flieger-martin

Heute ist Welt-Down-Syndrom-Tag, welcher mich an meine Zivi-Zeit erinnert. Damals hatte ich die unterschiedlichsten Aufgaben. Eine davon war, morgens Rollis und andere Behinderte zu deren Arbeitsstätte zu fahren. Auf einer dieser Touren war Flieger-Martin mit dabei.

Flieger-Martin heißt Flieger-Martin, weil er jeden Tag einen Flieger, einen Papierflieger bastelt. Er nennt das „Flieger baun“. Ein Tag kann nur dann ein guter Tag für Martin sein, wenn er einen Flieger gebaut hat. Und solange er noch keinen Fleiger gebaut hat, ist das eben auch noch kein zufriedenstellender Tag. Dann ist er nicht gut gelaunt.

Martin redet gerne davon: Dass er Flieger gebaut hat, dass er noch einen Flieger bauen muss, wie schön es ist, Flieger zu bauen. Sie müssen ihm nur ein paar Minuten zu hören, und sie bekommen Lust, auf die Schnelle auch so einen Flieger zusammen zu falten. „Flieger baun!“ sagt er mehrmals am Tag, „Martin geht jetzt Flieger baun! Fff-, Fff-, Flieger baun!“.

Von so einem Menschen ist man natürlich zunächst irritiert, manchmal nervt es einen auch, aber irgendwann dann nimmt man es sportlich. Und dann nervt es auch gar nicht mehr.

Also fragte  ich Martin eines Morgens:
„Du, sag‘ mal, Martin, glaubst du eigentlich an Gott?“
– „Jahaa!“
– „Und wo wohnt der?“
– „Im Himmel!“
–  „Und was macht der so den ganzen lieben, langen Tag?“
– „Fff-, Fff-, Fff-, Flieger baun!“

Ich persönlich habe keinen sonderlich tiefen Glauben an so einen personifizierbaren Gott verinnerlicht. Aber andererseits: Wenn ich an so einen Gott glaubte, ja, doch, der würde Flieger bauen, da bin ich mir sehr sicher.

Du magst vielleicht auch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert