diesem Schreibling der Versuch, mit einem Zitat einen Zusammenhang darzustellen, völlig in die Hose gegangen oder er behandelt da gerade das politische Programm der IVZ[6. 6. Ich kenne keinen aktuellen Redakteur der IVZ, der die Ziele der IVZ mit denen einer Satire-Zeitschrift gleichsetzen würde. ].

Wer war’s und was soll das?

Jetzt kenne ich leider die in Ibbenbüren Wohnenden nicht so unheimlich umfassend, kann also nicht sagen, wer das wohl sein könnte. Aber allzu groß scheinen mir die Möglichkeiten nicht zu sein. Falls Ihnen ein Name dazu einfällt, testen Sie doch einmal, ob dieser Name was mit Cebulon zu tun haben könnte. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich hier jemand an einem Wortspiel versucht hat.

Vielleicht sollte man mal bei der Ibbenbürener Partei IfI nachfragen, ob jemand mit ihrer Kenntnis oder in ihrem Auftrag Ratshaus-Interna anonym im Internet verbreitet. Schließlich wurde eine Testversion der Seite Cebulons Welt auf deren Server hochgeladen. Und raten Sie mal, welches Internetseiten-System die IfI verwendet? Joomla. Der dem Impressum angeheftete Disclaimer ist bei Cebulon ebenso verblüffend identisch. Ich kenne keine Nicht-IfI-Seite in Ibbenbüren, die diesen Disclaimer in dieser Form verwendet.

Oder rufen Sie doch mal bei Gisela D. an. Das ist die nette Dame, die auf diesem Foto in die Mitte genommen wird. Auf ihren Namen ist die Domain cebulons-welt.de registriert. Auf der Testseite, die bei der IfI veröffentlicht wurde, wurde sie selbst noch als Verantwortliche der Seite angegeben. Wäre auch mal interessant zu wissen, für wen sie eine Domain registriert hat, auf der Ibbenbürener Bürger diffamiert werden. Ihre Telefonnummer findet sich auf der Seite ihrer Chorgemeinschaft.[7. 7. Jemand hat inzwischen die bei der Denic für Cebulons-Welt.de registrierte Person angerufen. Die Person habe für einen Verwandten die Domain registrieren lassen, sei über die Verwendung nicht aufgeklärt worden und zeigte sich überrascht über die Art der Verwendung. Es geht dem Verfasser halt nicht um Aufklärung, sondern um Instrumentalisierung, sei es Verwandter oder an Rathausinformationen Interessierter. ]

Die Internetseite, die sich aufmacht, verlogene Seilschaften offen zu legen, ist selbst Teil einer derartigen Seilschaft. Ob die Beteiligten das selber noch sehen, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht hat man auch einfach den Fehler gemacht, von sich auf andere zu schliessen. Diese zielverfehlende, überanstrengte Agitation ist nun wirklich keine Aufklärung. Ich überlasse es dem geneigten Leser, dieses Vorgehen eher blöd und heuchlerisch oder eher heuchlerisch und blöd zu finden.

Aber, gut, wenn Sie mir ein eigenes Wort erlauben: Bei so einem großen Hang zu unverantworteten Albernheiten auf politischer Ebene, da würde ich auch unbedingt anonym bleiben wollen.

Aktualisierung vom 14. Mai 2009

Auf der Internetseite des IfI-Ratsmitgliedes Ottenhues findet sich ein Link zu Cebulons-Welt, die beschrieben wird als Eine Website, die die Kommunalpolitik in Ibbenbüren etwas genauer betrachtet. Dennoch hat die IfI bislang nicht erklärt, weswegen man die Aktion Rathaus-Interna breittreten und Personen diffamieren unterstützt oder initiiert hat und weiterhin unterstützt. Es erschließt sich mir auch nicht, wie sich dieses Verhalten mit dem geleisteten Amtseid verträgt.

Aktualisierung vom 17. Mai 2009

Herr Ottenhues hat auf die vorhergehende Aktualisierung reagiert und den Beschreibungstext erweitert:

Zur Zeit wird über diese Website in politischen Insiderkreisen heftig diskutiert. Website wurde auch schon in der Ratssitzung angesprochen. Hierzu gibt es in der Tagespresse leider noch keine Stellungnahme. Auf diesen Weblink verweise ich daher zur Information der Bürgerinnen und Bürger ohne hierdurch eine eigene Wertung abgeben zu wollen.

