michel houellebecq – unterwerfung

Es ist schon verwunderlich, wie in letzter Zeit rund um das Attentat auf Charlie Hebdo der Schriftsteller Michel Houellebecq als intellektuelles Gegengewicht zum Islamismus gehandelt wurde. Dabei hatten die Wenigsten sein Buch gelesen und ich vermute, viele, die in Zeiten des Houellebecq-Hypes seinen neuesten Schmöker angeschafft haben, werden ernüchtert sein.

Houellebecq liefert keinen provokanten Roman über Ängste einer Islamisierung des Alltags. In seiner Geschichte wird in erstaunlich kurzer Zeit Frankreich dank einer Regierung einer muslimischen Partei und dank ausgesprochen opportunistisch Mitbürger auf links gekrempelt. Und das so unspektakulär wie unglaubwürdig. Punktet Houellebecq anfangs noch mit einer Spießerkritik von Uni-Absolventen, die sich nach dem Ende des Studiums bereitwillig der ätzenden Eingliederung in die Arbeitswelt ergeben, kippt der Roman spätestens beim oblikatorischen houellebecqschen Rumgebumse: Schon wieder werden da Schwänze und Arschlöcher saubergeleckt, und Schwänze anschließend in nassfeuchte Mösen gestoßen. Alles schon gehabt, alles uninspirierend, nicht provokant und erotisch soll es wohl gar nicht sein, denn das Leitmotiv lautet ja Unterwerfung. Es liest sich wie ein Pornodrehbuch, nur dass Pornos eben keine Drehbücher haben.

Der Rest ist Katholikenkitsch, Nietzschegesäusel und gelebte, sich der Antiaufklärung ergebene Befindlichkeit. Ein Dawkins der Literatur, nicht mehr, nicht weniger.

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