2004
Hagen,
Wolfgang (Hg.)
Warum haben Sie keinen Fernseher, Herr
Luhmann?
Letzte Gespräche mit Niklas Luhmann
Witzige Zusammenstellung von Interviews mit dem
wohl bekanntesten Dozenten der Bielefelder Uni.
Ideal im eine vielleicht eher private Seite von
Luhmann kennenzulernen. Meine Lieblingspassage
ist folgende: Alexander Kluge: "Sie sind
1927 geboren. Welche Vorstellung verbinden Sie
mit dem Jahr 1927?" - Luhrmann: "Also -
mir genügt, dass ich geboren bin."
Locke,
John
Essay concerning Human Understanding
Oxford Press
Locke ist
zurecht ein philosophischer Klassiker. In diesem
Werk kommt er permanent auf Themen zu sprechen,
die den Leser einfach zum Nachdenken zwingen.
Lockes Position ist dabei oftmals schwer zu
finden, da er sich gerne hinter dem Angriff auf
eine Gegenposition versteckt und eher diese
ausleuchtet. Ich fands klasse und kann es allen
Philosophen und gerade auch den Nichtphilosophen
sehr empfehlen.
Thiel,
Udo
John Locke: Essay über den menschlichen
Verstand
Akademie Verlag
Gute
Sekundärtexte zu Lockes Essay. Hilfreich bei der
Lektüre des Essay.
Hegel,
Georg Wilhelm Friedrich
Grundlinien der Philosophie des Rechts
Oxford Press
Hegel ist
immer schwere Kost. Wer sich nicht gerne in Texte
vertieft, um sie etwas klarer zu verstehen, wird
Hegel nicht mögen. Wer doch, wird seinen Spass
haben. Dies ist ein sehr Bedeutendes Werk Hegels
und die Beschäftigung macht Spass - aus meiner
Sicht (wir haben nur einen Teil in der Uni
geschafft).Aber wenn man das einigermaßen schaft
- tja, dann ist man richtig am Philosophieren.
Kant,
Immanuel
Metaphysik der Sitten
Suhrkamp Verlag
Es ist ein
Kreuz mit diesem Buch. Es ist kaum in einer
akzeptablen Ausgabe zu kriegen, wenn man nicht
auf Reclam zurückgreifen will. De Gryuter
verfolgt da eine sehr seltsame Verkaufsstrategie.
Aber egal. Die MdS offenbahrt einen späten
Höhepunkt in der Philosophie Kant. Es ist seine
endgültige Rechtsphilosophie, weit
ausgearbeiteter als beispielsweise die
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Man muss
sich etwas reinarbeiten, aber dafür erhält man
dann umwerfende Theorien, wie ein Staat, das
Recht und Menschen zueinander stehen sollten.
Kersting,
Wolfgang
Wohlgeordnete Freiheit
Suhrkamp Verlag
Das Buch
ist eigentlich derzeit nur in einer gebundenen
Neuauflage für 45 erhältlich. Es ist
nicht gerade billig, sich mit der Metaphysik
Kants zu beschäftigen . Bislang scheint dieses
Buch allerdings das Beste zu sein, was man an
Sekundärliteratur zu Kants MdS bekommt. Kersting
schreibt einleuchtend, aber man sollte ihm auch
nicht alles glauben.
Höffe,
Otfried [Hrsg.]
Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre
Akademie Verlag
Dieses
Buch soll wohl Studenten die Kohle aus der Tasche
ziehen, meint mein Prof. Von einem Kommentar
sollte hierbei ernsthaft nicht die Rede sein,
höchstens von einem Tagungsprotokoll. Und die
Texte, bei denen der Autor nur seine Unkenntnis
darstellt, ist auch nur noch ein
kopfschüttelndes Schmunzeln drin.
Schleichert,
Hubert
Wie man mit einem Fundamentalisten diskutiert
ohne den Kopf zu verlieren
Beck Verlag
Mir
scheint als würde Schleichert die durch den
Titel aufgeworfene Frage gar nicht beantworten:
Wie stelle ich mich denn eigentlich darauf ein,
mit einem Fundamentalisten zu diskutieren?
Schleichert verweist auf 'traditionelle'
Argumente von Fundamentalisten und spricht sich
schliesslich für ein subversives Lachen bzw.
Argumentieren aus. Erschien mir nicht plausibel
für eine tatsächliche Diskussion, wozu ich
einen Alternativ-Essay geschrieben habe.
Pierre,
D.B.C.
Vernon God Little
Granta Books London
Ich konnte
nichts anfangen mit diesem Büchlein und habs
irgendwann beiseite gelegt. Persiflage auf den
American Way of life hin oder her, das alleine
hat mir diese Geschichte nicht gerettet. Ich hab
keinen Witz entdeckt, keine interessanten Figuren
und die Story hätte auch aus der platten
John-Grisham-Schmiede sein können. Für
Hinweise, was ich hier sträflich missachtet oder
nicht gefunden habe, wäre ich echt dankbar.
Funder,
Anna
Stasiland
Granta Books London
Ich finde
diese Geschichtensammlung rund um die Berliner
Mauer der australischen Journalisten ziemlich
gelungen. Gute Laune bekommt man nicht, aber der
fast vergessene Blick auf die DDR weckt großes
Interesse.
Zurbrügg,
Ingeborg
Klarissa
Harald Fischer Verlag
Ganz
großartig geschriebenes Buch meine Kommilitonin
über ihr eigenes Schicksal und das ihrer
Tochter, die behindert zur Welt kam. Das ist
alles immer noch kein selbstverständliches
Thema, wie sollte es das auch sein, deswegen lege
ich die Lektüre allen ganz besonders ans Herz.
Haddon,
Mark
The Curious Incident of the Dog in the
Night-Time
Vintage
Das Buch
ist schräg. Zumindest meine Ausgabe. Falsch
ausgestanzt, aber hat was, passt zum Buch.
Christopher hat supergute Tage und weniger gute.
Er hasst gelb und braun und will nicht von
Fremden angeschaut werden. Er ist Autist, bricht
aber aus seinem Leben aus, als der Nachbarshund
per Gartenforke ermordet wird. Klasse Lektüre.
Duve,
Karen und Volker Thies
Lexikon der berühmten Tiere
Piper Verlag
Ein
Lexikon, dass in jeden Schrank passt.
