westfälische idiome (iii): mit jemandem kramen können

Heute geht es um das Idiom mit jemandem kramen können. Etwas bekannter ist hier z.B. in einer Schublade kramen oder im Hobbykeller kramen oder etwas aus seiner Hosentasche kramen.

Diese Verwendungen haben nur insofern etwas gemeinsam, als dass diese Verbkonstruktion vornehmlich von Männern verwendet wird. Es wurde und wird u.a. stark im Bergbau verwendet und übertrug sich von dort aus etwas allgemeiner verwendet in die arbeitsunabhängige Alltagssprache.

Im Gegensatz zu „etwas aus der Hosentasche kramen“ ist aber „mit jemandem kramen können“ ein Werturteil. Es verhält sich mit diesem Idiom etwa so:

1. „Der Marc, mit dem kannste kramen.“
Betonung auf ‚dem‘.
Marc ist eine Person, mit der man vertrauensvoll arbeiten kann. Marc fühlt sich nicht zu schade für gewisse Aufgaben und kann auch mit anpacken, wenn es drauf ankommt. Er verzettelt sich nicht in überflüssige Diskussionen und arbeitet zur Not auch eigenständig und verantwortungsvoll. Mit Marc fühlt sich der Sprechende auf einer Wellenlänge. In der Rede mit anderen empfiehlt der Sprecher Marcs für gut empfundenen Charakter.

2. „Marc – da kannste wohl kramen mit.“
Betonung, wenn, dann auf ‚kannste‘.
Der Sprecher weiss, dass der Angesprochene in bezug auf Marc skeptisch ist, ob dieser verlässlich mit anpacken kann. Durch das Wörtchen „wohl“ impliziert der Sprecher, dass davon aber ausgegangen werden kann, wenn auch der Sprecher nicht meint, mit Marc hundertprozentig auf einer Wellenlänge zu sein.

3. „Marc, da kannste nicht mit kramen“
Betonung entweder auf ‚kannste‘ oder auf ’nicht‘ oder beides.

Es wurde versucht mit Marc zusammen zu arbeiten, aber Marc war beim gemeinsamen arbeiten keine unterstützende Hilfe. Der Sprecher sieht starke Unterschiede, was die Wellenlinie von sich und Marc angeht.

4. „Marc, da kannste einfach nicht mit kramen“
Betonung auf ‚einfach‘ oder auf ‚einfach‘ und ’nicht‘.
Es wurde mehrfacht, wahrscheinlich beruflich bedingt, versucht, Marc in ein gemeinsames Arbeiten mit einzubinden und es ist immer daneben gegangen. Der Sprecher ist nicht gut zu sprechen auf Marc und kommt auch rein charakterlich nicht mit ihm klar.

So gesehen mag die vornehmliche Verwendung von mit jemandem kramen können daher rühren, dass Frauen beim Mit-anpacken gedanklich in Westfalen eher außen vor sind.

____________________

Du magst vielleicht auch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert