dropday

Wenn Domains nicht verlängert werden, gehen sie in eine Übergangszeit, in der die Domain auf nichts verweist, aber vom bisherigen Eigentümer weitergemietet oder übertragen werden kann. Da ich mich für eine derartige Domain gerade interessiere, habe ich einen Dienst beauftragt, am so genannten Dropday die Domain zu schnappen. Meine Güte ist das spannend. Vorher kann man nichts machen. Außer vielleicht einen besseren Dienst, also einen, der öfters und schneller angiebt, denselben Schnappversuch zu machen, zu unternehmen. Ruhige Kutte ist da angesagt. Ich vertraue jetzt einfach mal einem Dienst, der billiger ist als der, den ich das letzte Mal genommen habe. Schaumermal, dann sehmerscho.

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himmelchen

Die Kombinationskünste unseres Nachwuchses sind ja auch nicht zu unterschätzen: Aus der Kindergruppe nimmt das Kind das Gedicht Himpelchen und Pimpelchen mit. Scheint für Kleine ein ziemlicher Ohrwurm zu sein. Und auf Papas Handy, das weiß es, da gibt es eigentlich zu jedem dieser Kinderlieder auch passende Videos. Während ich also mal pausenfüllend das Handy zucke, wird die Kleine angetriggert und brüllt:

Pimmelchen gucken!

War sofort Stimmung in der Straßenbahn.

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septemberlese

Stephen King – Friedhof der Kuscheltiere Ich habe immer einen Bogen um Stephen King gemacht, selbst um die Filme, weil mir das thematisch immer zu plakativ, effektheischend und platt vorkam. So ist dann auch dieser zu lang geratene Schinken: Sprachlich mau, spannungsarm, in Teile vorhersehbar und in den Personenbeschreibungen doch sehr platt.

Philippa Perry – Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen ist dies nicht. Es ist ein blauäugiger, ankumpelnder, eher an Mütter gerichteter Elternratgeber, sicherlich für verunsicherte Personen passender Einstieg in die Kindererziehung, der aber eigentlich nur Plattitüden breittritt. Man sollte Kinder als rationale und rational handelnde Wesen betrachten und entsprechend mit ihnen umgehen.

Isabel Köller – Bullerbü ist überall Elterntipps an Hand von der rosigen Welt von Astrid Lindgren zu erklären, kommt altbacken daher:

Ab 2 Jahre: Nimm Rücksicht auf deine Mitmenschen. Komme zu mir, wenn du etwas willst. Ab 3 Jahre: Sei freundlich zu deinen Mitmenschen. Lerne, mit anderen zu teilen. Ab 4 Jahre: Sei hilfsbereit. Übernimm eine feste Aufgabe in der Familie. Ab 5 Jahre: Übernimm die Verantwortung für deine eigenen Sachen. Lerne aufzuräumen.

Klingt irgendwie als ob jemand Tommi und Annika für die Coolsten hält und nicht Pippi Langstrumpf.

Kate Connolly – Exit Brexit: Wie ich Deutsche wurde Frische Lektüre zu den Schwierigkeiten von Exil-Briten in Deutschland bezüglich ihres Heimatlandes, dass ihnen irgendwie die Grundlage ihres bisherigen Lebens nimmt.

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sommerlese

Sam Byers – Schönes neues England An guten Stellen ein erhellender Hallo-wach-Macher über ein innerlich zerfallenes Post-Brexit-England, an schlechten Stellen enttäuschendes Creative-Writing-Resultat.

Salman Rushdie – Quichotte Gern gelesene Farce innerhalb der US-amerikanischen Gesellschaft.

Janosch – Papa Löwe und seine glücklichen Kinder. Kleiner Erziehungsberater Papa Löwe schmeisst den Haushalt und macht die Kinder glücklich, während die Mama pupsende Mitarbeiter belehrt. Sehr gut.

Aeneas Rooch – Mein wasserdichtes Baby Nett geschriebener und inhaltlich für die Zielgruppe sehr lesenswerter Elternratgeber.

Leavis Carroll – Alice in Brexitland Witzige Brexitaufabrechnung im Klassikergewand.

Oliver Kalkofe, Peter Rütten – Die 100 schlechtesten Filme aller Zeiten Fan-Buch zur Tele-5-Reihe ohne rechten Mehrwert.

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aprillese

Thomas Meyer – Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin Fortsetzung seines Erstlings Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse, dieses Mal allerdings nicht im Kern über jüdische Schrulligkeiten, sondern eine phantastische Geschichte à la Iron Sky. Nett, aber hätte mehr Witz und Einfallsreichtum vertragen können.

Albert Camus – Die Pest Zeitaktuelle Beschreibung des Leidens und der Veränderung einer Gesellschaft während einer bedrohlichen Krankheitswelle.

Anna Wegloop – Wir ist! Pamphlet für eine globale Kultur. Weder gut geschrieben, noch irgendwie überzeugend.

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winterlese

Jürgen Kehrer – Das Kappenstein-Projekt Ja, ich wunderte mich schon mal, ob der Qualität der Vorlage der ZDF-Serie, auch dieser Schmöker ist ungeneim angestaubt und hat mit dem Flair der Serie nicht viel gemein. Hier ist der Titelheld unter Politikern forschend und sexuell aktiv. Las ich, weil ich schon die Vorgänger gelesen hatte, werde den nächsten Schmöker weiter aufschieben.

Marc-Uwe Kling, Astrid Henn – Das Neinhorn Schön mit Zeichnungen bebildertes Kinderbuch, oft in Gedichtsform. Nett.

Marc-Uwe Kling – Die Känguru-Chroniken Nette Idee, ein kommunistisches Känguru als WG-Partner zu haben, aber wenn man dann nur laue Dialoge zustande bekommt, war’s das dann auch. Hätte viel mehr Biss gebraucht, aber es fehlt ein roter Faden – so oder so.