Ausserordentlich viele Tiere bringt dieser
Schmöker wieder in Erinnerung und lässt einen
in der Vergangenheit schwelgen. Da greift man
gerne hin und wieder zu.
Jahraus,
Oliver
Martin Heidegger - Eine Einführung
Reclam Verlag
Sehr
schöner kleiner Schmöker, der einem Heidegger
als Person, seine Denkweisen und seine Biographie
gut veranschaulicht. Schnell zu lesen, wenn auch
nicht leicht, aber wirklich hilfreich.
Szerb,
Antal
Reise im Mondlicht
Deutscher Taschenbuchverlag
Ganz
tolles Buch, macht richtig Spass. Ein Paar reist
in den Flitterwochen nach Italien und lebt sich
auseinander. Ich sollte vielleicht aufhören,
alle Büchers zu kaufen, die Hopper auf dem Cover
haben, aber dies hier ist ein klasse Buch. Sehr
viele Ebenen, viele Personen, viele italienische
Orte und seltsame Konflikte. LESEN!
Wischmeyer,
Dietmar und Bulthaup, Sabine
Frieda und Anneliese, Geschichten vom Lande
Lappan Verlag
Die
derzeitigen Könige des ostwestfäischen Humors
liefern hier ein schön aufgemachtes Büchlein
mit diversen Geschichten der humorvollen
Seniorinnen Frieda und Anneliese. Ein absolutes
Muss für Fans und für noch nicht Infizierte
eine gute Möglichkeit, die beiden näher
kennenzulernen. Dazu werden viele Geschichten
erzählt, die sich um ihre Söhne Reinhardt und
dem überstudierten Dieter ranken.
Kühn,
Manfred
Kant - A biography
Cambridge University press
Dies ist
eine - im Sinne des Autors - "Biographie der
intellektuellen Entwicklung" Kants, was
schon einmal befremdlich klingt. Aber Kühn
schafft es immerhin, dass der Funke seiner
Begeisterung auf den Leser überspringen kann.
Das Buch ist teils leicht lesbar, wird aber dort
anstrengend, wo es ums Eingemachte geht. Aber das
ist bei Kant wohl nicht zu verhindern. Ich würde
allerdings nicht zustimmen, dass dies die bislang
beste Biographie über Kant ist, dazu hat es mir
zuviele Patzer. Aber es ist die erste nach langer
Zeit und sie ist durchaus modern verfasst, das
kann man ihr hoch anrechnen.
Höffe,
Otfried
Kants Kritik der reinen Vernunft, die
Grundlegung der modernen Philosophie
C.H. Beck Verlag
Höffe
verdankt die Kant schon mal, dass er ihn heute
populär versucht zu halten. Und Höffe ist auch
ein Wissenschaftler, der zugleich so unterhaltsam
ist, dass es Spass macht ihm zu folgen. Genauso
ambitioniert zeigt sich sein neuestes Buch, dass
mich aber dahingehend enttäuscht, dass es im
Vergleich zur KdrV sehr kurz gehalten ist und
keine gute Struktur des besprochenen Textes
aufweist. Dennoch ist es unterhaltsam, auch wenn
der Schluss über die heutige Naturwissenschaft
und die Beziehung zu Kant mich nicht vollends
überzeugt hat.
Höffe,
Otfried
Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft
Akademie Verlag
Sehr
interessante Zusammenstellung von Artikeln, die
einzelne Absätze und Kapitel der praktischen
Vernunft interpretieren. Hier merkt man erst
die Vielheit der Auffassungsmöglichkeiten, die
das Werk bietet.
Kant,
Immanuel
Prolegomena zu einer jeden zukünftigen
Metaphyik
Kritik der praktischen Vernunft
Meiner Verlag
Ich kannte
Kant zwar schon vorher, aber erst durch meine
Arbeit an der Universität komme ich zu so
lustigen Schlüssen wie "Mensch, der könnte
ja recht haben". Man kommt nicht um das
Lesen von Kants Büchern rum, wenn man etwas
über Kant erfahren möchte, will sagen:
Biographien lesen alleine hilft da nicht. Aber
man sollte keine große Scheu vor den Werken
haben, sondern einfach mal ausprobieren, was man
schnallt und wie man das herausbekommt, was man
zunächst nicht versteht. Dann kommt man zu
erstaunlichen Ansichten, versprochen! Man findet
auch immer etwas Neues in der Lektüre Kants, so
dass man den Gesamtgehalt des Werkes erst spät,
wenn überhaupt, überschauen kann.
Kuhlenkampff,
Jens
David Hume
C.H. Beck Verlag
Knapp
gehaltenes Buch, dass allerdings die Grundzüge
des Humeschen Denkens klar voreinander vorstellt.
Gute Einführung für diesen Denker.
Hume,
David
Enquiry concerning the principles of morals
Oxford University press
Nettes
Buch für einen Einstieg in die britische
Philosophie, auch wenn mir der direkte Draht dazu
nicht so nahe ist. Die Beispiele, die er Hume
nennt, halte ich für weitgegriffen und die
Prämissen für seine Anschauungen nicht so
absolut nachvollziehbar. Dennoch sind Grundsätze
drin, dich ich voll und ganz akzeptiere.
Macrone,
Michael
Heureka!
dtv
Sehr
interessante und lustige Beantwortungen von
Fragen rund um geisteswissenschaftliche und
kulturhistorische Aspekte. Ideal für
zwischendurch und sonstwo.
2003
Adams,
Douglas
The Salmon of doubt
Penguin Books
Geburtstagsgeschenk
von Plesch. Das ist sowas wie ein R.i.P. Buch
für den SciFi-Autor Douglas Adams. Die Kolumnen haben mir
sehr gefallen, er kann gewisse Inhalte ziemlich
schnell und prägnant auf einen Punkt bringen,
ohne so dass man sich so sehr reinversetzen
müsste wie bei den Romanen.
Sontag,
Susan
Das Leiden anderer betrachten
Carl Hanser Verlag
Anschauliche
Ausarbeitung über das Wesen der Kriegsfotografie
von den Anfängen bis zur heutigen Zeit. Gewann
den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2003
Hennig
von Lange, Alexa
Woher ich komme
Rowohlt Verlag
Spannungslos,
kratzend ohne etwas aufzudecken und dröge: das
neue Buch von Hennig von Lange. Sie war letzte
Woche bei Harald Schmidt, hinterliesse aber den
Eindruck eines Mädchens, dass den ganzen Tag
"Dadadadadad bum bum bum, dadadadadadad bum
bum!" schreiend durch die Gegend rennt. Seit
den 120 Seiten ihres Erstlings hab ich nichts
besonderes mehr gelesen von ihr. Falls ich falsch
liege bei diesem Werk, dann mailt mir doch
einfach. Ansonsten: "Dadadadadad bum bum
bum, dadadadadadad bum bum!"
Lebert,
Benjamin
Der Vogel ist ein Rabe
Kiepenheuer und Witsch Verlag
Form und
Inhalt sind klasse zusammengefügt, dazu ist der
Roman mit knapp 130 Seiten schnell lesbar und
bleibt in Erinnerung. Vielleicht strapaziert er
die Symbolik noch etwas. Aber wenn schon dieses
Buch perfekt wäre, würde man sich vielleicht
auf ein folgendes nicht so freuen. Inhaltlich
geht es um zwei junge Herren, die sich im Zug
begegnen und ihre aktuellen Liebesprobleme und
-überlegungen für ein paar Stunden teilen.
Timm,
Uwe
Am Beispiel meines Bruders
Kiepenheuer und Witsch Verlag
Der Autor
verarbeitet in diesem Buch die Schiksale seiner
Familie, maßgeblich geprägt von der
Zugehörigkeit des Bruders zur Totenkopf-SS und
dessen Tagebuchaufzeichnungen bis zu seinem Fall.
Eindringlich geschrieben aus heutiger Sicht ist
dies ein wichtiges Puzzelteil zum Verständnis
deutscher Geschichte.
Zylka,
Jenni
1000 neue Dinge, die man bei Schwerelosigkeit
tun kann
Rowohlt Verlag
Eigentlich
müsste man ja sauer sein, immerhin macht mir die
Autorin mein ältestes Vorurteil zunichte, dass
Frauen humorlos sind. Das Buch "geht"
ja auch grundsätzlich zunächst einmal
"ganich": Wieder eine taffe weibliche
Hauptakteurin, die umringt von Männern ihr
Schiksal meistert. Das ist Ally McBeal, das ist
Gaby Hauptmann. Jenni Zylka, Schreiberin bei der
taz, gewinnt dieser Geschichte dennoch witzige
Momente, manchmal überdreht, aber ziemlich oft
treffend, so dass der Leser das Buch schmunzeld
oder lachend einen Moment weg hält. Einige
Vokabeln haben auch schon meinen Sprachwortschatz
erweitert. Gerne mehr davon
Murakami,
Haruki
Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt
Suhrkamp Verlag
Ein
35jähriger Single stolpert durch sein Leben im
futuristischen Tokyo, als er dahinter kommt, dass
sein Leben von großen Mächten bedroht wird. Der
500seiter ist schön lesbar, Murakami beginnt mit
viel Humor, bannt den Leser dann mit einer
detailverliebten, mysteriösen und zweigeteilten
Geschichte, die auch wegen des typischen "Ahnung des
Wiedererkennens" seitens des Lesers zum
Nachdenken anregt.
Martell,
Yann
Life of Pi
Canongate
Kritiker
bemängeln, die Idee des Buches - eine Robinson
Crusoe - Geschichte- sei inzwischen zu sehr
verbraten. Mir hat das Buch gefallen [wie immer
vielleicht etwas zu lang mit 430 Seiten].
Geschildert wird der Schiffsuntergang eines
indonesischen Schiffes, bei dem nur ein kleiner
Junge samt Löwen, Hyäne, Zebra, Gorilla und
anderen Tieren auf einem Rettungsboot überlebt.
Die Schilderungen über die Tiere und deren
Verhalten haben mir gut gefallen, gerade da es
ein Thema ist, das mich bislang weniger
fasziniert hat. Gen Ende des Buches entpuppt sich
die Geschichte als Fabel, es ist dem Leser
überlassen, wie weit er die Geschichte deutet.
Der Abschluss des Buches aber gerade michte mir
das Buch wieder interessant, nachdem der
Mittelteil mir etwas zu eintönig war und ich
eine Lesepause einlegte.
Chabon,
Michael
The amazing advantures of Kavalier and Clay
4thestate
Ich habe
sehr sehr lange gebraucht für dieses Buch - ich
begann es nach der Lektüre von Franzens
"The Corrections", trotzdem finde ich
es empfehlenswert.. Es behandelt die
Entstehung der Comics in Amerika, das
Familienschiksal einer tschechischen Familie und
die Geschichte zweier in sich gekehrten
Comicmachern, die aufeinander angewiesen sind. Es
ist mit 636 Seiten [englische Ausgabe] sehr
umfangreich, was meine Pause erklärt, die passte
allerdings, weil es einen Schnitt in der
Geschichte gab. Zu dem Zeitpunkt fand ich die
Geschichte auch langweilig, man hätte sie
sicherlich kürzer fassen können. Trotzdem für
lange Winterabend sicherlich okay.
McDonnel,
Nick
Zwölf
Kiepenheuer und Witsch
Grandioses
Debüt eines damals 17jährigen. Ich denke,
dieses Frühwerk wird so stark in Erinnerung
bleiben wie die Outsider und Relax. Es ist ein Drama um
Drogen, Drogen verticken, Erwachsen werden, Jung
sein und Gewalt ausüben in Manhattan. Dies
beschreibt McDonnell so brilliant, das einem das
Lesen einfach Spass macht, wenn auch witzige
Passagen rar sind, was nicht falsch angelegt ist.
Rowling,
Joanne K.
Harry Potter and the Order of the Phoenix
Bloomsbury Verlag
Der Bann
ist gebrochen, ich muss es sagen: Harry Potter
ist eingegangen, zerknirscht zwischen
Massenkonsumanspruch und Ideenlosigkeit. Ich hab
mich gefreut auf den Band, ernsthaft gefreut. Die
ersten hundert Seiten machten die Freude kaputt,
man darf sich nicht zu lange mit ihnen aufhalten.
Rowling macht 3 essentielle Fehler, die ein Autor
einfach nicht machen darf: 1. "Zu
lang": Der Roman hat 350 bis 400
Seiten zuviel. Die ersten 300 Seiten sind einfach
überflüssig, dieses TKKG-Ende über 40 Seiten
hätte sie sich auch sparen können. 2.
