krim-logbuch, tag 3

Auf in die Urlaubsregion der Krim: Wir stranden in Privetjone, woanders wohl Township-Gegend tituliert: Selbstgebastelte Holzbutzen neben unfertigen Häusern. Irgendwas fertig zu machen, hat in der Ukraine irgendwie keine Tradition. Andererseits herrscht wohl im Sommer allenthalben Bauverbot.

Wir vertreiben uns die Zeit, indem wir uns erst einmal in die kalten Fluten des Schwarzen Meeres stürzen und Krimer Congak antesten.

Abends läuft im Fernsehen eine Serie über eine Frau namens Salami, einer dauerhektischen Blondine. Salami erfährt, dass ihr derzeitiger Lover sie mit einer anderen betrogen hat und schießt ihn in den Wind. Dann erklärt ihr Ex-Lover seiner Frau, dass er sich von ihr trennen will. Daraufhin holt sich die Frau von ihrem Geliebten, dem Anwalt ihres Mannes, die Adresse eines Killers, den sie auf ihren Mann ansetzt.

In der Zwischenzeit will ihr Mann Salami zurück, kriegt aber erst einmal nur eine saftige Watschn. Salami steigt in einen Zug, kriegt die Vorahnung eines nahenden Unheils, steigt irgendwo in der Pampa aus und trampt zurück. Der Anwalt der Ehefrau arrangiert, dass der Killer den Ehemann nur ausknockt, was am Strand der Krim auch so passiert. Die Salami ist nun zurückgetrampt und will ihren Ex-Lover und Wohlwiederlover im Krankenhaus besuchen – überlegt es sich in der letzten Sekunde anders. Sie schickt ihre Freundin mit Blinis mit Füllung zu ihrem Ex.

Ihr Ex wird entlassen, kommt nach Hause, um Unterlagen zu holen und möglichst seiner Frau nicht über den Weg zu rennen. Er sieht im Arbeitszimmer einen kaputten Blumenkübel, woraus er schließt, dass jemand hinter der Gardine steht. Daher nimmt er nun einen Feuerhaken und drischt auf die Gardine ein, wohinter sich tatsächlich eine masierte Gestalt verbirgt. Unser Held ruft die Salami an, diese kommt und er schickt sie weg, damit sie keine Probleme mit der Polizei bekommt.

Und schwupps ist die 30minütige Folge auch schon wieder vorbei. Besser hätte man das diskriminierende Frauenbild im russischen Sprachraum nicht auf den Punkt bringen können.

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krim-logbuch, tag 4

Heute ging es auf Sightseeingtour. Mein Schwiegervaterpraktikant wollte uns entweder Kunst oder das Delfinarium in Karadag zeigen. Wir entschieden uns gegen Bilder von Schiffen auf dem schwarzen Meer und fuhren ins Delfinarium. Dieses steht, wie ich hinterher erfahren habe, unter der Kritik von Tierschützern. Wirklich sauber kam mir der Veranstaltungsort nicht vor, die Geländer waren teils rostig, das Becken klein und schwarz. Es war mitunter etwas armselig, wie man mit dieser Show Geld machen will. Aber es gibt kaum Einnahmen in diesem Teil der Krim und Tierschutz ist an dieser Stelle ziemlich unbekannt.

Zum Mittagessen sind wir wieder vor Ort. Wir beschließen, es nicht in unserer Pension einzunehmen, sondern in einer der Hütten, die vor dem Ort provisorisch über den Sommer aufgebaut wurden. Ein Eingeborener serviert uns Schaschlik mit Zwiebelsalat für 2,50€ das Stäbchen:

Damit ist er 50 Cent teurer als der Schaschlik-Igor aus Ibbenbüren, dort hat man aber auch keinen Blick auf’s Schwarze Meer. Der weitere Nachmittag besteht aus Familiengeschichten und Alkohol.

Später gibt es in unserer Pension Abendessen. Wir erfahren, dass mein Schwiegervateraspirant der Köchin schöne Augen gemacht hat, wodurch sich die Verheiratete was erhofft hat, aber enttäuscht wurde. Dennoch werden ein paar Congakrunden gereicht, die Pensionschefin gesellt sich dazu und wir werden in ihre Wohnung eingeladen.

Als sie erfährt, dass ich aus Deutschland komme, brüllt sie mir ein heiteres „Heil Hitler!“ entgegen und wir trinken Brüderschaft, weil ich gesagt habe, der Blick aufs Schwarze Meer aus ihrer Wohnung sei der kürzeste Weg zum Himmel:

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krim-logbuch, tag 5

Heute Strandtag. Nichts sonderlich Nennenswertes passiert. Dafür kann ich kurz meine Erfahrungen mit dem Wodkatrinken mit Russen festhalten. Inzwischen habe ich mir übrigens auch Hilfe für meinen Russenbegriff geholt. Jemand meinte, da Russland früher größtes Gebiet in der Sowjetunion gewesen sei, hielten sich halt viele auch heute noch für Russen.

