unkenntnis der niederlande

Die Dresdner Neueste Nachrichten schreibt über die Amokfahrt eines Niederländers zeitens des Königinnentages 2009 folgendes:

„Eine Wahnsinnstat beendet die Illusion, volksnahe Monarchie und monarchienahes Volk könnten ohne großen Barrieren miteinander feiern. Der Königinnentag 2009 steht ab jetzt für den schwarzen Feiertag der Oranier. Über das Motiv des Attentäters lässt sich trefflich rätseln. Arbeitslosigkeit und Geldsorgen mögen ein Grund, aber kein verzeihliches Alibi sein. Der Anschlag kratzt weiter an der gern gepflegten Postkartenidylle aus klappernden Holzschuhen und hübschen Meisjes. Hollands tolerante Mitmach-Gesellschaft zeigt spätestens seit den politischen Morden an Pim Fortuyn 2002 und Theo van Gogh 2004 Risse. Nun platzt der Traum, wenigstens die Königin sei als Autorität des friedfertigen Polderlandes unantastbar.“

Man muss wohl schon Journalist sein, um zu einem Zeitpunkt, an dem ein Land noch unter Schock steht und an dem noch beteiligte Menschen um ihr Leben kämpfen, solche Zusammenhänge herzustellen. Niederländer haben also die Illusion einer volksnahen Monarchie, pflegen eine naive Heile-Welt-Ansicht und sind verträumt. Aber das bekommt Risse seit den „politischen Morden“ an Fortuyn und van Gogh.

So ein Blödsinn. Die Niederländer werden einen Teufel tun und ihre Mentalität ändern. Man muss auch zu Fortuyn und van Gogh sagen: Die beiden wussten um die Gefahr, in der sie waren, und dennoch verzichteten sie auf irgendeinen besonderen Personenschutz. Und auch die Königin weiss sehr wohl, dass auch in den Niederlanden Attentate auf ihre Person möglich sind. Es gehört aber gerade zur niederländischen Mentalität, wenn man so etwas annehmen möchte, derartigen Gefahren zu trotzen. So eine Haltung mag man zwar als leichtsinnig einschätzen, sie hat für einige Niederländer aber historische Wurzeln. Daher wird die Königin sehr wohl am kommenden Dienstag am Konzert zum Befreiungstag teilnehmen, wenn auch die Sicherheitsmaßnahmen  verstärkt werden dürften.

Eine Postkartenidylle ist eine Stadt wie Amsterdam nach wie vor bei sonnigem Wetter für Touristen, da werden auch einzelne Gewaltakte nichts ändern. Niederländer haben aber seit Jahrzehnten im Hinterkopf, dass in mancherlei Hinsicht Amsterdam auch ein Pulverfaß ist. Das ist nichts neues. Auf das Eintreten von politisch motivierter Gewalt und Angriffen auf bekannte Persönlichkeiten ist man in den Niederlanden daher gefasster, als es von außen den Anschein zu haben scheint. Das ist eher in Deutschland anders. An Angriffe wie auf Herrhausen, Rohwedder, Schäuble oder Lafontaine denkt doch derzeit als akute Gefahr kaum jemand.

Daher sollte man sich derzeit eher in Zurückhaltung und Anteilnahme üben, als die Gunst der Stunde zu nutzen, um missgünstige Vorurteile breit zu treten.

Weiterlesen