Das ist auch ziemlich unverständlich. Der Grund des Verweises, sprich: dasjenige, auf das sich das Wort daher bezieht, könnte a) die angebliche Diskussion in politischen Insiderkreisen sein oder b) das Erwähnen der Seite in einer Ratssitzung oder c) das bedauerte Ausbleiben einer Stellungnahme von wem und wozu auch immer in der IVZ[8. 8. Den Lesern von Cebulons-Welt.de ist die Wunschvorstellung der IVZ als zusätzlicher Austragungsinstanz kommunalpolitischer Zwiste geläufig. ] . Es soll wohl nicht mehr d) die Annahme, dass diese Seite Kommunalpolitik genauer betrachtet (als?), sein, wobei das gesteigerte Adjektiv genauer wertfrei verstanden werden soll. Ungefähr so, als ob es dort gar nicht stünde. Weswegen steht’s dann da?
Aber gut, vielleicht mündet das zu stark in Haarspaltereien. Interessanter wäre sowieso die Beantwortung der Frage, ob die IfI eine Internetseite initiiert oder wissentlich gebilligt hat, die Ibbenbürener Ratsmitglieder diffamiert. Diese Frage ergibt sich dadurch, dass die Internetseite offenbar auf Seiten der IfI online gestellt wurde, bevor sie eine eigene Internetadresse erhielt.
Das ist nun wirklich eine Stellungnahme, die bisher leider ausbleibt.

Aktualisierung vom 18. Mai

Statt der IfI hat sich nun der Betreiber von cebulons-welt.de wieder zu Wort gemeldet. Dieses Mal, indem er meine Person verunglimpfen möchte, um das frei erfundene Gerücht zu verbreiten, Herr Steingröver habe mich zu seiner Entlastung instrumentalisiert [9. 9. Was die stumpfen Waffen angeht: Ich finde, dass meine Personenbeschreibung für Ibbenbüren-Kenner sehr scharf fokussiert ist. Das Statement von Herrn Steingröver deckt sich damit übrigens, wie auch in anderen Hinsichten, nicht. ]. Dass Wähler mit Politik den Anspruch des fairen Umgangs miteinander verbinden, scheint dem anonymen Feigling ein fremder Gedanke zu sein. Die Verunglimpfung meiner Person scheitert etwas daran, dass der Autor keine Ahnung hat, was ein automatisch generierter Trackback ist, was ihn wiederum veranlasst, von diesem automatischen Informationsverbinden von Maschinen auf meine Persönlichkeit zu schließen[10. 10. Zitat:

Großzügig soll auch darüber hinweggesehen werden, dass ein Kommentar zu Herkenhoffs Text nicht namentlich gekennzeichnet ist, sondern als Absender „ibblog“ angegeben ist, die Seite des Stadtjugendrings Ibbenbüren. Ist das schon interessant, so erst recht, dass Carsten Herkenhoff für diese Internetseite presserechtlich verantwortlich zeichnet. Da wurde doch wohl nicht der journalistisch fragwürdige Weg gegangen, sich einen Leserkommentar zum eigenen Beitrag zu schreiben?

Nö. Abgesehen davon: Das Presserecht ist was ganz anderes. ]. Ja, von selbsternannten Aufklärern, die Maschinen nicht von Menschen unterscheiden können, brauchen wir unbedingt noch mehr. Oder wie der Lateiner sagt: Avanti, dilettanti!

Aktualisierung vom 29. Oktober
Der bisherige „schulpolitische Sprecher“ der IFI, Reinhard Mau, hat sich als technischer Administrator der Seite cebulons-welt.de geoutet. Damit haben die Albernheiten rund um diese Seite so langsam ein Ende. Meine Spekulation, dass es sich bei den Initiatoren der Seite um IFI-Mitglieder handelt, erweist sich somit als wahr. Fehlt eigentlich nur noch, dass derjenige, der die Texte verantwortet, sich erkenntlich zeigt.
Es ist in Blogs unüblich, angegebene Informationen gänzlich zu streichen, um nichts zu verheimlichen, was ich aber bei der Person, die sich bisher verantwortlich für die Seite zeigte, für angemessen halte. Insofern habe ich den Text, der oben als gestrichen gekennzeichnet ist, geändert.

Aktualisierung vom 07. Januar 2010
Woanders wird gerade aufgedeckt, was schon seit letztem Mai klar war.
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zu besuch bei einer schlagenden bielefelder verbindung

Ein Bekannter feierte einst eine Party und wie ich irgendwann feststellte, war dies im Hause einer Bielefelder Studentenverbindung. In der Universität haben die Verbindungen unter den Studierenden oftmals keine gute Stellung, es gibt eine Mehrheit von Studierenden, die sich als links betrachten. Linke Studenten hassen Studentenverbindungen, aus persönlich-politischem Ermessen. Ich kannte bis dato keine derartigen Verbindungen und da ich keine Berührungsängste verspürte und wissen wollte, was meinen Bekannten zu einer derartigen Verbindung treibt, folgte ich der Einladung.

Diese Verbindung besitzt ein eigenes Haus an einer vielbefahrenen Straße, Bier ist immer da, mehr Betten als dort Wohnende, alte Schränke, antike Tische, es herrscht eine zugetane Stimmung unter den Anwesenden. In den Schrankvitrinen stehen Holzfiguren, veraltete Atlanten und alte Bücher, deren Autoren mir nichts sagen. Wir sitzen am Tisch, Bier wird gereicht, man quatscht über dies und das. Der Senior der Runde stellt sich als Kristallisationspunkt der Unterhaltung heraus. Man spricht zu ihm, wenn etwas erzählt werden soll. Wenn er nicht mal heftigst gegen einen Küchenschrank gelaufen ist, zeugt seine Stirn wohl von Charakterstärke. Er spricht laut und gewandt. Er adelt die humor- und spannungsfreien Geschichten der Nachkömmlinge mit seiner Aufmerksamkeit. Anwesende Frauen werden nicht ins Gespräch mit einbezogen. Niemand würde auf das, was ich sage, eingehen, außer dem Senior. Mir teilt er mit, dass er schon von mir gehört habe. Das klingt so schmeichelnd wie unglaubwürdig. Ich darf ihm erzählen, was ich so treibe und so erzähle ich unverfängliches Zeugs. Das Bier ist leer, neues kommt.

Ein weiterer Gast beehrt die Runde, es ist ein Verbindungsgast mit sächsischem Sprachklang. Auch er wendet sich an den Senior mit seinen Geschichten. Und obwohl ich nicht den Eindruck gewinne, dass man sich sonderlich gut kenne, reicht auch ihm die Adelung seiner Geschichten durch Aufmerksamkeit des Häuptlings. Er ist zufrieden. So zufrieden, dass er die schönste Neuigkeit seines Privatlebens preis geben mag: Er hat neuerdings eine Freundin. Wie schön. Und er hat sogar Glück gehabt, es sei ein „richtig deutsches Mädel.“

Meine Miene friert etwas ein und ich versuche mein sardonischen Lächeln etwas zu verbergen. Aber entweder hat der Senior dies bemerkt oder diese Bemerkung ist ihm selbst nicht ganz geheuer. Jedenfalls übernimmt er noch verstärkt die Redeleitung, erzählt von etwas völlig anderem. Was sein deutsches Mädel so deutsch macht, erfahre ich nicht. Ich bereichere das weitere Gespräch mit Party-Small-Talk und ab und an ironischen Sprüchen, merke aber fix: Ironie ist hier kein Aspekt der gewohnten Unterhaltung. Lacher bringen die Geschichten, bei denen referiert wird, welche Person sich auf welcher Party wann übergeben hat. Von diesen Geschichten gibt es viele. Und der Senior lacht über jede Kotzgeschichte.

