thalia am pranger

Also ich bin schon beeindruckt, was die Süddeutsche Zeitung in letzter Zeitung für Eisen anpackt, wie sie das tut und dass sie dabei Ross und Reiter nennt. Genauso wie heute mit diesem Artikel über die Krise von Buchhändlern:

Welche Literatur in den Ladenregalen steht und beworben wird, das liegt immer seltener in der Hand der Verlage. Die Buchwelt klagt zwar stets über das Internet. Doch inzwischen ist klar, dass es zur Zerstörung einer ganzen Branche keiner neuen Medien bedarf: Ein Konzern wie Thalia besorgt das auf seine Weise.

Es ist noch nicht so weit gekommen, dass Verlage bei der Unterhaltung von Buchläden Unterstützung leisten, aber was sie finanziell reinbuttern, ist schon erschreckend:

15 000 Euro kostet ein Titel im Weihnachtsprospekt 2009. Der Preis für ein „Thalia-Buch des Monats“ liegt bei 50 000 Euro. Dafür haben die Verlage die Gewähr, dass diese Titel erstklassig sichtbar präsentiert werden. Alle anderen, ausgenommen solche, die schon Bestseller sind, verschwinden dagegen im Regal, wo sie kaum wahrgenommen werden. Und daher bezeichnet Herr Frisch (Thalia, Anmerk.) jene Summen, die offiziell Werbekostenzuschüsse heißen, schlicht als Eintrittsgelder. Man muss sie zahlen, wenn man da, wo rasant verkauft wird, vertreten sein will.

Verlage müssen für ihre Schriftsteller also Eintrittsgelder berappen, damit diese bei Thalia angepriesen werden. Das hat man auch schon anders ausgedrückt. Der wirtschaftliche Druck zeigt erste Ergebnisse:

800 der einst fast 5000 Buchhandlungen im Lande haben in den letzten zehn Jahren zusperren müssen; die Ketten steigerten im selben Zeitraum ihren Marktanteil ums Doppelte auf fast 30 Prozent.

Der Qualität der Literatur nützt das nichts:

Die Bestseller nämlich werden durch das Vorgehen der Ketten immer bestselleriger, der große Rest fällt immer schneller aus den Regalen in die Vergessenheit. Heute verkauft die Frau Jelinek, und sie und ihr Haus bürgen für Qualität, von jeder fünften ihrer Roman-Novitäten weniger als 1000 Exemplare. Vor zehn Jahren waren solche Flops noch zu vernachlässigen. Was das alles fürs Leben & Sterben der eigentlichen Produzenten, der Schriftsteller, bedeutet, liegt auf der Hand.

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