wie mein fehler in die süddeutsche zeitung kam

Irgendwie habe ich was, was Politiker gerne hätten: Glaubwürdigkeit.

Ich habe in den letzten Wochen zwei Leserbriefe geschrieben, eigentlich nur deswegen, weil die lokale Presse meines Erachtens nicht kritisch genug den Fall Dieter Jasper dargestellt hat. Leserbriefe sind als Stilmittel immer etwas belastet, weil dem Schreiber immer der Wille, sich selbst nach vorne zu stellen, unterstellt wird. Naja, egal. Interessant am ersten Brief ist eigentlich, dass sich einzelne Dinge weiterverbreiten:

Es stimmt nicht, wenn ich schreibe, dass sich Jasper „naiv“ genannt hat, er sagte „leichtgläubig“. Diese Behautung taucht aber in der Stellungnahme der SPD derselben Zeitungsausgabe auf, die sich wohl an mir orientiert hat, da der Text schon tagsüber bei mir zu finden war.

Ich schreibe auch, die Uni habe „nur einen Briefkasten“. Das stimmt nicht: Eine Internetseite war zu Jaspers Promotion und lange danach vorhanden und Büroräume hat die Uni auch bis heute. Diese Briefkasten-Behauptung hat es allerdings in die Süddeutsche Zeitung geschafft.

Immerhin wandern auch die fehlerfreien Stellen weiter. Der zweite Leserbrief gefiel einem Frank Schulze wohl so gut, dass er ihn 1:1 in abgeordnetenwatch.de untergebracht hat.

Weiterlesen

is doch schön

Ich bin kein Fan davon, Dinge überzuregulieren. In der Philosophie gibt es eine Strömung namens Sprachphilosophie. Die war mir immer irgendwie fremd, weil viel zu vielen Wörtern jeweils eine einzig richtige Verwendung unterstellt wurde. Wenn Wörter gut zu dem passen, was ein Sprecher sagen will, ist das doch super.

Nur erinnere ich mich an meine Schwierigkeiten mit eben diesem Wort: super. An meiner meiner großen Schulzeitliebe fand ich eigentlich alles toll. Bis auf ihren Hang, so ziemlich jedes Adjektiv mit super, inklusive Betonung auf dem u, zu steigern. Ein Buch war nicht interessant, es war super interessant. Ein Kuchen nicht lecker, sondern super lecker. Vielleicht war ich damals zu grobschlächtig, aber was mit super lecker gesagt werden konnte und lediglich mit lecker nicht, nein, das hat sich mir nie erschlossen.

Aber das ist ja noch harmlos, super ersetzt ja hier irgendwie nur sehr oder so. Nerviger ist es da schon, in der Öffentlichkeit, z.B. in Zügen, von diesen Lauttelefonierern zum Zuhören gezwungen zu werden, während die dann die deutsche Sprache verhunzen.

Die junge Dame, deren Zuhörer ich so wurde, hatte so ihre eigene, durchaus moderne Auffassung von schön. Ich würde schön ja immer noch als ästhetische Einschätzung eines Gegenstands werten. Vielleicht würde meine Schulzeitliebe schön auch im Sinne von sehr verwenden, so in der Art wie, das Gebäude ist ganz schön groß.

Die Dame am Telefon war allerdings innerhalb des Gesprächs so etwas wie das Sorgentelefon ihrer Freundin. Offenbar erzählte ihre Freundin über neu eingetretene Situationen, mit denen sie zurecht kommen musste. Und jeden berichterstattenden Satz, den diese junge Dame über das Handy entgegennahhm, segnete sie mit Ja, ist doch schön. ab. Völlig betonungslos. Völlig uninteressiert. Mit der Begeisterung, mit der eine Grundschullehrerin ein Häkchen hinter einer richtigen Matheaufgabe des 23. zu korrigierenden Schülers macht. Also eigentlich meinte sie wohl aha oder besser noch soso, verwendete aber Ja, is doch schön.. 13mal hintereinander ohne einen anderen Satz, ohne eine andere Wortfolge, außer dass das ja mal weggelassen wurde.

Ich glaube ja nicht, dass solche Sprachmissbraucher überhaupt anderweitig in einem ästhetischen Sinne von schön sprechen. Ich würde sie zumindest irgendwie für meschugge halten. Schön is anders.

Weiterlesen

was bringt es, tausend kilometer zurückzulegen, wenn du bequem zu hause scheitern kannst?

… steht auf der Rückseite von Diego de Silvas Ich habe nichts verstanden und ist ein Zitat, das noch nicht mal aus dem Buch stammt. Links habe ich mal so eine Voranschau des Buches eingefügt (möglicherweise im Feed nicht anschaubar), wer da links unten auf das Zeichen klickt, kann die ersten Seiten schon mal anschmökern.

De Silva ist selber Anwalt in Italien und man merkt, dass der Erzähler sich in diesem Metier doch ganz gut auskennt. Der Erzähler ist ein rechter Chaot, schlägt sich mehr schlecht als recht als Anwalt durch, versucht mit der Trennung von seiner Frau klar zu kommen, beginnt eine Beziehung mit dem heißesten Feger im Gerichtswesen und weiss am Ende zumindest, was er nicht will. Das Buch ist vielleicht nicht die ganz große Erzählung, aber es ist intelligent und witzig, an einigen Stellen zumindest.

Ich habe das Buch im Zug gelesen. Mir gegenüber saß ein älterer, südlich wirkernder Mann, der mein Buch betrachtete. Das ist nichts ungewöhnliches im Zügen: Menschen schauen gerne, was andere lesen und denken sich, wieso und warum der da das da gerade wohl liest. Mich fragte der Mann, ob der Hund auf dem Cover eine besondere Rolle im Buch spielt:

Das wäre bestimmt eine sehr lustige Geschichte. So ein kleiner Hund mit Sonnenbrille, der durch die Welt spatziert, alles beobachtet durch seine Brille, aber nicht versteht, warum alles jetzt unbedingt so ist und nicht anders.

Hm. Nein, der Hund spielt keine Rolle. Er kommt so wenig vor wie das Zitat auf der Rückseite.

Weiterlesen

greenwashing oder: lügen bis das image stimmt

Dieses kleine Büchlein ist derzeit eigentlich ein Must-have. Toralf Staud, Gründer des Blogs Wir Klimaretter, verfolgt die Außendarstellungen diverser Firmen, die mit einem grünen Image punkten wollen und das Gegenteil tatsächlich vertreten.

Einige Daten dieses 2009 erschienenen Buches kommen dem Leser schnell veraltet vor, aber alleine dafür, einmal einen Blick hinter die Werbestrategien einiger Firmen werfen zu können, macht dieses Buch zu einem kleinen Schatz.

mehr: Klima-Lügendetektor

Weiterlesen