Dass ich irgendwie anders rede, wird aber wahr genommen. Wir verlassen den Raum, teilen uns etwas auf und jemand stupst mich von der Seite an, um mir eine Frage zu stellen: Sag mal, für wen schreibst du? Für wen ich schreibe? Ja, du musst doch für wen schreiben. Die Frage überrascht mich in der Tat. Wer sollte jemanden beauftragen, eine Verbindungsparty dazu zu nutzen, um darüber zu schreiben? Die lokale Zeitung? Ich hatte bislang niemanden über seine Motive zur Nähe zu dieser Studentenverbindung gefragt, selbst das Thema Burschenschaft ist bislang nicht aufgekommen. Okay, wenn ich den Mund aufmache, dann bedacht. Sowas macht mich hier wohl schon zu etwas Extravagantem. Oder Anwesende ängstigen sich vor Öffentlichkeit. Jedem seine Paranoia. Wie sich erprügelte Charakterstärke mit der Angst vor einer sachlicher Darstellung ihrer Aktivitäten vereinigen lässt, erfahre ich an diesem Abend nicht. (Wenn ich jetzt darüber schreibe, dann deswegen, weil ich es interessant finde. Meine Motivation für den und beim Besuch war es nicht.)

Ich lerne englische Studenten dort kennen, die sich hier einquartiert haben. Ja, die anderen Bewohner hätten schon so ihre Eigenarten. Man sei auch daheim angehalten worden, nicht bei einer deutschen Burschenschaft zu übernachten. Aber die Übernachtungskosten seien so niedrig, dass man sich doch dafür entschieden habe. Man macht Trinkspielchen. Verbindungsstudenten verständigen sich radebrechend auf englisch mit den Gästen. Alkohol besorgt den Rest der Verständigung.

Gen Ende der Party möchte mir noch ein eingefleischter Verbundener erklären, dass die Burschenschaften auf wunderbare Weise Werte weitergäben. Dass sie schon vor dem Zweiten Weltkrieg für demokratische Strukturen stark gemacht hätten, dass konservative Werte überhaupt stärker an Heranwachsende vermittelt werden müssten. Ich wende ein, dass meinem Bekannten beispielsweise derartiger Wertetransport doch völlig am Allerwertesten vorbeigeht, dass das Rumgelage hier doch keinen Wert darstelle, und dass der historische Rückbezug albern sei und ernte ein hilfloses: „Doch!“

Die Verbindung ist durchaus gastfreundlich, das sollte man sagen. Die dort verbreiteten Ansichten, die Vereinsmeier- und Menschenfischerei bleiben mir allerdings wesensfremd. Aber gefährlich ist das nicht.

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wie versucht wird, auf rechtspflichtmissachtungen fremder staaten mit grundrechtsbeschränkungen eigener bürger zu reagieren

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat gestern ein 5 Wochen altes Interview von Ursula von der Leyen mit der FAZ veröffentlicht. Darin stellt sie die Motive für ihr Vorpresschen dar. Ihre Darlegung kann man kurz wie folgt wieder geben:

Bis vergangenen November hatte die Bundesministerin keinen Begriff vom Handel kinderpornographischen Materials über das Internet. Ihre Schockierung brachte sie zu dem Grundsatz „gegen alle Widerstände“ gegen Kinderpornografie vorzugehen. Sie betrachtet das Sperren von Internetseiten als Verhinderung eines Massengeschäftes und als Maßnahme, die 80% derer abhielte, die bislang zufällig via Spam-Mails derartige Internetseiten anschauten. Im übrigen würden Menschen via E-Mails überhaupt erst dazu gebracht, sich kinderpornografisches Material anzuschauen und von diesen Menschen würde jeder 5. derart angefixt, dass er real nach Kindern Ausschau hielte. Pädophilie ist ansteckend.

Keine einzige dieser Behauptungen ist irgendwie belegt. Und insofern haben die gegenteiligen Behauptungen denselben Wahrheitswert: Kinderpornografie über direkt ansteuerbare Internetseiten ist kein Massengeschäft, niemand wird durch abgehalten, sich kinderpornografisches Material anzusehen, niemand wird über Spam-Mails angefixt, Pädophilie ist nicht ansteckend. Die Kausalzusammenhänge, die Frau von der Leyen äußert, sind nicht nachgewiesen.

Um auf die einzelnen Punkte einzugehen: Domains mit kinderpornografischem Material können nach der Sperre zwar nicht mit einer www.kinderpornografie.de-Domain aufgerufen werden, problemlos aber über Adressen der Art 22.222.22.222. Wird ein solcher Link via E-Mail versendet, ist die Sperre umgangen, ohne dass der Adressat etwas macht. Das Spielchen lässt sich auch noch verfeinern. So ein Vorgehen ist zu erwarten, womit die angesprochene, geschätzte Zahl von 80% verhinderter Kinderporno-Material-Anklicker keine Aussagekraft mehr hat. Es sind nicht 15-20% schwerstkrimineller Pädophile, denen die Sperre nichts anhaben wird, es sind geschätzte 100%. Finanzielle Einbußen angeblicher Seitenbetreiber sind nicht zu erwarten.

Dass es sich hierbei um ein Massengeschäft handle, kann nur dann aufrecht erhalten werden, wenn angenommen wird, direkt ansurfbare Internetseiten seien der Einstieg in die Abnahme kinderpornografischen Materials. Dies ist sicherlich ein Werbeweg, der beschritten wird. Man muss aber beachten: Ein Weg, der beschritten wird, weil Server mit derart rechtswidrigem Material in Ländern, in denen Kinderpornografie verboten ist, nicht abgeschaltet werden. Ob dies aber der Weg ist, der dazu führt, dass das angebliche Massengeschäft Kinderpornografie ein Massengeschäft ist und bleibt, ist zu bezweifeln. Zunächst einmal ist an dieser Stelle nur der Fall eingetreten, dass Staaten ihrer Rechtspflicht nicht nachkommen.

Beim Anfixen nun verzichtet Frau von der Leyen vollkommen darauf, Gründe für eine Kausalität an zu führen. An dieser Stelle argumentiert sie wohl schon „gegen alle Widerstände“. Spam-Mails führen 400.000 Mal täglich zum Besuch kinderpornografischer Internetseiten, jeder fünfte derartige Besucher wird angefixt. 80.000 angefixte, potentielle Kinderschänder Tag für Tag, „die sich umschauen nach Kindern auf unseren Straßen“.

Was soll denn das heißen? Sind das Leute, die planen Kinder zu entführen und zu missbrauchen? Oder schauen sie sich nur um, so wie jeder sich nach Kindern mal umschaut? Wie stellt man fest, wer zur einen und wer zur anderen Gruppe gehört? Wie kann man eine statistische Zahl vortragen, die darstellen soll, wie ein Mensch mit pädophilem Interesse auf Bedenken seines eigenen Gewissens und auf das Wissen um die staatsgesetzliche Rechtswidrigkeit eines solchen Vorhabens mit Verdrängung reagiert? Ist es überzeugend, dass Personen, denen keine Verbote des eigenen Gewissens und der staatlichen Rechtssprechung letzten Endes etwas ausmachen, mit einem Internetseitenstoppschild geholfen ist? Dieses Rumgefrage ist bodenlos, aber nur deswegen, weil den Behauptungen der Bundesfamilienministerin eine Kausalitätsunterstellung beigemischt wird, die in ihrer Allgemeinheit falsch ist.

Niemand ist dagegen, wenn Internethoster dazu verpflichtet werden, von ihnen gehostete Seiten zu löschen, wenn diese gegen geltendes Recht verstoßen. Es geht an dieser Stelle nicht darum, Kinderpornoseiten zu tolerieren. Das fordert niemand. Es wird gefordert, eben nicht „gegen allen Widerstand“ Politik zu betreiben, sondern immer unter Beachtung des Rechts. Und mit dem geltenden Recht in Deutschland und sehr vielen anderen Staaten kann man Kinderpornografie beikommen. Aber es ist ein anti-aufklärerisches Mittel, auf Rechtspflichtmissachtungen anderer Staaten mit Grundrechtsbeschränkungen der eigenen Bürger zu reagieren. Ein solches Vorgehen missachtet die Grundlagen des Rechts demokratischer Staaten.

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billiger zensur-populismus in grün

Sogenannte Politiker hören einfach nicht auf, billigen Populismus in die Debatte um die Sperrung von Internetseiten mit kinderpornografischem Material zu bringen. Wer aber gedacht hätte, dass nur die Bundesregierungsparteien derart argumentieren, dem sei dieses Video vom YouTube-Kanal der Grünen empfohlen:

[via]

Es kommt das Argument, dass die Internetsperre sich schon gelohnt habe, wenn einem Vergewaltiger das Geschäft „gelegt“ werde, wenn nur einem Kind das Martyrium einer Vergewaltigung erspart werde. Das ist dasselbe, was Frau Noll von der CDU vor wenigen Tagen von sich gegeben hat und ich wiederhole: Es gibt keinen Kausalzusammenhang zwischen Kindesvergewaltigungen und Zufallsklicks im Internet. Grundrechtsveränderungen aller Bürger dieses Landes mit einer unbegründbaren Wunschvorstellung einzufordern ist Mumpitz! GRÜN VERDREHT DAS!

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denn sie wissen nicht, was sie tun

Ich hatte mich ja schon vor einigen Tagen dazu ausgelassen, dass die von der Bundesregierung rausgegebenen Zahlen, was die Verhinderung von Klicks auf Kinderpornoseiten angeht, unverständlich sind.

Interessanterweise scheinen die Mitglieder der Bundesregierung selbst nicht einer Meinung zu sein. Während Bundesminister Guttenberg 450.000 Klicks auf Kinderpornoseiten im Jahr verhindern möchte, will Bundesministerin von der Leyen dieselbe Zahl täglich verhindern.

Bundesminister Guttenberg [1. Es sei nochmals gesagt, dass die im Text von Guttenberg dargelegte Annahme, man müsse „technisch versiert“ sein, um die geplante Internet-Sperre zu umgehen, irreführend ist.]

jaehrlich

Familienministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

taeglich

Folgt man dem Ministerium von Frau von der Leyen, würde diese Sperr-Aktion 164 Millionen Klicks abfangen. Statistisch gesehen ist so jeder deutsche Internetnutzer im Jahr 5 Mal zufällig auf einer kinderpornografischen Internetseite.

Folgt man Guttenberg, dann verteilen sich die 450.000 Klicks, was hoch geschätzt ist, auf 1000 Seiten, die man sperren möchte. Damit hätte eine dieser Seiten 450 Zufallsklicks im Jahr, etwas mehr als einen Klick pro Tag. Und von diesem einen Klick wissen wir nicht, ob es Mensch oder Maschine war.

Bei der Zahl von 450.000 verhinderter Klicks, die man seitens der Bundesregierung verwendet, handelt es sich um einen Schätzwert. Es wurde wahrscheinlich die Zahl von 50.000 angeblich verhinderter Klicks aus Schweden als Ausgangswert genommen. Über Norwegen kursiert die Zahl von 18.000, was natürlich ein unschön kleineres Schätzergebnis brächte. Diese Zahl von 50.000 Klicks, wobei nicht gesagt wird, was man genau unter einem Klick versteht, wird offenbar anhand der Bevölkerungszahl hochgerechnet auf Deutschland (Schweden hat 9,5 Mio. Einwohner, Deutschland etwa 80 Mio.). Mit demselben Recht können sie völlig andere Schätzungen anstellen, basierend etwa an den Internetnutzerzahlen männlicher Einwohner ab 16 Jahren.

Solange man einen angeblichen Zweck, der erreicht werden soll, im Auge hat, scheint jedes Argument unangreifbar. Ich habe mich zumindest nicht gewundert, als die erste Stimme laut wurde, man wolle Kinder vor dem Schauen von kinderpornografischen Material schützen.
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mehr: Das Aufklärungsproblem der CDU
Lutz Donnerhake: Woher wissen sie, was sie tun?

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zeitungsartikel zur zensurdebatte

Mich hat eben interessiert, wie der Tenor der Zeitungen derzeit zur geplanten Zensur von Internetseiten ist. Sofern die Zeitung eigene Meinungen vertreten, sind diese einhellig dagegen. Die Politiker der Bundesregierung sind wohl derzeit die einzigen, die unbedingt an diesem Vorhaben festhalten wollen.

Berliner Zeitung: Seiten zu sperren,  hilft nicht

Die Zeit: Wie man eine Generation verliert, Keine Allmacht für das BKA, Ein Mäntelchen fürs reine Gewissen, Wider die Ideologen des Internets!