"Schreibe nur etwas, wenn du etwas
zu erzählen hast": Eine Buchreihe
sollte einen Kernpunkt haben, diese lässt die
Autorin im 5ten Teil der Potter-Sage komplett aus
den Augen, macht alle Hauptfiguren zu
Einzelkämpfern, bedient sich immerhin weniger
bei Jule Verne, was dem Roman aber nicht
gutkommt. Sie wärmt Ideen der Vorgängerbände
auf ohne den Leser wirklich überraschen zu
können. 3. "Sinnloser
Stilrichtungswechsel": Handelt es
sich nun primär um eine Geschichte für Kinder
oder Erwachsene? Das Buch ist voll von
Aggression, Depression und Niederlagen. Sicher
gedacht als Grundtenor dieses Bandes, auch mal
was anderes als der Ton der Vorgänger, aber was
sollen denn Kinder damit anfangen? Eine Lehre
schreibt die Geschichte schliesslich nicht
heraus. Das passt ganz und gar nicht den
Berichten über die Rowling- Vorleseshow vor
Hunderten von Kindern.
Rowling strickt abermals eine Verwirrgeschichte,
die sie am Ende langsam enttüddelt, seeeehr
langsam. Sie ist dabei nicht unterhaltsam,
sondern langweilt stilmäßig zwischen den drei
Fragezeichen und Momo mit vielen nichtssagenden
Dingen, die nur die Saga weiterentwickeln sollen.
Das schon im Vorfeld permanent auf den Tod einer
Hauptperson hingewiesen wurde, wohl nur eine
Vermarktungstaktik [die Sache ist ohnehin auf
einer halben Seite gegessen].
Verbotene-Liebe-Fans wird wohl das Fürchten
gelehrt werden, wer dagegen schon den vierten
Band zu lang fand, wird beim fünften derbe auf
die Zähne beissen. Auf 350 Seiten wäre er
vielleicht interessant, eine kleine nette
"Der kleine Vampir trifft Disney" -
Geschichte [an wen könnte Dolores Umbridge mehr
erinnern als an Gundel
Gaukeley].
Es gibt wenige Passagen, die noch an die älteren
Potterbände erinnern, aber das ist auf den
Gesamttext bezogen, viel zu wenig, das Flair geht
einfach verloren. Die Frage bleibt: Warum hat
Rowling das Buch so geschrieben? Niemand
hat gefordert, nach dem bislang längsten Band
ein noch längeres, noch düsteres Buch zu
bekommen. Das der sechste Band kompakter werden
wird, es ist nicht anzunehmen, aber die Hoffnung
stirbt zuletzt.
Wilde,
Oscar
Ein idealer Gatte
Reclam Verlag
Dieser
kleine Schinken von Oscar Wilde, der diesen
selbst als seinen Besten vermutete, ist einfach
altmodisch ausgedrückt "reizend". Das
nonchalante politische Umheragieren des
Hauptdarstellers in zeitgenössischer Kulisse
lässt den Leser in der Vergangenheit träumen,
die durchaus charmant gewesen sein muss.
Ilies,
Florian
Generation Golf
Fischer Taschenbuch Verlag
Ich habs
mir mal dann doch kurz angetan, die
Jugendbetrachtungen des Faz-Journalisten. Gewollt
witzig möchte ich das Werk mal beschreiben. Zwar
werden Eigenarten der Jugendjahre der 70er
aneinandergereiht, aber was jetzt so skandalös
oder übermäßig interessant daran sein soll,
weiss wohl nur der Autor. Und dazu gibts
ernsthaft noch ein Sequel über die 80er [Nicht
schon wieder diese
Ich-hab-bei-den-Bundesjugendspielen-niemals-eine-Sieger-Urkunde-bekommen
MöchtegernStories] Nur für Fans!
Malet,
Leo
Das stille Gold der alten Dame
rororo Taschenbuch Verlag
Kleiner
Nestor-Burma-Krimi für zwischendurch, der in
Paris spielt. Darf man sich antun, man vergißt
ihn aber schnell wieder. Übrigens spielen alle
Malet-Fälle in einer anderen Ecke in Paris.
Murakami,
Haruki
Gefährliche Gliebte
btb Verlag
Dieses
Buch steigert meine Leselust wieder ungemein,
sehr schön erzählt hier der Autor die
Geschichte eines heranwachsenden jungen Mannes,
der seine eigene Entwicklung kritisch verfolgt.
Der Autor scheint der berühmteste Japans zu
sein, hab ihn irgendwie leider bisher ignoriert.
Dieses Buch straft mich: Wunderbare Lektüre.
Kerr,
Philip
Das Wittgenstein-Programm
rororo Taschenbuch Verlag
Und weiter
gehts in der Krimireihe: Skurriler
philosophisch-angehauchter Krimi des
Massenkrimischriftstellers Kerr. Im Jahre 2013
mordet ein Mann, Besitzer eines neu
festgestellten genetischen Defekts, weswegen ihm
Hemmung zum Morden fehlt, quer durch das
bürokratisierte England. Keine große Literatur,
aber ganz netter Krimi.
Mankell,
Henning
Der Mann, der lächelte
Deutscher Taschenbuch Verlag
Bislang
schwächster Krimi des schwedischen
schriftstellers. Nur wenig über der Inspektor
Carter Reihe aus der "Prisma". Das Buch
lebt nur von der sympatischen Hauptfigur
Wallander. Ein Buch einer Reihe eben,
einigermaßen spannend...
Mankell,
Henning
Die Brandmauer
Deutscher Taschenbuch Verlag
Ein wenig
erinnert mich der Kommissar Wallander ja an Paul
Temlpe, auch wenn er viel "impulsiver"
daherkommt als manch anderer Kommissar. das
zweite Buch, dass ich nun von ihm gelesen hab,
kommt schon etwas schlichter daher, scheint
später angesiedelt zu sein und zeigt einen
verstörten Haupdarsteller. Spass hat das Lesen
trotzdem gemacht, sehr raffinierte Geschichte.
Duve,
Karen
Regenroman
Ullstein Verlag
Ein Roman
wie der Regen: Düster, nass, kalt. Kurzum: Ein
echtes Erlebnis. Gefällt mir gut soweit.
Mankell,
Henning
Die fünfte Frau
Deutscher Taschenbuch Verlag
Mein erster Mankell. Ich
war doch überrascht, wie gut sich dieser
düstere Krimi lesen läst. Kommissar Wallander
ist einer Mordserie auf der Spur, während die
Presse ihn kritisiert und er sich verliebt. Für
kalte Wintertage genau das Richtige.
Grangé,
Jean-Christophe
Die purpurnen Flüsse
Bastei Lübbe Verlag
BIn Frankreich ist Grangé ein sehr
populärer Autor, wird auch in der Schule
besprochen. Seinen zweiten Roman verfilmte man
vor zwei Jahren mit Jean Remo, und setzte dabei
auf wundervolle Landschaftsaufnahmen. In einem
Universiätsort geschieht eine Mordserie, der
Kommissar kommt dem Täter nur langsam auf die
Schliche. Spannung pur(pur)!
Jochimsen,
Jess
Das Dosenmilch-Trauma
Deutscher Taschenbuch Verlag
Buchversion des gleichnamigen
Kabarettprogramms. Interessanterweise springt
auch hier der Funke der wirklich witzigen
Erzählweise von Jochimsen bald über. Dieser
schildert einigermaßen biografisch sein
Erwachsenwerden als 68er-Kind- mit all seinen
Tücken.
Kertécs,
Imre
Roman eines Schicksallosen
Rowohlt Taschenbuch Verlag
Dieser Roman ist vergleichsweise einfacher zu
lesen als "Der
Spurensucher".
Erzählt wird die Geschichte eines Jungen, der
als 15jähriger ins KZ gebracht wird. Seine
Erlebnisse in den Lagern Auschwitz, Buchenwald
und Zeist bringen dem Leser das Kriegsgeschehen
anschaulich näher. Die einfache Sicht eines
Jugendlichen zieht sich durch das ganze Buch und
schliesslich ist es dem Hauptakteur wichtig
anzugeben, dass dies nicht sein Schicksal ist, da
er immer an den Geschehnissen beteiligt war.
Praxenthaler,
Matthias
Horst der Held
Deutscher Taschenbuch Verlag
Man sollte skeptischer werden, wenn ein Buch
von Allegra und einer Prinz-Redakteurin
angepriesen wird: Klößchen aus der TKKG-Bande
macht sich selbständig und taumelt von Abenteuer
zu Abenteuer. So könnte man dieses Buch wohl
umschreiben. Es fehlt aber inhaltliche Tiefe, die
sich trotz endlos langer Sätze nicht einstellt,
Spannung, Witz und alles, was der Autor scheinbar
erzeugen möchte. Seichte Unterhaltung, ein wenig
sympathisch. Man darf also noch hoffen
2002
Schmitter,
Elke
Frau Sartoris
Berlin Verlag
Hochgelobtes Werk der Journalistin Schmitter.
Erinnerte mich ein wenig an "Der Hahn ist
tot" von Noll. Frau im reifen 40er Alter
will sich die Liebe erkämpfen und steuert einer
Tragödie entgegen. Wo bei Noll der Humor
einsetzt, trifft man bei Schmitter auf
philosophisch tiefgründige Sätze, durchaus
lesenswert.
Kertécs,
Imre
Der Spurensucher
Suhrkamp Verlag
Kurzgeschichte vom Literaturnobelpreisträger
des Jahres 2002. Kritiker sagen, allein wegen
dieser Geschichte hätte er den Preis schon
verdient. Kertécz beschreibt wie ein ehemaliger
KZ-Häftling an die Stätte seines Schicksals
zurückkehrt, aber mit ihr zunächst nichts
anfangen kann. Der direkte Umgang mit seiner
Vergangenheit gehorcht keinem Plan, er kann
Gebäude und Orte nach langer Zeit nicht mit
seinem Schiksal verbinden, dieses ist in seinem
Kopf und nirgendwo anders. Großartig
geschrieben, ein wenig anspruchsvoll, führt
diese Geschichte den Leser eindrucksvoll in die
Psyche dieses Mannes ein.
Pispers,
Volker
Gefühlte Wirklichkeiten
con anima Verlag
Gesammelte Text aus dem abgelaufenen
Kabarettprogramm "Damit müssen Sie
rechnen" und der Montagsglosse von WDR2.
Pispers sprüht mit kessen Ansichten,
verblüffenden Fakten und Ansichten, die einfach
neu sind.
Kaminer,
Wladimir
Schönhauser Allee
Goldmann Manhattan
Das Buch ist sicherlich gleich aufgebaut wie
Russendisko, doch betrachtet der Autor diesmal
Geschehnisse rund um die Schönhauser Allee in
Berlin. Russen spielen keine so große Rolle,
Randgruppen schon, der Autor erzählt frisch wie
eh und jeh. Von gleicher Leiher keine Spur, sehr
lustig zu lesen.
Postel,
Gerd
Doktorspiele. Geständnisse eines Hochstaplers
Eichborn Verlag
Postel tourt fast 20 Jahre unter
verschiedensten Titeln, Namen und Funktionen
durch Deutschland - ohne das Menschen auf den
ersten Blick stutzig werden. Wozu? Das ist das
große Fragezeichen dieses Mannes. Im Vorwort
spricht Prof. von Berg aus Münster von einer
kranken Persönlichkeit und als solche sollte man
den Hauptdarsteller dieses Buch betrachten, nicht
als Helden. Dieses Buch interessiert einen oder
nicht, seltsam ist es allemal. Ebenso die
Entstehung: Kein Verlag wollte das Script
drucken, so nahm man es Postel weg, bevor dieser
es vernichten konnte und publizierte es ohne
dessen Zustimmung.
Brussig,
Thomas
Am kürzeren Ende der Sonnenallee
Fischer TB Verlag
Das Buch kam zusammen mit dem Film
"Sonnenallee" heraus. Nicht sonderlich,
aber sehr lustige Geschichten sind in dieses
Büchlein gekommen. Für zwischendurch sehr
lustig, der zweite DDR-Roman von Brussig, auch
wenn man bezweifeln darf, das alles so lustig
gewesen ist. Ostalgie pur.
Junge,
Traudl
Bis zur letzten Stunde. Hitlers Sekretärin
erzählt ihr Leben
Claassen Verlag
Zusammen mit dem Film ist dies der
einzigartige Bericht aus dem Innersten des
Bösen, das im dritten Reich Deutschland und die
ganze Welt veränderte.
