aprillese

Thomas Meyer – Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin Fortsetzung seines Erstlings Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse, dieses Mal allerdings nicht im Kern über jüdische Schrulligkeiten, sondern eine phantastische Geschichte à la Iron Sky. Nett, aber hätte mehr Witz und Einfallsreichtum vertragen können.

Albert Camus – Die Pest Zeitaktuelle Beschreibung des Leidens und der Veränderung einer Gesellschaft während einer bedrohlichen Krankheitswelle.

Anna Wegloop – Wir ist! Pamphlet für eine globale Kultur. Weder gut geschrieben, noch irgendwie überzeugend.

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winterlese

Jürgen Kehrer – Das Kappenstein-Projekt Ja, ich wunderte mich schon mal, ob der Qualität der Vorlage der ZDF-Serie, auch dieser Schmöker ist ungeneim angestaubt und hat mit dem Flair der Serie nicht viel gemein. Hier ist der Titelheld unter Politikern forschend und sexuell aktiv. Las ich, weil ich schon die Vorgänger gelesen hatte, werde den nächsten Schmöker weiter aufschieben.

Marc-Uwe Kling, Astrid Henn – Das Neinhorn Schön mit Zeichnungen bebildertes Kinderbuch, oft in Gedichtsform. Nett.

Marc-Uwe Kling – Die Känguru-Chroniken Nette Idee, ein kommunistisches Känguru als WG-Partner zu haben, aber wenn man dann nur laue Dialoge zustande bekommt, war’s das dann auch. Hätte viel mehr Biss gebraucht, aber es fehlt ein roter Faden – so oder so.

Niklas Natt och Dag – 1793 Aus dem SWR2-Literaturpodcast gefischt, aber dieses mal doch enttäuscht worden: Ein auf historisch gepimpter Gewaltporno ohne Tiefgang, dafür mit vielen Längen.

George Saunders – Fuchs 8 Kein Känguru, ein Fuchs kommt auf Grund der Beengung seiner Lebenslage dem Menschen näher und philosophiert über Themen wie Tod, Verantwortung und Klimakatastrophe. Sehr schöne Übersetzung von Frank Heibert.

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oktoberlese

Lion Feuchtwanger – Die Geschwister Oppermann Etwas langatmig anfangender, aber schnell hellsichtig Fahrt aufnehmender Klassiker über eine jüdische Kaufmannsfamilie im Jahr 1933, als Hitler die Macht übernimmt und die deutsche Gesellschaft Auflösungserscheinungen zeigt. Hat keinen Staub angesetzt, im Gegenteil. Angsichts des Erstarkens des Rechtspopulismus in Deutschland erschüttert die Lektüre:

Widersinn und Lüge war, was die Machthaber dieses Reiches taten und was sie ließen. Lüge, was sie sagten und was sie verschwiegen. Mit der Lüge standen sie auf, mit der Lüge legten sie sich nieder. Lüge war ihre Ordnung, Lüge ihr Gesetz, Lüge ihr Urteil, Lüge ihr Deutsch, Lüge ihre Wissenschaft, ihr Recht, ihr Glaube. Lüge war ihr Nationalismus, ihr Sozialismus, Lüge ihr Ethos und ihre Liebe. Lüge alles, und echt nur eines: ihr Haß.

David Hasselhoff, David Gordon – Up against the wall Wie wir alle wissen, hat David Hasselhoff die Mauer eingerissen, was aber nur wenige wissen, ist, dass er vorher noch in der DDR eine Atombombe entschärft hat. Gewitzte Ausnutzung des Fürmöglichhaltens eines Hasselhoffschen Einflusses auf die deutsche Geschichte, die teils trashig, teils langatmig ist, teils aber auch an die gute alte Knight-Rider-Zeit erinnert.

Sanne Blauw – Het bestverkochte boek ooit (deutsch: Der größte Bestseller aller Zeiten) Wieder ein niederländischer Schinken aus der Correspondenten-Ecke, der sich groß aufbläht und wenig Erhellendes mit sich bringt. Ja, viele Zahlen werden heutzutage um sich geschmissen, ja, oft täuschten die eine wissenschaftliche Belegung vor, die sich nicht einhalten. aber nein, wie bei jeder anderen politischen Aussage, muss man sowas einfach nicht glauben und darf sie einer Überprüfung unterziehen.

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septemberlese

Thomas Gottschalk – Herbstbunt Überflüssige, unlustige, platte Erweiterung zur vorherigen Biographie. Jemand sollte es ihm sagen.

Sara Pascoe – Sex Power Money Ich-bezogene Plattitüdenhascherei amerikanischen mittelmäßigen Comedystils.

Noam Chomsky – Kampf oder Untergang! Während des Vorworts aus der Hand gelegt. Ein Fanboy interviewt sein Idol, dem letzten der Besten überhaupt, wie der Fan meint. Braucht niemand.

