abflug

So, letzter Blogeintrag vorm Urlaub. Wir haben zwar vor, Audio- und Videoaufnahmen auf der Krim zu machen, aber Tatis Papa hat wohl kein Telefon, dementsprechend auch kein Internet. Und das ganze im Internetcafé hochzupusten, dazu ist wohl die Zeit zu schade. Das Ganze wird dann wohl erst nach dem Urlaub verbloggt werden. Jetzt mal fix den letzten Kaffee runterkippen, die Spülmaschine anschmeißen und dann kann das Abenteuer so langsam losgehen. Wenn Tati ihren Ausweis denn noch kriegt…

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trickbetrug am flughafen kiew

Von der Krim aus sind wir heute über Kiew nach Hause geflogen. In Kiew hat man ein paar Stunden Aufenthalt, die man irgendwie überstehen muss. Irgendwann saßen wir im Inneren des Flughafens und haben auf den Begrinn des Boardings gewartet. Gegenüber von uns war ein Café. Und dort wurden wir Zeuge eines ganz gut eingefädelten Trickbetrugs.

Uns vielen zunächst zwei fülligere Männer im Café auf, bei denen einer ausscheifend und deutlich hörbar sprach. Den anderen verstand man nicht. Meine Freundin wies mich darauf hin, dass es sich bei dem deutssprechenden Wortführer um einen Ukrainer handelt. Da wäre ich nicht drauf gekommen. Kurz danach passierte etwas merkwürdiges: Ein jüngerer Mann mit einem Kaltgetränk in der Hand suchte eine Sitzgelegenheit und sprach den Wortführer an, ob er sich gegenüber von den beiden hinsetzen könnte. Der Wortführer bejahte das zuvorkommend und wandte sich wieder seinem deutschen Gesprächspartner zu. Der Neuankömmlich beschäftigte sich mit sich selbst. Das Merkwürdige war, dass durchaus noch andere Tische vollkommen frei waren. Warum setzt man sich dann an einen Tisch, an dem schon andere sich in einem durchaus lautstarken Gespräch befinden?

Nach kurzer Zeit kam ein vierter Mann, setzte sich an den Nachbartisch, schaltete sich in das Gespräch ein, wobei er erst über seine Schulter gewendet redete und sich dann an den letzten freien Platz des Tisches mit den drei anderen Männern setzte. Der Wortführer führte nun auch einen Schwatz mit dem Neuankömmling, der meines Erachtens westlich aussah mit flotter Frisur, und wohl etwas über die USA sagte. Der Wortführer sprach irgendwann lautstark: “Tell us about Amerika.”, so daß ich dachte, der Angesprochene sei Amerikaner. Meine Freundin wies mich aber darauf hin, dass auch dieser Mann Ukrainer sei.

Die Sitzanordnung war nun wie folgt:

kievkartenspieltrick

Die Unterhaltung führte nun dazu, dass ein Spiel vorgeschlagen wurde. Der Deutsche kannte das Spiel nicht, es musste ihm vom Wortführer erklärt werden. Die anderen kannten das Spiel offenbar. Ich sah Karten und ein ausgebreitetes Spielfeld. Alle Männer spielten bereitwillig mit.

Stutzig wurde ich, als ich sah, wie der Ukrainer mit einem 50-Euro-Schein rumwedelte. In der Ukraine wird nicht mit Euro bezahlt, das Geld konnte also nur vom Deutschen stammen. Dann war auf einmal eine Zeitung auf dem Tisch, in die Geld geschoben wurde. Der “Amerikaner” wedelte mit amerikanischen Banknoten rum, die ich aber nur als Ein-Dollar-Noten erkannte. Das Spiel ging vorrangig eh nur um die zwei Männer des Anfangs. Dann sah ich, wie der Wortführer einen Zweihundert-Euro-Schein aus der Zeitung nahm und damit rumwedelte. Nun bedrängte er den Deutschen, weitere 100 Euro ins Spiel zu bringen. Meine Freundin vernahm “Was sind schon 100€?” Aber der Deutsche ließ dies sein, auch wenn er noch mal in sein Portemonnaie schaute.

Dann ging alles ganz fix: Der Wortführer offenbarte seine Karten, der Deutsche ebenso. Offenbar soll dieses Spiel derjenige gewinnen, der die beste Hand hat. Der Deutsche hatte eine bessere Hand als der Wortführer und der “Amerikaner”. Dann stand der vierte Man auf, zeigte seine Karten, die alle anderen übertrafen, und zwar zeigte er sie dem Deutschen, nahm dann die Zeitung mit den Geldnoten, steckte sie in seine Hose und verschwand.

Der Deutsche ist verdutzt, fühlt sich überrumpelt und will gehen, was sich als umständlich erweist: Am Wortführer, der einen Gepäckträger für seine kleine Tasche neben sich hat, kommt er nicht vorbei, der will eh, dass er noch bleibt. Auf der anderen Seite ist der Cafézaun, die Begrenzung des Cafés und der Amerikaner, dort kommt er vorbei, aber es ist mit Tasche und Rollkoffer umständlich. Er kommt allerdings los vom Gaunertrio.

Den Wortführer und den “Amerikaner” sehe ich später im Café am anderen Ende des Flughafens im trauten Gespräch wieder. Irgendwann taucht er auch am anderen Café wieder auf. Er geht mit seinem Gepäckwagen im Einfangsbereich auf und am, scannt die Ankommenden, und interessiert sich überhaupt nicht für Boardings und abgehende Flüge. Als ich meine Kamera auf ihn halte, ist er schnell draußen verschwunden.

Aber das muss man dem Gaunertrio lassen: Die ganze Szenerie wirkt im Nachhinein ungemein gut eingefädelt. Und das Opfer, der Orientierungslose, der sich freut, dass in der Ukrainer irgendjemand deutsch spricht, passte hundertprozentig dort hinein. Das Blöde ist, dass man von der ukrainischen Polizei, die auch am Flughafen herumspatziert gegen solche Gauner nicht beschützt wird.

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