verklag mir

Dieses Jahr war das klageandrohfreudigste meiner Bloggeschichte. Zuvor hatte sich nie jemand wegen irgendetwas bei mir gemeldet. Dieses Jahr schon drei: zunächst eine Filmvermarktungsfirma, die angeblich für das Video des zweijährigen Jungen, der 40 Zigaretten am Tag raucht, die Deutschlandrechte hätte und nun Kohle von mir sehen wollte, weil ich das Video in meinem Blog verlinkt hatte.
Dann kontaktierte mich jemand, der für RTL herausfinden sollte, wie der DJ der guten Laune richtig heißt und wie man ihn für eine RTL-Sendung einladen kann und drohte mit Klage, wenn ich nicht Auszüge aus einem Telefonat mit der Person aus meinem Blog löschte.
Und hoffentlich abschließend für dieses Jahr rief mich der Betreiber einer kleinen Internetseite für lokale Filme an, der meinte, es seien durch einen meiner Texte seine “ehrenamtlich” Mitarbeitenden beleidigt worden.

Die Angst vor Verunglimpfung im Internet ist groß, die Muskelspielereien derjenigen, die sich möglicherweise vor einen Pranger gestellt sehen, entsprechend. Der Lokalfilmer erzählte mir von seinen gewonnenen Klagen, dass man auch mich wegen Beleidigung verklagen könne, weil sich Leute beleidigt fühlen, dass man aber kein böses Blut wolle, ob ich nicht bei seiner Seite mitarbeiten wolle, dass er der erste Lokalfilmer aus seiner Ecke überhaupt sei, dass er herausgelesen habe, dass ich Probleme mit dem Filmprojekt der IVZ hätte,  dass man seine Seite aber nicht mit der der Zeitung vergleichen könne, dass die auf VIOS aufbauten, dass seine Seite 1000 unique visitors täglich habe, dass er von seiner Rente lebe und mit der Seite kein Geld verdiene, dass man für diverse Firmen und Städte schon Filme gedreht habe, und und und. Ich hatte das Gefühl, dass er alles von einem Zettel abliest. Interessanterweise wird das bei der Eröffnungsveranstaltung von steinfurt.tv und im darauf bezogenen Text der Westfälischen Nachrichten auch über den Anrufer gesagt.

Ich habe gefragt, wodurch sich denn genau irgendjemand beleidigt gefühlt habe und wer das denn sei, aber das ging im Redefluss des Anrufers schlicht unter. Ich habe also gar nicht genau herausbekommen, was mir vorgeworfen werden sollte, nur dass irgendjemand sich beleidigt fühlt. Ich meinte am Telefon, dass es mir leid tue, dass sich irgendjemand beleidigt fühle, nur sehe ich nicht wodurch und beendete irgendwann das lange Telefonat. Danach bekam ich eine E-Mail des Anrufers, dass er meine Rede, dass es mir leid tue, als Entschuldigung akzeptieren könnte. Das sollte wohl heißen, dass er sich beleidigt fühlt, nicht seine Mitarbeiter. Davon hat er zuvor gar nichts gesagt.

Ich habe dann kurz überlegt, um des lieben Friedens Willen den Artikel zu löschen. Aus grundsätzlichen Gründen habe ich das nicht getan, sondern den Artikel mit der vorgefallenen Kritik versehen. Der Anrufer hat mir für diesen Fall einen Artikel auf seiner Seite angedroht, sowie weitere Schritte. Aus meiner Sicht beinhaltet der Artikel nicht im Ansatz eine gewollte Beleidigung, mir sind die Seitenbetreiber auch persönlich unbekannt. Zudem sehe ich in diesem Artikel wirklich nur eine Meinungsäußerung, so wie sie in Deutschland rechtens ist.

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