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sommerlese

Wegen Umzugs und Aufpassens auf die Nachkommenschaft wurde es lesetechnisch gesehen mau bei mir, ich halte mal fest, was im Sommer so unter meine Augen kam:

Gary Shteyngart – Willkommen in Lake Success Stark startender Roman ins heutige Amerika: Einem millionenschweren, aber nicht exorbitant reichen Investmentbanker fallen seine Lebenslügen vor die Füße, was nicht weniger wird, als er eine Odyssee startet, die ihm das Gestern wieder bringen soll, während ihm das Heute wegschwimmt. Verliert zur Mitte etwas an Spannung, gipfelt (SPOILERALARM) in der These, dass die USA ein Land ist, dass die schlimmsten Leute belohnt, und findet ein versöhnliches Ende. Etwas merkwürdig, dass einem Soziopathen so viel Wohlwollen entgegenkommt, ansonsten sehr lesenswert.

Georg Geismann – Einmischung ist Bürgerpflicht Gesammelte Briefe und andere Texte eines der unterhaltsamsten Kantianer. Diese werden zudem in den Kontext eingebettet, der den bloßen PDFs, die man im Netz von ihm findet, fehlen.

Dimitrij Kapitelman – Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters Autobiographisch wirkende Erzählung eines Sohnes über seinen aus der Sowjetunion nach Deutschland gekommenen Vaters, der auf Selbstfindungstrip ist, während sein Laden krieselt.

Leon de Winter – Geronimo Leidlich spannende Gesichichte, die an die Ereignisse der Ergreifung Osama bin Ladens angelehnt ist.

Rob Wijnberg – Nietzsche & Kant lezen de krant Essaysammlung des Miterfinders von De Correspondent. Unterhaltsam, süffig zu lesen, aber argumentativ ziemlich verblendet. Die eigene, im Niederländischen verhaftete Es gibt nur Meinungen, keine Wahrheiten-Attitüde nervt irgendwann, wenn jeder Artikel mit nicht-hinterfragten Ausgangslagen startet („Wo liegt die Moral: In der Tat oder den Folgen?“), in denen der Casus knaxus (Weder noch.) liegt. Ganz gruselig wird es, wenn auf als ausgebildeter Philosoph auf nicht-hinterfragte Interpretationen anderer Denker über andere Denker gebaut wird.

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aprillese

Christian Kracht – Die Toten Düstere Geschichte über deutsche, schweizer und japanische Filmschaffende und Karrieristen vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Hat mich nicht gepackt.

Heinrich Hannover – Die Republik vor Gericht 1954–1975. Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts. Der Autor des hervorragenden Das Pferd Huppdiwupp hier mit dem ersten Band der Darstellung seiner Verteidigung linker Denker nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland. Manchmal langatmig, immer unterm Strichn spannend und aufschlussreich.

Wolfgang Bergmann – Lasst eure Kinder in Ruhe. Gegen den Förderwahn in der Erziehung Überzeugendes Pamphlet, dass – 2011 veröffentlicht – aktueller nicht sein könnte.

Roger Willemsen – Wer wir waren. Zukunftsrede Postum erschienenes, sehr empfehlenswerters Bändchen über das Verständnis des Blicks in die Zukunft.

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märzlese

Sven Regener – Wiener Straße Fortsetzung der Herr-Lehmann-Geschichte, allerdings ohne rechtes Tempo.
Sven Regener – Magical Mystery Mir scheint, hier wird dieselbe Geschichte wie in Neue Vahr Süd unter anderen Vorzeichen – der Protagonist ist hier der ebenso wie Lehmann fabulierende Karl Schmidt – nochmal erzählt. Hat ein paar lustige Stellen, der Film dazu nimmt diese dankbar auf, aber ansonsten viel Luft.

Bela B Felsenheimer – Scharnow Wenn der Ärzte-Drummer einen Roman vorlegt, muss man mit Trash rechnen und dem ist hier auch so: Die Sprache ist bemüht auf Wohlklang gebürstet, überdeckt aber nicht, dass diverse Vergleiche albernst in die Hose gehen, dass mitunter die deutsche Sprache falsch angewendet wird, dass die Story phantasievoll, aber witzlos, die Erzählweise dümmlich ist.

Julian Barnes – Die einzige Geschichte Bittere, elegant erzählte Geschichte über einen jungen Mann in einer Beziehung zu einer älteren Frau, die daran zerbricht.

Norman Ohler – Der totale Rausch Spannende Darlegung des Drogenmissbrauchs und gesundheitlichem Niedergang Hitlers und der Beziehung zu seinem Dealer.

Terry Pratchett – Hogfather Jahresendgeschichte aus der Scheibenweltreihe, mit der These der Glaube an kleine Geschichten, wie den an die Zahnfee, behelfen Glaube an größere Dinge wie das Wohlergehen eines Staates.

