Es ist Zeit des Taufens. Die Krabbel­mamis schick­en sich gegen­seit­ig Bilder ihrer gekauften Fon­dant­torten mit wahlweise kleinen Ted­dy­bären oder kleinen Marzi­pan­füßen drauf oder Torten, die so ähn­lich ausse­hen, wie die, die sie gekauft haben, nur in blau statt rosa und sagen “Schön” und “Das sieht aber leck­er aus”. Wahrschein­lich zeigen die dazuge­höri­gen Papis sich gegen­seit­ig die gekauften Bierkästen und sagen “Prost!” Von Nicht­täufern wer­den sie dann gefragt, wie denn die Taufe war. Sie sagen, sie mussten sie mit zwei anderen teilen, das habe man aber gar nicht gemerkt, und dann ging es ja schon zum Kaf­fee und Kuchen. Es gab selb­st­gemacht­en Kaf­fee und Kuchen, bestellte Torte, zwei Erd­beerkuchen, Brown­ies und einen veg­a­nen Kuchen, war total aus­re­ichend. Das erin­nert schön an die Taufe Jesu, als er von Johannes, dem Täufer, eine Fon­dantsah­ne­torte mit­ten in die Fresse bekam.

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Auf dem Gehweg vor der Bank liegt ein selt­sames geplatztes Ei. Frage mich, was das über­haupt für ein Ei ist und bei welch­er Sit­u­a­tion es aus welch­er Höhe wohl zu Schaden kam:

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Der Nach­wuchs hat heute zunächst einen Gang zurück­geschal­tet, war aber nach der Küchen­schlacht wieder stim­mungsmäßig auf dem Dampfer, passend für den Münch­n­er Abendbe­such. Dem erzäh­le ich etwas über das Fedi­verse, von dem er am Rande schon gehört hat. Er als Infor­matik­er ist verblüfft, wie viele Com­put­er­sprachen für sowas angewen­det wer­den, die es vor 10 Jahren noch nicht gab.

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In der Krabbel­grup­pen­mes­sen­ger­gruppe schreibt jemand, er würde jeman­dem anders nicht in der Gruppe, son­dern pri­vat schreiben, ich denke zunächst, da ist wohl sep­a­rat gemeint, aber wenn nicht, wenn da jemand ein­fach mal bess­er informiert ist als man selb­st, soll ja vorkom­men, unter welchen Vorze­ichen schreibt man denn dann in den Mes­sen­ger­grup­pen recht­mäßig rein?

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Die Mama der Heul­suse, für die heute schon das Krabbel­stun­den­be­grüßungslied zu viel war, hofft, dass ihr sen­si­bles Gemüt ihrem Nach­wuchs vielle­icht dere­inst im Beruf weiterhilft.

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Die Mut­ter des Heulkindes zweifelt daran, ob es zweck­haft ist, dass es weit­er die Krabbel­gruppe besucht, weil es inzwis­chen auch Angst vorm Staub­sauger hat. Wir machen aber gar nichts mit Staubsaugern.

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Der Mann ein­er Krabbel­grup­pen­ma­mi möchte nicht zu ein­er Grup­pen­stunde gehen, weil er seine Männlichkeit dadurch in Gefahr sieht.

Aber er arbeit­et ja sehr viel.

Das scheint es bess­er zu machen.

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Am Rhein kommt mir heute das erste Mal eine Fri­days-for-Future-Schüler­wan­der­gruppe ent­ge­gen. Es wird Wass­er aus Plas­tik­flaschen getrunk­en und auf dem Handy rumge­drückt, während man Plakate (“Man ist das heiß, ich glaub, ich flieg zum Mond!”) unterm Arm gek­lemmt hat, die man wegen des Regens mit großflächig Trans­par­en­tk­le­be­band über­zo­gen hat. Wir brauchen unbe­d­ingt einen Donnerstag-für-Umweltbewußtsein.

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Schwein­sohr ist nicht gle­ich Schwein­sohr. Beim Bäck­er unter uns kostet eins 2,20€, ist aber die 40 Cent, die es mehr kostet als ein immer trock­en- und kle­briges Kamp­sohrschwein alle­mal wert. Der Bäck­er hat keine Schwein­sohren mehr und schenkt mir eine Kirschtasche.

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In der Mamimes­sen­ger­gruppe meldet sich eine Mami und meint, sie wolle nur weit­er Mit­glied der Krabbel­gruppe sein, wenn man bei der Grup­pen­stunde dem­nächst Mama-Work­out macht. Die Mama des Heulkindes meint, ihm mache die Gruppe keinen Spaß.

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Regen, durchgängig Regen. Das graue Gewäss­er des Rheins ste­ht ziem­lich hoch. Am Ufer hat die Crown of Suisse angelegt, war bei denen mal was Königlich­es? Und musste es ver­schifft wer­den? Sind die immer noch unter­wegs, so als schwim­mende Enklave?

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Auf dem Rück­weg sehe ich ein Auto, dessen link­er Hin­ter­reifen allein auf dem Bürg­er­steig ste­ht. Das Vehikel sieht aus wie ein zum Pinkeln anset­zen­der Vier­bein­er, der plöt­zlich schock­ge­froren wurde. Wer parkt so ein? Wer parkt so ein und sagt: Ja, super, passt ja genau! Oder ent­fer­nt er sich schle­u­nigst vom Wagen, um den Pas­san­ten­blick­en zu entgehen?

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Der Nach­wuchs kann jet­zt Busse erken­nen und schaut ihnen aus dem Wohnz­im­mer­fen­ster hinterher.

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In der Krabbel­gruppe gibt es ein Krabbelkind, das noch bei jedem Ter­min geheult hat. Es weint auch auf fast allen Fotos, die über die Mes­sen­ger­gruppe reinkom­men. Nur auf einem nicht, da sieht man es ent­fer­nt von den anderen. Es wurde in einen anderen Bere­ich des Zim­mers gebracht, nach­dem es Anze­ichen machte zu heulen. Ich über­lege, eine Foto­samm­lung anzulegen.

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Heute wieder zwei Stun­den durch die Lan­deshaupt­stadt babygewa­gent. Der Bäck­er wink­te auf­fordernd durch sein Laden­schaufen­ster, weswe­gen ich den Kinder­wa­gen mit der Sicht zum Nach­wuchs ihm hochstem­mend präsen­tiere. Der Bäck­er lacht über­trieben, der Nach­wuchs schaut unin­spiri­ert. Ich zucke mit den Schul­tern, läch­le und schiebe weit­er. Elter­naf­figkeit. Es stürmt. Der Wind lässt den Wagen kip­peln. Es hagelt kurz. Kaum jemand unter­wegs. So mag ich große Städte.

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Wenn ich son­st durch die Lan­deshaupt­stadt schlen­dere, tre­ffe ich kaum jeman­den. Als Baby­wa­gen­schieber trifft man in Regelmäßigkeit Mamis.

Ja, du hier? Wo wohnst du denn?

Da drüben, über dem Bäcker.

Ich wohne da und da.

Ich weiß, das erzählte mir meine bessere Hälfte.

Ach, dann haben wir uns wohl schon darüber unter­hal­ten. Dann habe ich das bes­timmt verpeilt.

Ja, das meinte die bessere Hälfte auch.

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In der Krabbel­grup­pen­mes­sen­ger­gruppe wird gefragt, was man gegen Schmerzen tun sollte, wenn das Kind zah­nt. Es wird sofort auf Medika­mente ver­wiesen. Ich wende ein, dass man es ja erst mit Beißrin­gen und aufge­tupftem Kamil­len­tee ver­suchen kann, statt Medika­mente zu benutzen, von denen ein erwäh­ntes haupt­säch­lich auf Kamille baut. Und die auch vorgeschla­gene Veilchen­wurzel sei halt ein stark­er Keim- und Krankheit­sträger. Ja, deswe­gen würde man die ja inten­siv trock­nen lassen. Was mis­che ich mich auch ein.

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18.36 Uhr. Ding dong Nanu, wer kommt so spät unangemeldet? Kann ja eigentlich nur das Schwiegermonst…

Ich bringe Essen für’s Kind.

Äh, ja danke, wäre nicht nötig gewe­sen. Haben wir jet­zt auch nicht nach gefragt. Ist auch viel zu viel.

Wo ist Kind?

Das schläft.

Und die Mutter?

Daneben.

Ok. Tschüß.

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