Der Wodka ist für Russen Nationalgetränk. Er wird oftmals bis zur starken Alkoholisierung getrunken, was man Leuten, die das Trinken gewöhnt sind, aber manchmal nicht sonderlich anmerkt. Die Russen essen beim Wodkatrinken viel und trinken Wasser, was sie widerum mehr trinken lässt und die Küche ist ab und an so fettarm, dass das Essen, schätzungsweise 2-3 ganze Mahlzeiten, nicht direkt ins Gewicht fällt. Andererseits waren bei meinen Erfahrungen die größten Trinker die, die mehr als 110 Kilo auf die Waage bringen. Mir hat das Essen gar nicht so gut geschmeckt, aber wer mithalten will, der isst eben auch ordentlich.

Das vermeindlich Gute am Wodkatrinken ist, dass er selten einen Kater verursacht. Der einzige, den ich hatte, ließ sich mit einer ortsüblichen Tablette, die allerdings keine Packungsbeilage mit sich führte, beheben. Ich hätte also durchaus abends weitersaufen können. Das habe ich nicht getan, weil ich zwar keinen Kater, aber gefühlt Herzrasen hatte. Bei der Menge an Alkohol, die wir in ziemlich kurzer Zeit getrunken hatte, verwundert mich das nicht. Dieses Herzrasen ist bei Russen nicht unbekannt und dagegen holen sie sich auch etwas aus der Apotheke – anstatt ihre Feiern schlicht so zu gestalten, dass sie unterm Strich weniger Alkohol bei gleichem Beneblungsstatus konsumieren.

Aber an sowas denkt der gemeine Russe nicht. Das Trinken wird selten in Frage gestellt. Mir scheint, die so trinkenden Russen merken auch
nicht, wieviel Alkohol sie da dauernd in sich reinschütten. Einer meiner Mittrinker hat an einem Abend so 8 Wodka und 4 Congak ais einem 3cl Gläschen
getrunken. Bis Mitternacht. Und der fährt am nächsten Morgen um 9 schon
wieder Auto ohne, dass das irgend einem Einheimischen komisch vorkommt. In meiner sozialen Umgebung wäre das eher
unwahrscheinlich.

Man kann sich mal auf so ein Trinken einlassen, aber mehrmals die Woche würde ich sowas nicht mehr eingehen wollen. Das ist weder fair anderen gegenüber, noch sonderlich gesund. Ich für meinen Teil abstiniere die kommenden Tage gänzlich.

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prager sommerausklang

Tja, was gibt es schöneres zum Ende des Sommers, als die letzte Wärme dieses jenen welchen zu genießen. Wir haben das in Prag gemacht, in Düsseldorf war das so nicht mehr möglich. Zu Prag selber kann ich nun nicht sonderlich viel neues erzählen. Die Postkartenidylle nimmt einen schon sehr in den Bann. Zum genießen ist die Stadt auch sicher bei schlechtem Wetter etwas. Wir kamen freitags an und uns zog es zunöchst in folgendes kleines Restaurant:
Während wir auf unser Essen warteten, entdeckte ich eine kleine, deutsche Spur an der Wand:
Schöne Grüße also von hier aus nach Maffersdorf. Auf meinem Teller, der zügig angerauscht kam, entdeckte ich dann das da:

Rindsfleisch mit Sahne, Senfstunke und Spongebobs. Letztere ähneln sehr diesen Simpsonsschwämmen, die alles aufsaugen können. Sie schmecken allerdings sehr labberig. Ich habe nur die Hälfte geschafft. Man kann sie auch im Supermarkt kaufen, wo sie als Ja!-Produkt vertrieben werden, wobei Ja!-Sachen dort clever heißen.

Am nächsten Tag zog es uns ins jüdische Viertel, wo allerhand Krimskrams verkauft wird. Im Schaufenster stierten uns dann in allseeliger Eintracht ein Rabbi, eine Matrjoschka und ein Jesus entgegen. Man braucht wohl immer nur ein verbindendes Element. Oder so.

Als wir das jüdische Viertel verlassen stolpern wir in die Szenerie eines Kinofilms, aus der wir selbstredend sofort vertrieben werden. Während ich noch luke, ob irgendwo Matt Damon oder Franka Potente rumhüpfen, entdecken wir die Wohnwagen für die Maske. Es handelte sich um Aufnahmen der Frog’n’Desire Films für einen Film namens Clownwise. Etwas ernüchtert bogen wir um die Ecke und schlenderten an der Moldau entlangBevor sich die Batterien meiner Kamera dann gänzlich verabschiedeten, knipste ich noch ein Foto des Metronoms, das vom Berg aus für das Anbrechen einer neuen Zeit steht:

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