wann ist ein blog ein blog?

Kurz nach der Verbreitung des Blogs als Mitteilungstechnik setzte auch Meta-Bloggen ein, also das Bloggen über Bloggen. In Deutschland scheint mir dies noch eine gewisse andere Note zu haben als in Amerika, dem Mutterland des Bloggens. Es gibt in Deutschland eine stärkere kritische Öffentlichkeit. Das bedeutet einerseits, dass in Amerika viel mehr diffuses Zeug veröffentlicht wird und Verbreitung findet. So schön das ist, es ist sehr schwer, dieses diffuse Verbreitung gefunden hat. Andererseits steht jeder kritsche Mensch, der bloggt, vor der Frage, ob seine Beiträge noch dem Wichtigkeitskriterium standhält.
Man kann in Deutschland Dinge dann verteufeln, wenn gezeigt wird, dass etwas keinen Mehrwert, keinen Nutzen hat. Die Gefahr an dieser Stelle ist, dies nur von einer Seite zu betrachten. Es ist nicht sonderlich schwer, etwas niederzureden. Sie müssen an ein Thema nur immer die Frage stellen, ob ein Mensch auch ohne den Inhalt dieses Themas überleben könnte, und schon können Sie eigentlich allen geistigen Dingen, und irgendwie zähle ich das Bloggen auch hierzu, die Relevanz absprechen.
Vielleicht können Sie gar soweit gehen, Buchstaben zu verteufeln; behaupten, ohne die Schrift hätte es mehr Frieden auf der Welt gegeben, zumindest weniger Kriege. Aber es bleibt doch festzuhalten, die Menschen haben darauf eben nicht verzichtet, trotz vermeidlicher negativer Auswüchse.
Und Blogger verzichten ebensowenig aufs Bloggen. Natürlich gibt es aufmerksamkeitserheischende Blogger; Blogger, die berufsunterstützend bloggen, Tagebuchblogger, YouTube-Videos-Blogger und andere, denen man vorwerfen könnte, sie stilisierten ihre Themen in eine Sphäre der Wichtigkeit, die nur eine illusionäre Seifenblase ist.
Das relativ Bescheuerte beim Bloggen ist die jeweilige Rückkopplung der Inhalte. Blogs und andere Web-2.0-Techniken leben davon, dass sie durch externe Inhalte gefüttert werden. Inhalte aus dem Fernsehen, dem Privatleben, aus der Musikbranche aus anderen Blogs oder der Politik. Viel weiter ziehen sich diese Kreise nicht. Daher verliert der Inhalt auch sehr schnell an inhaltlicher Tiefe oder gelangt gar nicht erst zu dieser. Für die Blogs ist dies aber nicht weiter ein Problem, Blogbegeisterte gibt es schließlich eine Menge. Aber im Privaleben, und ich nehme hier meins zum Beispiel, sieht das anders aus. In meinem Umkreis kennt niemand Blogger. Kennt nicht ihre Geschichten, kennt nicht ihre Auswirkungen oder sonstige Tätigkeiten. Sie kommen für Sie nicht vor. Um Blogs und ihre angebliche Relevanz dort zu verteidigen, müßte ich Blogger dort vorstellen und auch zur Hand haben, weswegen ein Interesse an ihnen sinnstiftend ist. Und gerade letzteres kommt mir nicht in den Sinn, ich kenne nichts, dass hier bahnbrechend gewesen wäre.
Damit scheine ich aber nicht alleine zu sein, dachte ich gestern, nachdem ich einen Artikel von Don Alphonso, laut FAZ “einer der skurilsten Figuren der deutschen Blogger-Szene” (welch eine Kategorie), in der FAZ gelesen habe. Dort bewirbt er für die FAZ einen FAZ-Blog einer Bloggerin der ersten Stunde über die Frankfurter Buchmesse. Wichtig ist anders.

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