wir sind zu ihnen gekommen, um ihnen mitzuteilen…

Ja, so langsam kommt man in das Alter, an dem man sich an Dinge erinnert, die einem vor 20 Jahren bewusst nahe gingen. Genschers Befreiungsrede in Prag am 30. September 1989 war so ein Moment.

Ich weiss nicht, ob Jüngere das nachempfinden können, wie besonders dieser Moment war. Es herrschte noch der Kalte Krieg, selbst Knirbse wie ich wussten, dass Menschen unterdrückt wurden, dass Einzelne sich gegen Staatsmächte wehren mussten und dass die Prager Botschaft schon wochenlang überfüllt mit deutschen Flüchtlingen gewesen ist.

Menschen rannten zur Prager Botschaft und versuchten sich durch Löcher in diesen dünnen Drahtzäunen zu zwängen. Manche wurden von Polizisten gefasst und meist erfolglos zurückgezogen. Immer wieder schrieen Leute. Tag für Tag kamen sich ähnelnde Bilder in den Nachrichten, immer wieder. Hinter diesem dünnen Zaun war Freiheit und davor größte Gefahr, in irgendeiner Gefängniszelle unerreichbar zu verschwinden. Die Situation war unglaublich grotesk.

Ich weiss, uns kamen die Tränen vor dem Fernseher. Und niemand sagte ein Wort.

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