henning venske – es war mir ein vergnügen

Henning Venske hat seine Autobiographie niedergeschrieben, was vielleicht weniger eine genaue Biographie ist als vielmehr ein Begleiten der politischen Veränderungen in der Bundesrepublik und des vereinten Deutschlands seit dem Krieg.

Es ist beeindruckend zu erfahren, wie er als Junge sich aus Stettin zu Fuß mit Mutter, Tante und Bruder nach Hamburg durchschlägt und dennoch eine so muntere Kindheit und Jugend erfährt. An vielen Stellen kommt die Bissigkeit des Kabarettisten Venske durch, sein Ausscheiden bei der Sesamstaße – woher ich ihn neben Als die Autos rückwärts fuhren als Kind kannte – hatte wohl auch politische Gründe.

Die Geschichten aus den späteren Jahren als Kabarettist, den ich aus dem Fernsehen kannte, lieferte mir nettes Hintergrundwissen zur Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Ein nettes Lesevergnügen zu einem der Stars meiner Kindheit.

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lp – lost on you

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michelle steinbeck – mein vater war ein mann an land und im wasser ein walfisch

Loribeth durchlebt einen Albtraum und der Leser wird mitgenommen. Sie erschlägt scheinbar ein Kind, dass sie in einen Koffer packt und mitnimmt durch eine dystopische Traumwelt. Sie ist auf der Suche nach dem Vater, schuldbeladen und irritiert. Das alles folgt dem Syrealismus, den man aus Träumen kennt, der gegen realistische Einschätzungen nicht standhält, aber im Traum so wirkt, als seien auch die skurilsten Situationen normal. Steinbecks Sprache ist ausufernd, so wie es für einen Traum nicht unpassend ist, ungemein variabel und niemals platt. Auch auf Witzeleien wird gottseidank verzichtet. Das ergibt am Ende vielleicht nicht einen ganz großen literarischen Wurf, aber eine interessante Lektüre.

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maxim biller – der gebrauchte jude

Maxim Biller ist ein begabter Schriftsteller, dem seine Eitelkeit etwas im Weg steht, aber das ist eben auch sein Weg. Dieser biographische Schmöker bietet einen interessanten Einblick in das Leben eines jüdischen Schriftstellers in Deutschland, das zwangsläufig aneckt und weiter in Bewegung bleibt. An den Stellen, an denen der Autor intellektuell wirken will, ist es allerdings eher platt.

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isa hoes – toen ik je zag

Ich war sehr ernüchtert, als ich vor kurzem erst mitbekam, dass Antonie Kamerling gestorben ist. Seine Ehefrau schrieb dieses Buch über ihr Zusammenleben mit Kamerling, die Anfänge der Karrieren der beiden, das Gründen der Familie und die bipolare Störung, unter der Kamerling litt und nicht überwinden konnte. Der Titel ist der seines größten Hits. Das Buch ist so ehrlich wie bitter, weil mehr Fragen und Zweifel bleiben, als ausgeräumt werden können. Es ist ein Protokoll des Mitleidens und Scheiterns, des Sich-Übergebens an den Tod und des Standhaltens. Es ist eines der besten Bücher in der niederländischen Literatur der letzten Jahre.

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nele pollatschek – das unglück anderer leute

Die Autorin erzählt scheinbar nahe an ihrer eigenen Biographie die Familiengeschichte von Thene, die von soziopathisch wirkenden Eltern großgezogen wird, in Oxford studiert, als plötzlich ihre Mutter stirbt – was der Anfang allen Unheils ist. Das Buch hat im zickigen Verhältnis zwischen Tochter und Mutter seine Stärken und die Schwächen darin, dass außer der Hauptfigur kein Interesse für andere Figuren besteht. Auch der Umstand, dass die Geschichte ohne Witz erzählt wird, wobei sie im Folgenden realistische Sphären verlässt, lässt Langeweile aufkommen.

Die Geschichte ist nah an Ingrid Noll, Anlina Bronsky und Ildikó von Kürthy, verpasst aber, ein gutes Buch zu werden, weil es Wendungen Charakteren vorzieht.

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Vor ein paar Wochen habe ich angemosert, dass so viele Leute, die früher brav und fleißig gebloggt haben, dies nicht mehr tun. Ich schreibe zwar noch ordentlich ins Internet, aber auf meinem privaten Blog hier ist es doch sehr still geworden. Das hat etwas damit zu tun, dass ich Lokalkram in das Lokalblog und Popkulturkram in das Überflüssigkeitsblog platziere. Und sicher auch mit dem gewissen Unbehagen, Persönliches zu veröffentlichen. Wer weiß, wer mitliest, wer weiß, wer das wann wie wo gegen einen verwenden will. Ein böser Gedanke. Ein feiger Gedanke.

Aber ein Gedanke, der nach vorne drängt, wenn man Online Ärger hat. Kritik im früher mal so genannten Web 2.0 ist anders als die Kritik im Internet von früher war: Sie ist oftmals plump, oftmals auf kindischem Niveu polemisch und meist nicht erhellend.

Das hat auch damit zu tun, dass man zu viel auf Facebook postet, was dann dort nur snapchatartig versickert. Facebook will die persönlichen Inhalte, auch Geschichten, aber will sie nur in aktuell. Sie sollen schnell weg.

Und so kommen viele Dinge nicht hierher. Das hat sich zu ändern.

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