Niklas Natt och Dag – 1793 Aus dem SWR2-Literaturpodcast gefischt, aber dieses mal doch enttäuscht worden: Ein auf historisch gepimpter Gewaltporno ohne Tiefgang, dafür mit vielen Längen.

George Saunders – Fuchs 8 Kein Känguru, ein Fuchs kommt auf Grund der Beengung seiner Lebenslage dem Menschen näher und philosophiert über Themen wie Tod, Verantwortung und Klimakatastrophe. Sehr schöne Übersetzung von Frank Heibert.

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oktoberlese

Lion Feuchtwanger – Die Geschwister Oppermann Etwas langatmig anfangender, aber schnell hellsichtig Fahrt aufnehmender Klassiker über eine jüdische Kaufmannsfamilie im Jahr 1933, als Hitler die Macht übernimmt und die deutsche Gesellschaft Auflösungserscheinungen zeigt. Hat keinen Staub angesetzt, im Gegenteil. Angsichts des Erstarkens des Rechtspopulismus in Deutschland erschüttert die Lektüre:

Widersinn und Lüge war, was die Machthaber dieses Reiches taten und was sie ließen. Lüge, was sie sagten und was sie verschwiegen. Mit der Lüge standen sie auf, mit der Lüge legten sie sich nieder. Lüge war ihre Ordnung, Lüge ihr Gesetz, Lüge ihr Urteil, Lüge ihr Deutsch, Lüge ihre Wissenschaft, ihr Recht, ihr Glaube. Lüge war ihr Nationalismus, ihr Sozialismus, Lüge ihr Ethos und ihre Liebe. Lüge alles, und echt nur eines: ihr Haß.

David Hasselhoff, David Gordon – Up against the wall Wie wir alle wissen, hat David Hasselhoff die Mauer eingerissen, was aber nur wenige wissen, ist, dass er vorher noch in der DDR eine Atombombe entschärft hat. Gewitzte Ausnutzung des Fürmöglichhaltens eines Hasselhoffschen Einflusses auf die deutsche Geschichte, die teils trashig, teils langatmig ist, teils aber auch an die gute alte Knight-Rider-Zeit erinnert.

Sanne Blauw – Het bestverkochte boek ooit (deutsch: Der größte Bestseller aller Zeiten) Wieder ein niederländischer Schinken aus der Correspondenten-Ecke, der sich groß aufbläht und wenig Erhellendes mit sich bringt. Ja, viele Zahlen werden heutzutage um sich geschmissen, ja, oft täuschten die eine wissenschaftliche Belegung vor, die sich nicht einhalten. aber nein, wie bei jeder anderen politischen Aussage, muss man sowas einfach nicht glauben und darf sie einer Überprüfung unterziehen.

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septemberlese

Thomas Gottschalk – Herbstbunt Überflüssige, unlustige, platte Erweiterung zur vorherigen Biographie. Jemand sollte es ihm sagen.

Sara Pascoe – Sex Power Money Ich-bezogene Plattitüdenhascherei amerikanischen mittelmäßigen Comedystils.

Noam Chomsky – Kampf oder Untergang! Während des Vorworts aus der Hand gelegt. Ein Fanboy interviewt sein Idol, dem letzten der Besten überhaupt, wie der Fan meint. Braucht niemand.

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sommerlese

Wegen Umzugs und Aufpassens auf die Nachkommenschaft wurde es lesetechnisch gesehen mau bei mir, ich halte mal fest, was im Sommer so unter meine Augen kam:

Gary Shteyngart – Willkommen in Lake Success Stark startender Roman ins heutige Amerika: Einem millionenschweren, aber nicht exorbitant reichen Investmentbanker fallen seine Lebenslügen vor die Füße, was nicht weniger wird, als er eine Odyssee startet, die ihm das Gestern wieder bringen soll, während ihm das Heute wegschwimmt. Verliert zur Mitte etwas an Spannung, gipfelt (SPOILERALARM) in der These, dass die USA ein Land ist, dass die schlimmsten Leute belohnt, und findet ein versöhnliches Ende. Etwas merkwürdig, dass einem Soziopathen so viel Wohlwollen entgegenkommt, ansonsten sehr lesenswert.

Georg Geismann – Einmischung ist Bürgerpflicht Gesammelte Briefe und andere Texte eines der unterhaltsamsten Kantianer. Diese werden zudem in den Kontext eingebettet, der den bloßen PDFs, die man im Netz von ihm findet, fehlen.

Dimitrij Kapitelman – Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters Autobiographisch wirkende Erzählung eines Sohnes über seinen aus der Sowjetunion nach Deutschland gekommenen Vaters, der auf Selbstfindungstrip ist, während sein Laden krieselt.

Leon de Winter – Geronimo Leidlich spannende Gesichichte, die an die Ereignisse der Ergreifung Osama bin Ladens angelehnt ist.

Rob Wijnberg – Nietzsche & Kant lezen de krant Essaysammlung des Miterfinders von De Correspondent. Unterhaltsam, süffig zu lesen, aber argumentativ ziemlich verblendet. Die eigene, im Niederländischen verhaftete Es gibt nur Meinungen, keine Wahrheiten-Attitüde nervt irgendwann, wenn jeder Artikel mit nicht-hinterfragten Ausgangslagen startet („Wo liegt die Moral: In der Tat oder den Folgen?“), in denen der Casus knaxus (Weder noch.) liegt. Ganz gruselig wird es, wenn auf als ausgebildeter Philosoph auf nicht-hinterfragte Interpretationen anderer Denker über andere Denker gebaut wird.

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