Adorf,
Mario
Der Fenstersturz. Merkwürdige Geschichten
Kiepenheuer und Witsch
Zahlreiche kruze Geschichten, die dem Autor
wortwörtlich "merkwürdig" vorkommen.
Allesamt aus dem Theater- und Filmbereich. Alle
Personen sind einem wohl nicht bekannt,
nichtsdestoweniger handelt es sich bei dem Buch
um eine sehr amüsante Lektüre.
Fried,
Erich
Es ist was es ist
Liebesgedichte Angstgedichte Zorngedichte
Netter, leicht lesbarer Gedichtsband
Bohlen,
Dieter mit Katja Kessler
Nichts als die Wahrheit
Heyne Verlag
Das Buch, das dem Buchmarkt aus der Flaute
verhalf. Durch die Schreibhilfe sind die
Erinnerungen des Modern Talking-Machers sogar
ganz gut lesbar. Charakterlich ist er so
sattelfest wie ein kleiner Junge, der immer zu
kurz gekommen ist. Aber manche Story über
PopStars der 80er (wen hat Bohlen eigentlich
nicht produziert?) ist tatsächlich einigermaßen
interessant, wenn man das Promileben, das man
heutzutage nicht mehr entgehen kann, mal von
seiner Seite sehen will. Und warum sollte er
lügen? Man muss es garantiert nicht gelesen
haben, den Oberflächenrückblick des
Millionärs, aber über BUNTE-Niveau bewegt sich
das Buch schon.
Reich-Ranici,
Marcel
Lauter schwierige Patienten
Gespräche mit Peter Voß über
Schriftsteller des 20. Jahrhunderts
Schön zu
lesender Schmöker für zwischendurch.
Buchfassung einer Fernsehreihe.
Gernhardt,
Robert
Reim und Zeit
Reclam Verlag
Obwohl ich
sein "Best-of"-Büchlein schon
durchschmökert habe, finde ich in dieser Ausgabe
zahlreiche neue Gedichte, die mindestens genauso
schön sind. Sehr empfehlenswert.
Franzen,
Jonathan
The Corrections
Picador USA
600-Seiten-Bestseller
aus den USA, der von Kritikern schon mit Thomas
Manns "Buddenbrooks" verglichen wird.
Es ist also eine aktuelle, echt unterhaltsame
Familientragödie, und dazu wirklich gut
geschrieben! Ich habe den
SChinken in einer Woche durchgelesen, und das
will was heissen bei meiner Lesegeschwindigkeit.
Allein die Geschichte der beiden Eltern, ihr
Älterwerden, ihr Versuch, die Familie heile zu
denken, dass nimmt einen selbst als Sohn mit in
eine verständlich-mitledige Betrachtungsweise,
das ein analytisches Interesse hervorruft, das
weitere Fortschreiten der Familie und der
Krankheit betreffend. Das Buch will allerdings
selbst nicht analysieren, sondern nur beschreiben
und das ist fabelhaft für die Geschichte und der
Beschreibung einer zeitgenössischen
amerikanischen Familie, die scheinbar unter sich
eher wild zusammengewürfelt als passend sind.
Mann,
Klaus
Mephisto
Roman einer Karriere - Rowohlt Verlag
Hervorragend
geschriebener Roman über Gustaf Gründgens aus
Klaus Manns Sicht, der in der Nazi-Zeit in
Deutschland Karriere machte. Bis 1981 verboten
gewesen.
Ahrens,
Henning
Lauf Jäger lauf
S. Fischer Collection
Abgedrehter
Roman: Ein Mann zieht die Notbremse eines Zuges,
um einem Fuchs zu folgen, und wird in Geiselhaft
genommen. Sehr gewöhnungsbedürftig.[ NZZ - Kritik ]. Entweder man mag den
Erzählstil und den Plot oder man hasst ihn wohl.
Ich habe ihn bislang nicht verstanden und werde
auch nicht so tun, als ob mir diese
Eigenwilligkeit als neue große deutsche
Literatur vorkommt, wie es einige
Literaturkritiker beschreiben. Vielleicht kann
ich eine qualifiziertere Kritik abgeben, wenn ich
eines Tages einen besseren Zugang zum Buch finde.
Es ist sicherlich kein Mainstream, was der
promovierte Ahrens verfasst, und es ist darauf
angelegt, kompliziert zu sein für den Leser. Ob
das nun die Quintessenz ist, also als Leser
dieses sperrige Gestrüpp zu überwinden?
Antworten bitte per Mail !
Goethe,
Johann Wolfgang von
Faust. Der Tragödie erster Teil
Phaidon Verlag
Immer
wieder schön zu lesen, auch schön ist der Film
mit Gustaf Gründgens, der mich diesmal zur
Lektüre des alten Schmökers inspirierte.
Faszinierend, wie Gründgens den Zuschauer in
seinen Bann nimmt und einem die Lektüre nahe
bringt. Erstklassig gespielt.
Kaminer,
Wladimir
Russendisko
Goldmann Manhattan
Der neue
Kultautor aus Berlin - lustige deutschrussische
Kurzgeschichten. Das Hörbuch sagte mir nicht so
sehr zu, da der Autor dort noch einen derben
russischen Stil an den Tag legt. Das Buch
allerdings verschlag ich, da es sehr süffig zu
lesen ist.
Döring,
Bianca
Hallo, Mr. Zebra
Deutscher Taschenbuch verlag premium
"Turbulenter
Roman über die Anfangsjahre der Republik".
Lustig geschrieben, aber oberflächlich ohne
rechten Kick - so etwa wie "Heidi trifft
Räuber Hotzenplotz".
Doyle,
Sir Arthur Conan
The advantures of Sherlock Holmes
Penguin Paperback
Klassiker,
schön zu lesen, intelligent geschrieben, kleine
spannende Krimigeschichten.
