julius h. schoeps – leiden an deutschland

Dieses Buch ist 1990 veröffentlicht worden und ich habe es seit den 90ern irgendwo im Bücherschrank gelassen. Anfangs dachte ich, dem Thema nicht sonderlich gerecht zu sein, was durchaus zutreffend gewesen ist. Inzwischen sehe ich das anders und gottseidank hat dieses Buch nichts an seiner Aussage verloren. Gerade in der heutigen Zeit, in der mit der Beschneidungsdebatte ein Kern der jüdischen Religion zur Disposition steht, ist dieses Büchlein ein ungemein wertvolles Dokument.

Das liegt daran, dass Schoeps einerseits ein sprachlicher Virtuose ist und andererseits keine Scheu vor deutlichen Worten und scharfen Analysen hat. Bei diesen ist man verwundert, dass das Buch schon 22 Jahre alt ist.

Etwas unklar bleibt mir Schoeps Haltung von „Deutschen“ und „Juden“ und der zu seiner Zeit festgestellten Nichtintegrierbarkeit. Mir kommt der Begriff der „Deutschen“ schlicht zu undifferenziert vor. Auch andere Gruppen, auch Deutsche in Teilen Deutschlands, die nicht ihre Heimat sind, können von Integrationsproblematiken ein Lied singen. Es ist fraglich, ob die Referenz „Deutsche“ in dieser Hinsicht nicht schlicht zu pauschal und schwarzmalerisch ist, um das Problem des Fremdseins im eigenen Land zu fassen.

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