bücherschrankgedöhns

Ich erinnere mich noch ganz gut an die Schulzeit, als ich Diogenes-Taschenbücher gesammelt habe, um sie in einer Reihe weißer Bücher fast schon edel vereint auf ein Bücherregalbrett zu stellen. Damals hätte ich mir wohl nicht träumen lassen, dass ich derartige Bücher einmal in an die Straße gestellte Bücherschränke abliefere, aber die Zeiten ändern sich. Und ich hätte wohl auch nicht gedacht, dass einem einmal die gebundenen Ausgaben von Diogenes hinterher geschmissen werden.

Büchertauschbörsen und Online-Bücherflohmärkte eröffneten Anfang dieses Jahrtausends das ungemein kostengünstige Sammeln von gebundenen Buchausgaben. Mein Bücherschrank erhielt diverse gebundene Ausgaben, bei denen aber oftmals das Habenwollen das Lesenwollen ausstach.

Elektronische Buchausgaben, Bücherschränke an Straßenecken und Wohnungsausräumungsbücherläden tun mittlerweise ihr übriges, dass aus meinem Bücherschrank ranzige Taschenbücher, Könntestduirgendwannmallesener und Vonderzeitüberholtes den Weg an die Straße finden, da wirkliche Klassiker und Liebhaberstücke ihren Platz beanspruchen. So findet man im Bücherschrank inzwischen ungemein gute Erinnerungen und biographische Spuren.

Aber nun geht es auch den Sachen meiner besseren Häöfte an den Kragen. Gestern fand die erste Bestandsaufnahme und Freilassung statt:

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An die 50 Bücher haben in einem ersten Rutsch den Weg aus der Tür genommen. bislang sind all meine Bücherschrankeinstellugnen in Nullkommanichts vergriffen gewesen. Das erwarte ich bei diese Ladung zwar nicht unbedingt, aber vielleicht vermodern sie nicht unbedingt in der Kälte. Das wäre ja auch schon mal was.

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schrottbrand

Neulich im Cash & Raus:

Ich hab ja mal ganz viele meiner Comics weggegeben. Das war so 10 Jahre nach dem Krieg. Da hat die evangelische Kirche aufgerufen, dass man seinen Schrott verbrennen solle. Auf so einem großen Scheiterhaufen wurde alles zusammen verbrannt. Und da bin ich dann mit meinen Comics hingegangen. Bücher soll man eigentlich ja nicht verbrennen. Das war genau derselbe Geist wie zehn Jahre zuvor. Das ist es aber gar nicht. Ich fand die Comics wirklich gut und habe die nie wieder bekommen. Ich ärgere mich heut noch.

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thomas harlan – veit

Vor vier Jahren entdeckte ich Thomas Harlan für mich. Schon merkwürdig, wer alles so am eigenen Radar vorbei geht. Wenn ich mich recht erinnere, war das auch nur beim Durchzappen von YouTube, den genauen Anlass kenne ich nicht mehr. Nun kam mir auf dieselbe beiläufige Weise sein letztes Buch unter die Augen: Veit. Vom Sterbebett aus diktierte der Sohn von Veit Harlan ein letztes Mal seinen Kampf gegen den Vater, von dem er auf dessen Sterbebett noch etwas Einsichtsvermögen wahrgenommen hat. Er rang auch zum Schluss noch mit dem an die Nationalsozialisten verkauften künstlerischen Erbe, mit dem Unvermögen des Vaters, sich der eigenen Schuld rechtzeitig zu stellen. Das mag man bedauerlich finden oder konsequent. Das Buch ist nicht ohne Tücken, aber gerade ob der Sprachgewalt Thomas Harlans beeindruckend.

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es wärmt mir schon ein wenig das herz,

wie ich dem Rentner verständnisvoll zugelächelt habe, als er an der Supermarktskasse umständlich in aller Seelenruhe sein Portmonnaie herauskramte, seinen Einkauf in Höhe von 6,78€ mit einem 20er bezahlte und beim Aushändigen des Wechselgeldes mich nach Zustimmung ersuchend ansprach: „Schon deprimierend, wie wenig man da immer zurückbekommt.“ Eigentlich wollte ich ja brüllen: „HÄNG DICH DOCH AUF, DU BEULE!“

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jens johler – kritik der mörderischen vernunft

buchleser Lauer Krimi würde diesem Schinken eher gerecht als die Bezeichnung Thriller. Ein Killer namens Kant macht Jadg auf Gehirnforscher. So befürwortenswert die Grundidee manchem sein mag, so uninspiriert ist die Ausführung dieser Geschichte: Spannung kommt nicht auf, sprachlich ist das Buch mau und die Kant-Anspielungen ragen über ein Durchlesen der Wikipedia-Artikel zu Kant auch nicht hinaus – vielleicht abgesehen von dem vorangestellten, und grob missverstanden ausgelegtem Ausgangszitat. Kant ist ein plumper, nicht intelligenter Aufhänger und wähnt den Leser in tiefere Sphären als der Schmöker einzulösen vermag. Für Krimiallesleser allerdings durchaus geeignet.

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adriana altaras – doitscha

buchleser Dieses Buch hat mich doch sehr irritiert. Es wird von Kritikern durchaus gelobt, nur kann ich dem nichts abgewinnen. Eine jüdische Mutter hat ihr Familienleben, dass von der energischen Auseinandersetzung ihres Sohnes David mit dem münsterländischen Vater geprägt ist, zu organisieren. Hierbrei treffen Temperament und Identitätsfindung aufeinander.
Es fehlt dem Buch an sprachlichem Niveau, wobei es nicht bodenlos schlecht formuliert ist, nur eben reizarm, nicht erhellend, platt. Es ist eine Art Gaby Hauuptmann für eine jüdische Protagonistin. Wenn diese allerdings jüdisch als genetisch vererbt betrachtet und auch sonst jüdisch eher ein Accessoir als Überzeugung ist, verkommt die ganze Geschichte zu Plapperei.

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Eine Mutter wartet mit ihrer Tochter und dem kleinen Sohn an der Bushaltestelle, als sich der Bus nähert. Da brüllt der kleine Mann zur Mama hoch:

„Ich will ein Ticket.“

Mama:

„Du bist klein, du brauchst noch gar kein Ticket.“

Kleiner Mann:

„Ich will ein Ticket!“

Schwester:

„Du bist erst drei. Du musst kein Ticket kaufen, du kannst ohne fahren.“

Da brüllt der kleine Mann zu tiefst beleidigt zu seiner Schwester rauf:

„Du bist drei!“

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