Roth,
Philip
The human stain
VIntage U.K. Random House
Dies ist
das zuletzt erschienene Werk des
Literaturnobelpreisträger in spe, Philip Roth. Weil
Reich-Ranicki ihn dazu erkoren hat, ist dies Werk
unter dem deutschen Titel "Der menschliche
Makel" derzeit in den meisten gut sortierten
Buchhandlungen im Schaufenster. Es dreht sich um
einen emerierten Uniprofessor zu Zeiten der
Lewinski-Affaire, der ein Verhältnis mit einer
34 Jahre jugen Putze beginnt, Viagra schluckt,
und zwei Attacken auf seine Person zu bewältigen
hat. Er verliert beide... Zudem einige kleine
Portraits anderer Aussenseiter und
"Loser". Auf englisch sicherlich nicht
die leichteste Lektüre, wenn man grad Harry
Potter aus der Hand gelegt hat. Viele nicht enden
wollende Sätze in hochgestochenem Uni-Vokabular,
dann wieder athmosphärisch adequat geschrieben,
dazu werden dauernd Dinge aus dem aktuellen
Geschehen in den USA eingebaut, da sollte man auf
dem Laufenden sein. Starke und wütende Passagen
aus vielen Blickwinkeln.Gerade deswegen unbedingt
lesenswert, auch auf deutsch.
Walser,
Martin
Tod eines Kritikers
Suhrkamp Verlag
Das neue
Buch vom Friedenspreisträgers des deutschen
Buchhandels 1998 kommt erzählerisch daher, ohne
an seine eigene Vorgabe ranreichen zu können.
Eine Satire ist es wohl kaum, was Walser da
geschaffen hat. Vielmehr der misslungene Versuch
die deutsche Literaturindustrie einmal genauer zu
betrachten, was eigentlich eine pfiffige Idee
ist. Auch die Medienschelte hilft dem Buch in
keine bessere Richtung. Der häufige Gebrauch des
Futur I und des Konjunktivs geht einem am Anfang
schnell auf den Keks, viele Passagen sind recht
unverständlich und stockend lesbar. Dann wird
der Kritiker parasitartig dargestellt, ohne
selbst über Originalität zu verfügen, ein
hinterhältig abzockender Kunsthänfler heisst
Rosenwald. Der Leser darf entscheiden, ob er dies
antisemitisch nennt. Interessant ist eine
vorgenommene Änderung im Buch von Freisler
zu Chaplin.
Rowling,
Joanne Katherine
Harry Potter and the Goblet of Fire
Harry Potter and the Prisoner of Azkaban
Harry Potter and the Chamber of Secrets
Bloomsbury Paperback
"Harry
Potter and the Goblet of Fire" ist der
bisher letzte Band der Harry-Potter-Reihe und
zudem das dickste Buch. Inhaltlich gewohnt
mysteriös und leicht zu lesen, auch wenn Rowling
sich mit diesem Buch aus der Kinderliteratur
verabschiedet. Welcher Knirbs haut sich schon
gern 800 Seiten um die Ohren. Dieses Buch besitzt
mehr erwachsene Leser, was die Leserzahl nicht
schrumpfen lässt. Aber es braucht schon etwas
Zeit, weniger Seiten hättens wohl auch getan. Ob
der fünfte Band auch noch so einschlagen wird,
lassen wir uns überraschen. Die Teile zwei und
drei waren seeehr oberflächlich, aber immerhin
etwas spannend. Es ist aber schwierig, an die
Bücher zu kommen, da ich die großen langen
englischen Ausgaben von Bloomsbury den kleinen
Dicken vorziehe. Letztere sind allerdings
Standartvorräte in deutschen Buchhandlungen.
Reich-Ranicki,
Marcel und Siegrid Löffler und Hellmuth Karasek:
... und alle Fragen offen
Wilhelm Heyne Verlag
Gesammelte
Diskussionen aus dem "Literarischen
Quartett": Einerseits schriftliche
Aufbewahrung denkenswürdiger Unterhaltungen,
andererseits interessante Analysen einzelner
Gespräche bietet dieser dicke Band über die
erfolgreichste deutsche Fernseh-Literatursendung.
Zum Nachschlagen und Schmökern nach den Reden,
die man verpasst hat.
Höpfner,
Marc
Pumpgun
Frankfurter Verlagsanstalt
Eine Geschichte über einen Amoklauf in
einer Schule - samt Ursachenbetrachtung. Der
Erzähler kommt nach Jahren zur Stätte des
Geschehens zurück und will nachforschen, wie es
dazu kommen konnte. Ein erschreckendes Buch, das
nur ein Jahr vor Erfurt geschrieben worden ist.
Neben sozialer Vereinsamung, Ausnutzung,
übertriebenen Spieltrieb ist vor allem der
Sozialraum Schule ins Auge des Verfassers
geraten, und zwar nicht zu knapp. Damals als
Effekthascherei kritisiert, offenbahrt das Werk
heute erschreckende Realitätsbezüge.
Schwanitz,
Dietrich
Bildung. Alles, was man wissen muss
Eichborn Lexikon
Alles, was
man wissen muss war ein Renner im letzten Jahr.
Der ehemalige Professor für Anglistik Schwanitz
schickt den Leser noch einmal auf eine
Bildungsreise durch die Ursprünge unserer
Kultur, und das auf knapp 600 Seiten. Da wird oft
gekürzt, etwas modern ausgedrückt, aber auch
viel so in Zusammenhang gerückt, dass dem Leser
viele Wissenslücken geschlossen werden.
Unbedingt lesenswert.
Zschirnt,
Christiane
Bücher. Alles, was man lesen muss
Eichborn Lexikon
Im
Anschluss hab ich "Alles,
was man lesen muss" verschlungen. Viele
lesenswerte Bücher, die manch einer schon gar
nicht mehr auf der Rechnung hat, werden
angesprochen. Zudem erfährt man, dass die
meisten Meg-Ryan-Filme auf Jane Austen basieren.
Der Schluss ist etwas oberflächlich geraten,
aber von Anfang bis Mitte ist der Schinken
seeeehr unterhaltsam.
2001
Regener,
Sven
Herr Lehmann
Eichborn Verlag
Erstling des Sängers und Komponisten von Element
of Crime.
13 Kurzgeschichten um Herrn Lehmann, Barkeeper
einer Berliner Kneipe. Empfehlenswert für alle,
die mehr über Männer und Einzelgänger wissen
wollen. Teils saukomisch, teils tragisch. Das
Buch entwickelt genauso wie die Songs der Band
eine gewisse Eigendynamik, die der Leser/ Hörer
mitnimmt oder nicht zu fassen bekommt. Im
letzteren Falle fehlt den Betroffenen meist der
Zugang, und sie können nichts mit Regener
anfangen. Das Buch ist allerdings diesen Versuch
wert. Es erhielt große Beachtung, als es im
vorletzten "Literarischen Quartett" von
Marcel Reich-Ranicki besonders hervorgehoben
wurde. Wird bald mit MTV-Moderator Ulmen
verfilmt.
