ansichten eines clowns

Unter Männern gibt es heutzutage immer noch Auffassungen in bezug auf Frauen, die objektiv gesehen inakzeptabel sind. Hierbei handelt es sich um Auffassungen, die eine Diskriminierung einer Person auf Grund ihres Geschlechts beinhalten. Diese Diskriminierung hat meist einen pädagogischen, historischen oder einfach anmaßenden Hintergrund. Damit meine ich, dass der Ursprung dieser Auffassungen von Männern in der jeweiligen Erziehung, in der eigenen Erfahrung oder in einem eigenen überheblichen Standpunkte gründet. Die Beispiele für diese drei Arten von Diskriminierung finden unter Männern durchaus Anklang, wenn auch sicherlich nicht jeder Mann dem jeweiligen Aspekt bei genauerem Hinsehen zustimmen wird. Nicht jedem Mann ist eine Diskriminierung bewusst, die er begeht. Er muss auch nicht einverstanden sein mit einem Diskriminierungsverdacht, der sein Verhalten betrifft, wenn er auf Grund eigener Überlegung aller Umstände seine Handlung begeht. Die Handlungen selbst wiederum können negative, aber auch positive Folgen für Frauen haben. Auch unter Frauen wird es kontroverse Haltungen geben, ob eine der von mir im folgenden besprochenen Handlungen tatsächlich als diskriminierend aufgefasst wird. Die Beispiele, die ich behandle, sollen die einzelnen Fälle von Diskriminierung erhellen. Sie müssen aber nicht allein einer einzigen Art der Diskriminierung unterliegen, sondern viele Aspekte können zusammenwirken oder einfach unterschiedlich gedeutet werden.
Ich möchte mit der vielleicht einfachsten Diskriminierung anfangen: Die anmaßende Auffassung über Frauen. Anmaßend ist meiner Ansicht nach eine Diskriminierung von Frauen, wenn Männer ihnen pauschal abstreiten, benötigten Fähigkeiten für eine bestimmte Tätigkeit zu haben. Es dürfte beispielsweise kein Problem sein, an einem Männerstammtisch die These zu vertreten, dass Frauen nicht autofahren können. Eine derartige Stellungnahme würde die wenigsten Männer zu einer Gegenrede animieren, da sie mittlerweile schon etwas abgegriffen ist und meist aus humoristischen Motiven angeführt wird. Aber auch bei für Männer ernsthafteren Themen gibt es derlei Anmaßungen: Ich werde es in meinem Leben wohl kaum noch erleben, dass eine Frau Vorsitzende des Deutschen Fußballbundes wird. Es wäre ein leichtes unter Männern zu behaupten, dass einer Frau für eine derartige Position der nötige Sachverstand fehlt. Man müsste noch nicht einmal erläutern, was ?nötiger Sachverstand? in diesem Zusammenhang überhaupt bedeutet. Das Zuschreiben eines Mangels reicht dieser Ansicht vollkommen.
Eine weitere Diskriminierung kann aus pädagogischen Ursprüngen hervortreten. Männer haben also gewisse Verhaltensweisen, weil sie diese sich selbst angeeignet haben oder weil sie sie als traditionelle männliche Verhaltensweisen gegenüber Frauen gelernt haben. In beiden Hinsichten kämen Männer von alleine wohl nicht auf die Idee, die betreffende eigene Handlungsweise grundsätzlich zu ändern. Es ist noch ziemlich eingebürgert, dass wenn ein Mann und eine Frau zusammen autofahren, der Mann das Auto fährt, es sei denn, das Auto gehört der Frau oder der Mann ist angetrunken und wird nach Hause gefahren. Da Frauen statistisch verhältnismäßig weniger Autounfälle verursachen als Männer, scheint dies kein rationales Verhalten zu sein. Eine rationale Erwägung, wer das Auto grundsätzlich fährt, müsste demnach ja die umgekehrte Aufgabenverteilung vorschreiben. Es kann natürlich vereinzelt der Fall sein, dass die Frau in der Tat schlechter autofährt als der Mann oder keinen Führerschein besitzt und insofern ein generelles Fahren des Mannes gerechtfertigt ist. Von diesen Fällen sehe ich hier aber ab, da man es hier mit tatsächlichen nichtgeschlechts-spezifischen Unterschieden zu tun hat. Für eine traditionelle männliche Verhaltensweise gegenüber Frauen halte ich das Bezahlen der Restaurantrechnung seitens des Mannes, der zusammen mit einer Frau zu Abend gegessen hat. Ich glaube, dass man es hier mit geschlechtsspezifischen Rollen zu tun hat, die von je her dem jeweiligen Geschlecht zufallen. Genauso wie es dem Mann zukommt, der Frau zu bestimmten Anlässen Blumen mitzubringen, bezahlt er auch ihr Abendessen, besonders wenn er sie dazu eingeladen hat. Dieser Gestus ist aber von Frauen oft kritisiert worden, weil es mittlerweile nicht mehr der Fall sei, dass der Mann hier die Rolle des Gönners übernehmen müsse und Frauen selbst arbeiteten und ihre Rechnungen bezahlen könnten. Ich halte ein derartiges Verhalten von Männern aber nur für traditionell und wenn sie sich so verhalten, dann meist, weil sie es in ihrer Rolle für angemessen halten.