Focus: Überwachung durch die Hintertür

Frankfurter Allgemeine Zeitung: Von China lernen, Die Spur der Kinderschänder

Frankfurter Rundschau: Internetsperre schränkt Grundrechte ein, Politik verkauft die Leute für dumm

Märkische Allgemeine: Hier wird ein Strohmann aufgebaut

Rhein Zeitung: Eine Zensur findet bald statt

Spiegel online: Sperrlisten für Kinderpornografie: BKA filtert das Web, Die Generation C64 schlägt zurück

Stern: Kinderpornografie im Internet – Operation Ohnmacht

Stuttgarter Zeitung: Aufklären statt absperren

Süddeutsche Zeitung: Zensur wird salonfähig, Sperren – unbrauchbar und schädlich

Tagesspiegel: Peng, du bist tot!

tageszeitung: Fragwürdiger Kabinettsbeschluss

Volksstimme: Untauglicher Versuch

WAZ: Neues von Zensursula

Geradezu belustigend ist eine Aussage, die sich in einem Artikel vom 25. März in der Neuen Osnabrücker Zeitung findet. Der damalige Europol-Chef Max-Peter Ratzel wird dort mit folgenden Worten zitiert:

Bei der großen Mehrzahl der Kinderporno-Konsumenten handelt es sich nicht um technische Experten, die eine Seiten-Sperre ohne Weiteres knacken können.

Die Umgehung der Sperre dauert ohne technisches Expertenwissen genau 18 Sekunden.

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mehr:
Wie die Bundesregierung Kinderpornoseitenklicks errechnet

Das Aufklärungsproblem der CDU

Wie versucht wird, auf Rechtspflichtmissachtungen fremder Staaten mit Grundrechtsbeschränkungen eigener Bürger zu reagieren

eine ausführliche Linksammlung zum Thema findet sich bei hugelgupf.de

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wie die bundesregierung kinderpornoseitenklicks errechnet

Als Argument für das sogenannte „Sperren“ von Internetseiten mit kinderpornographischen Inhalten, hat man seitens der Bundesregierung herangezogen, dass in Norwegen 15.000 bis 18.000 Klicks auf derartige Internetseiten verhindert werden würden. Ich habe mich immer gewundert, dass man nie dazu gesagt hat, auf was für einen Zeitraum sich diese Zahl bezieht. Täglich, monatlich, jährlich oder ein größerer Zeitrahmen?

Jetzt kommt Minister Guttenberg mit einer anderen Zahl, um die Dringlichkeit dieses Vorhabens zu untermauern. Diesmal muss nicht Norwegen herhalten, sondern Schweden. Dort sollen angeblich 50.000 Klicks verhindert worden sein. Diese Zahl ist jährlich gemeint. Ist die Zahl in Norwegen nun auch jährlich gemeint? Dann sind die Schweden deutlich schlimmer als die Norweger. Oder ist die Zahl monatlich gemeint? Dann ist sind die Norweger exorbitant schlimmer als die Schweden. In jedem Falle müssen die Deutschen nach Guttenbergschem Ermessen mit den Schlimmeren Schritt halten: 450.000 Klicks auf Kinderporno-Internetseiten. Aber gut, dass sind nur zufällige Klicks.

Wenn man aber unterstellt, dass zufällige Klicks zufällig geschehen und Klicks auf Kinderpornoseite ab einer gewissen Zahl kein Zufall mehr sind, sagen wir mal 3 Mal, dann gibt es 150.000 Deutsche, die jedes Jahr neu auf Internetseiten mit kinderpornographischen Inhalt stoßen.

Um das mal runterzurechnen: Wenn wir von 68% Internet nutzenden Erwachsenen in Deutschland ausgehen, sind das ca. 27,2 Millionen. Nehmen wir mal an, 30% dieser Menschen klicken nicht gedankenlos irgendwelche Links an. Dann haben wir eine Risikogruppe von 19,04 Millionen Menschen. Diese bräuchten mehr als 100 Jahre, damit einigermaßen zufällig jeder mal auf einer kinderpornographischen Internetseite war. Anders betrachtet: In den letzten 9 Jahren muss von 20 Ihrer Internet nutzenden Bekannten eine Person statistisch gesehen schon einmal auf einer kinderpornographischen Internetseite gewesen sein. Je weniger Personen diesen Wert bestätigen können, desto unwahrscheinlicher die zugrunde liegende Annahme.

Was ich eigentlich nur sagen will: Rumrechnen mit Phantasiezahlen bei einem Thema wie Kinderpornographie verliert viel zu schnell den Realitätswert.

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