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februarlese

Lucia Berlin — Was ich sonst noch verpasst habe Bittere, autobiographisch gefärbte Geschichten aus dem Leben einer Krankenschwester, die einen ehrlichen, aber nicht niederdrückenden Eindruck machen.

Michel Houellebecq — Serotonin Ein ziemlich typischer Houellebecq, was die Ausschweifungen ins Sexuelle angeht. Man leidet etwas mit der Verliererhauptfigur mit, hat sie allerdings auch schnell wieder vergessen.

Karen Duve — Regenroman Ein Schmöker, der schon lange Zeit in meinem Bücherschrank weilte und jetzt weiterwandern kann: Duves Romandebüt war mir als depressiv verschrieen, ist aber eigentlich nur ein düsterer Provinzthriller, der mit ekeligen Beschreibungen verziert ist, die einen mehr packen als Houellebecq.

Sven Regener — Neue Vahr Süd Noch so ein Schmöker, der lange im Bücherschrank war: Der Zweitling Regeners, in der Triologiereihe Teil 1 vor Der kleine Bruder und Herr Lehmann. Den hatte ich schon mal angefangen, fand ihn aber so öde, dass ich in weglegte. Das handlungsarme und labervolle Erzählen Regners muss man abkönnen, dann kann man nach 300, 400 Seiten miterleben, wie das Buch auch mal Fahrt aufnimmt. Ansonsten nur für Fans.
Sven Regener — Der kleine Bruder Die Geschichte schließt unmittelbar an Neue Vahr Süd an, als Hauptdarsteller Frank Lehmann nach Berlin zieht, dort versucht anzukommen und seinen großen Bruder sucht. Die Geschichte ist etwas dichter, was mir am Ende dann schon wesentlich besser gefallen hat, wenn es auch etwas eintönig ist, dass irgendwie jeder gleich spricht und erzählt und Handlung auch träge von statten geht.

Andreas Maier — Das Zimmer Noch so eine Romanserie, die ich bislang nicht gelesen habe. Die Welt erklären aus der Provinz heraus, in diesem Falle Wetterau, ist das Ziel. Und der Anfang, bei dem der Autor dem Leben seines zurückgebliebenen Onkels nachgeht, unterhält durchaus. Allerdings gibt es auch hier immer wieder Bandwurmsätze, die nicht durch komplexen Inhalt bedingt sind.

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januarlese

Kristine Bilkau — Eine Liebe in Gedanken Angenehm sentimentale, unerfüllte Liebesgeschichte.

Jürgen von der Lippe — Nudel im Wind Zotiger Erstling des Moderators. Dauernd werden Zoten, auch Rezepte eingebaut, die nicht durch die Geschichte erfordert werden. Der Schmöker ist eher etwas für Fans.

Castle Freeman — Auf die sanfte Tour Sanftmütiger Sheriff, der nicht aus dem Quark kommt, muss Einbruch in eine Vila von Russen aufklären. Atmosphärisch passend geschrieben.

Davide Morosinotto — Die Mississippi-Bande Spannender Abenteuerroman für Jugendliche, der aber auch Erwachsene mitreißen kann.

Davide Morosinotto — Verloren in Eis und Schnee Zwillinge werden wie bei einer Kinderverschickung 1942 aus Leningrad gebracht, verlieren sich, und versuchen sich in Leningrad wieder zu treffen. Spannende, phantasievolle Kriegsgeschichte, die Jugendlichen die Schrecken des Krieges eindringlich darstellen kann.

Pinkus Tulim — Jo Raketen-Po Furzgeschichte für Kinder und Jugendliche. Durchaus lustig und kurzweilig.

Ulrich Alexander Boschwitz — Der Reisende Odysee eines jüdischen Kaufmanns in Deutschland im Jahre 1938. Spannend, mitreißend und großartig erzählt.

B.J. Novak — Das Buch ohne Bilder Besonderes, kurzes Vorlesebuch für Kinder, das mich zum Lachen gebracht hat.

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christoph ransmayr – cox oder der lauf der zeit

Ich bin immer bei den Verrissen von Denis Scheck dabei, finde aber das, was er so gut findet, meist lahm. Da hätte ich mich drauf verlassen können, als ich diesen Schmöker las, den er für den möglicherweise nächsten Weltbestseller deutscher Sprache hält. Dabei ist die Geschichte vierer Uhrmacher die zum Kaiser von China reisen, um diesem die außergewöhnlichsten Uhren herzustellen von gewöhnlicher Spannungsarmut ohne Tiefgang. Sprachlich nicht schlecht, aber auch nicht mitreißend, vergisst man die Geschichte bei Zuklappen des Buches. Ich stimme Jörg Magenau zu: „Leider alles nur Kulisse“.

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