warteschlangentempo

Eben stehe ich im Supermarkt an der Kasse, da wird die hinter mir stehende Reihe von einer es eilig habenden Mami überholt. „Danke, danke, entschuldigung, darf ich mal, danke“ spricht sie an den Leuten vorbei, überholt auch mich und meint zu ihrem Baby auf dem Arm: „Jetzt beeil dich, wir haben nicht so viel Zeit.“ Was soll denn ein Baby mit dieser Information anfangen? Man hält es ja auch technisch für etwas verfehlt, wenn ein Pferd seinem Reiter sagt, er solle sich beeilen. Vielleicht war ja aber auch was ganz anderes gemeint, die Kassiererin, das eigene genötigte Selbst, wer weiss das schon. Oder dem Kind sollte fix klar gemacht werden, dass es schon mal die Windeln vollmachen soll, da sich der Wickeltisch nähert. Gott, man kann ja direkt froh sein, den Babystatus überwunden zu haben und nicht mehr so unter Druck zu geraten…

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bokern

Ich hab eine neue Sportart erfunden. Das Tolle ist, dass sie vollkommen legal und risikofrei ist. Und man hat doch Spass daran und spannend ist es irgendwie auch. Das Beste daran ist aber, dass niemand gefragt werden muss, ob er mitspielt, er wird es tun müssen.

Die Idee zu diesem Spiel kommt vom derzeit immer populärer werdenden Pokern. Ich nenne das Spiel Bokern und spiele es derzeit nur am Bahnhof. Das Spiel läuft so: Ich stelle mich am Schalter des Bahnhofs an, um mir eine Fahrkarte zu kaufen. Das Wichtigste ist, dass man Kleingeld für die Karte dabei hat, keine Scheine. Je kleiner das Kleingeld, desto variantenreicher wird das Bokern.

Wenn ich jetzt an die Reihe komme, gebe ich dem Bahnangestellten zuerst die Ansage, was für ein Ticket ich will. Zeitgleich beginnt nun Bokern und Eintippen der Ansage in den Computer. Das Bokern besteht zunächst darin, das Kleingeld auf dem Schaltertisch in zwei bis drei Stapeln zu ordnen. Die Art der Ordnung ist egal. Man kann die unschönsten Münzen nach unten legen und immer die nächst schöneren darauf stapeln, man kann nach Ländern, Wert, Farbe, Größe oder Motiven sortieren und so weiter.

Ebenso ist es möglich,  in den unterschiedlichen Stapeln nach unterschiedlichen Ordnungen oder nach zwei Ordnungen (Farbe und Schönheit)  zu stapeln. Oder beim Stapeln die Ordnungsarten spontan wechseln. Dann muss man eben spontan umstapeln.

Ab und zu kann man auch, der Ordnung halber, die Münzen mit einer Hand auffassen und durchflippen, so dass die Münzen gegeneinander klackern. Hautpsache man beendet das Stapeln in etwa zur gleichen Zeit, wie der Bahnhofsangestellte mit seinem Eintippen fertig ist.

Wenn das also zeitgleich eintritt, atme ich tief durch, denn das Stapeln sollte nun in Ordnung sein, umfasse meine Münzstapel beidhändig mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger und schiebe die Münzstapel dem Bahnhofsangestellten auf dem Tisch bedeutungsschwanger entgegen.

Das Spiel habe ich gewonnen, wenn der Bahnhofsangestellte mich jetzt genervt anguckt mit einem Blick, der die Frage beinhaltet, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe. Aber keine Sorge, das ist nur das Boker-Face …

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