Rothmann,
Ralf
Ein Winter unter Hirschen
Suhrkamp Verlag
Kurzgeschichten über die Tragik des Lebens.
Interessant, wenn auch manchmal zu spröde und
depressiv geschrieben für meine Verhältnisse.
Ich habe nicht ganz verstanden, wieso so ein
Roman so hochgelobt wird. Ohne Frage, weiss
Rothmann zu erzählen, aber die Geschichte weckt
an sich wenig Lesevergnügen. Vielleicht bin ich
noch einfach zu jung für derartige Bücher...
Berg,
Sibylle
Das Unerfreuliche zuerst - Herrengeschichten
Kiepenheuer und Witsch
Männer
kriegen eins auf die Mütze, bei Berg sollte man
das lesen. Witzig geschrieben. Alles in
Kurzgeschichtsform von einer Autorin, die wohl
weiss, das ihr der lange Atem zu einer langen
Geschichte fehlt. So hören die Geschichten genau
da auf, wo sie in die Gefahr geraten könnten,
langweilig zu sein, lassen vielleicht hier und da
etwas offen, aber das ist gut so.
Noll,
Ingrid
Selige Witwen
Diogenes Verlag
Sozusagen der zweite Teil von "Die
Häupter meiner Lieben", leider nicht ganz
so pepgeladen, kaum so witzig, nicht
überraschend wie die Vorlage. Man sollte die
anderen Nolls schon gelesen haben. Ich hab es
"nur" gelesen, da ich bislang alle
Nolls las. Leider verfliegt der Inhalt der
Geschichte sehr schnell, was mir bei den anderen
Büchern nicht passiert ist.
de
Winter, Leon
Sokolovs Universum
Diogenes Verlag
Ich wollte mal wieder einen De-Winter-Roman
lesen, und da kam der hier mir gerade recht.
Wieder mal schön geschrieben, wenig
emotiosgeladen, wird das Schiksal zweier
jüdischer Raumfahrtforscher beschrieben, die
sich in Tel Aviv nach dem Untergang der
Sowjetunion wieder über den Weg laufen. Aus
dieser Weltuntergangsstimmung, in einem fremden
Heimatland perspektivlos zu sein, entwickelt sich
ein starker Krimi, als der Hauptdarsteller
bemerkt, dass sein Freund kriminelle
Machenschaften für seine Karriere benutzt zu
haben scheint.
2000
Gernhardt,
Robert
Gedichte 1954-1997. Vermehrte Ausgabe mit den
"Lichten Gedichten"
Haffmanns Verlag
Robert Gernhardt bleibt der lustigste
zeitgenössische Dichter Deutschlands, was sich
hier in einer Art Best-of-Version seines Werkes
nachvollziehen lässt. Zum Schmökern immer
wieder interessant. Das Buch ist zweifach
rausgekommen, diese erweiterte Ausgabe enthält
zudem Gernhardts Gedichte nach seinem Herzanfall.
Palmen,
Connie
De Wetten, deutsch: Die Gesetze
Prometheus Amsterdam Verlag, deutsch:
Diogenes Verlag
Durchbruch von Connie Palmen. Sehr frisch
berichtet von einer jungen Studentin als
Erzählerin über 10 ihrer Liebhaber.
Philosophisch und nachdenklich macht dieses Buch
einfach Spass zu lesen. Die Hauptakteurin, im
Vergleich zu den Männern, eher passiv, wird
jedesmal stark konfrontiert mit den massiven
Persönlichkeiten aus der
künstlerisch-philosophischen Welt, und lernt
langsam, sich freizuschwimmen.
Palmen,
Connie
I.M.
Prometheus Amsterdam Verlag, deutsch: In
memoriam
Autobiographisches über die Beziehung von
Connie Palmen zu Ischa Meijer, einem bekannten
holländischen Radiomoderator, der früh
verstarb. Sehr persönlich und sehr besonders.
Eine Liebeshymne an eine intensive Freundschaft
zweier egomaner Künstler aus dem kleinen
Königsstaat, die wieder einmal etwas besonderes
aus den Niederlanden festhält.
Pirinçci,
Akif
Felidae
Goldmann Verlag
Krimi aus der Katzenwelt. Spannend und
niveauvoll geschrieben. Das Buch ist auch
verfilmt worden, aber kindesgerecht ist es wohl
nicht. Aber Erwachsenen, die sich auf die
Geschichte einlassen, werden diesen Krimi sehr zu
schätzen wissen. Es gibt 2 Nachfolger dieses
Buches.
Baddiel,
David
Was man so Liebe nennt
Rowohlt Verlag
David Baddiel verdanken wir ja auch unter
anderem die Hymne "Football's coming
home". Was hast du gemacht am Tag, als Lady
Di starb ? Der Hauptakteur weiss es noch ganz
genau, er schlief mit der Freundin seines besten
Freundes. Dies führt zwangsläufig von der
quietschfiedelen Komödie in ernsthaftere
Bereiche. Beeindruckend, wie Baddiel den Leser
mitnimmt auf eine besondere Leseerfahrung. Danach
versteht man das Vorwort wesentlich besser. Mich
stört an der deutschen Fassung nur der Titel
ungemein: Das englische "Whatever love
means" hätte besser mit "Was immer
Liebe bedeuten mag" übersetzt werden
sollen. Und dies ist keine Haarspalterei. Was bei
der Übersetzung nicht beachtet worden zu sein
scheint ist, dass es sich hier um ein Zitat
handelt. Prinzessin Diana und Prince
Charles haben kurz vor ihrer Hochzeit ein
denkwürdiges Interview mit der BBC geführt und
beide wurden gefragt, ob sie aus Liebe
heirateten. Die Prinzessin antwortete mit
"Naturaly!", natürlich. Prince Charles
sagte dementgegen: "Well, whatever love
means..." Eine in Brittanien
wellenschlagende Äußerung.
Guterson,
David
Schnee, der auf Zedern fällt
Bertelsmann Taschenbuch
Spannender Krimi aus den USA. Gut lesbar, mit
überraschenden Wendungen.
Camillerie,
Andrea
Die Form des Wassers
Heyne Verlag
Comissario Montalbanos zweiter Fall. Das Buch
etwas dünner, die Storie nicht so mitreissend
wie die erste Geschichte, aber auch gut.
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