Die letzte Form von Diskriminierung habe ich als historisch bezeichnet. Ich zähle hierzu einerseits eine Diskriminierung, die entsteht, weil man gewisse eigene Erfahrungen gemacht hat und andererseits eine Diskriminierung, die einen geschichtlichen Hintergrund besitzt. Man kann z.B. unter Männern problemlos die These vertreten, dass Frauen nicht witzig sind. Mit dem Hinweis auf die große Anzahl bekannter männlicher Kabarettisten und Komikern und der geringen Anzahl weiblicher Pendants, werden alle Frauen, die doch Humor aufzeigen, als Ausnahmen angesehen. Auf etwas gehobenerem Niveau passiert dies genauso in bezug auf bedeutende Kompositionen oder die Literatur: Da Schriftstellerinnen großer Werke in der Unterzahl sind, spricht man Frauen gern generell die Fähigkeit ab, große Werke leisten zu können, und erklärt Gegenbeispiele wie Clara Schumann, Annette von Droste-Hülshoff oder Jane Austen zu bloßen Randerscheinungen. Etwas anders stellt sich die Situation bei Soldatinnen dar. Es ist eine klassisch männliche Aufgabe, als Soldat in den Krieg zu ziehen. Frauen wird in diesem Fall nicht die Fähigkeit abgesprochen, im Krieg mit einer Waffe zu agieren. Männer verteidigen hier auch keine Vormachtstellung, da der Anreiz als Kriegsheld zu gelten heutzutage immer kleiner und der Kriegsdienst selbst oft negativ aufgefasst wird. Es hat vielmehr mit einem historischen Hintergrund zu tun und mit einem männlichen Ehrgefühl, dass unter Männern Frauen als aktive Soldatinnen im Kriegseinsatz nur schwer akzeptiert werden. Ein Abkommen, dass Frauen an kriegerischen Handlungen nicht teilnehmen dürfen, würden viele Männer sicherlich befürworten. Dass bei der Geiselnahme in der Moskauer Oper Frauen als Attentäterinnen auftraten, sorgte vielenorts für Verwunderung. Und auch in Berichterstattungen schlagen sich klassische Rollenverteilungen von Männern und Frauen nieder, wenn berichtet wird, dass ?11 Menschen ihr Leben verloren (…), darunter auch Frauen und Kinder.?[1], als ob nur ein männliches Kriegsopfer dem Normalfall entspricht.
All diese Beispiele weisen keine rein geschlechtsspezifischen Unterschiede auf, die Männer dazu veranlassen müssten, für einen Standpunkt einzutreten, der beinhaltet, dass Frauen über bestimmte Eigenschaften nicht verfügten und deswegen bestimmte Funktionen nicht ausüben können. Es scheint Männern aber schwer zu fallen, von bisher angenommenen Rollenvorstellungen Abstand zu nehmen. Durch diese Vorstellungen wurden viele Lebensbereiche geordnet und diese Ordnungen aufzugeben und neu zu schaffen ist mitunter mühselig. Da ist es sicherlich einfacher, bei den bisherigen Annahmen zu bleiben. Ein solches Verhalten kann nun aber den Männern nicht so einfach gestattet werden. Sicherlich gibt es große Bereiche, die Frauen zu Unrecht verschlossen werden. Und sicherlich gibt es bestimmte Bereiche, in denen geschlechtsspezifische Ansichten bestehen, die nicht zu einer Diskriminierung führen. Es obliegt den Männern, intensiv am Abbau bestehender Diskriminierungen zu arbeiten, da es immer noch bedeutend mehr Diskriminierungen gegen Frauen gibt als gegen Männer. Frauen müssten im Gegenzug erarbeiten, welche Rollen Männer ihrer Meinung nach berechtigterweise noch spielen dürfen.
[1] http://www.seniorentreff.de/diskussion/archiv1/a2073.html

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