simon

Seit gestern hat meine Freundin einen neuen Neffen und der ganze Tag stand unter dem Eindruck dieses Ereignisses. Gerade ist quasi das Kindpinkeln zuende. In Twitter und Facebook habe ich die Ankunft des neuen Erdenbürgers wohl so kurz beschrieben, dass Gückwünsche an meine Adresse gingen. Schön, dass man mir sowas zutraut, aber soweit bin ich noch nicht.
Der Kindesvater ist so ausgelassen und gelöst, wie ich ihn noch nicht erlebt habe und ich freue mich für die Familie mit.
Die mittlerweile große Schwester des Kurzen habe ich gestern etwa zur Zeit der Geburt ihres Bruders dabei gefilmt, wie sie ihre ersten Apfelsinestücke nascht, Miene verzerrend, aber interessiert. Tapferes Mädchen. Hat sich auch vom Silvestergeballer kaum aus der Ruhe bringen lassen.
Morgen dann mal den Nachkömmling in Augenschein nehmen. Und von hieraus gute Nacht da draußen und schönes neues Jahr, wo immer ihr seid.

Weiterlesen

leonie swann – glennkill

Im festen Vorsatz, mich mehr mit Literatur auseinander zu setzen als im vergangenen Jahr, beginne ich mal hiermit die Leseecke:

Ich habe mal eine Buchhändlerin mal von einer enttäuschenden Leseerfahrung berichtet und wurde im Gegenzug gefragt, ob ich das in Rede stehende Buch denn zuende gelesen hätte. Seitdem lasse ich in meine Kritik über Bücher immer einfließen, ob ich das Buch wenigstens ausgelesen habe.

Über Glennkill, den jahrelangen Bestseller, ist sicherlich schon hinreichend viel geschrieben und erzählt worden. Dass ich es zuende gelesen habe, ist das einzig bemerkenswerte. Sprachlich, was den Spannungsbogen und Überraschungen betrifft, ist der Roman schlicht sehr seicht und nur für schlichte Gemüter zu empfehlen. Man hat die Geschichte schnell vergessen. In das von Andrea Sawatzki gesprochene Hörbuch habe ich reingehört, und schnell wieder abgestellt. Keine Erzählstimme für meine Ohren.

Weiterlesen

thilo sarrazin – deutschland schafft sich ab: wie wir unser land aufs spiel setzen

Letztens habe ich einen Bericht gesehen, in dem es darum ging, dass Thilo Sarrazin auf irgendeiner Karnevalsveranstaltung war und draußen jemand gegen ihn demonstrierte. Das Ganze fand ich so dämlich, dass ich mich endlich mal durchgerungen habe, Sarrazins Buch zu lesen.

Was mich in der Sarrazin-Debatte fortlaufend gestört hat, war, dass niemand mit deutlich sagen konnte, was das Buch eigentlich taugt, wo seine Schwächen und wo seine Stärken sind. Und irgendwie fand ich, dass da ein Subtext war, der mir noch nicht ganz klar geworden ist.

Nun, dieser Subtext ist schlicht folgender: Sarrazin ist ein Nationalist. Das sagt Sarrazin auch ziemlich deutlich:

Ich glaube, dass wir ohne einen gesunden Selbstbehauptungswillen als Nation unsere gesellschaftlichen Probleme aber nicht lösen werden.

Warum eigentlich nicht? Und warum hat noch niemand den Glauben Sarrazins thematisiert? Das ist etwas Wesentliches in diesem Buch. Nationalist muss man nun so verstehen: Nehmen wir mal Europa als Staatenbund, dann hat Europa für sich keinen Kern, keine Keimzelle, derartiges Festigendes findet sich für einen Nationalisten nur in den Nationalstaaten. Daher muss man diese stärken.

Ich habe mich zunächst etwas gewundert, dass Hans-Ulrich Wehler gemeint hat, dass man Sarrazin nicht pauschal verurteilen sollte, sondern bei dieser Faktenmenge, die Sarrazin herbeiholt, auf diese eingehen müsse. Sowas kommt ja einem Ritterschlag gleich. Aber Wehler denkt auch ähnlich. Ich habe ihn mal in Bielefeld reden hören, und da sagte er, die Türkei könne nicht in die Europäische Union aufgenommen werden, weil sie schlicht nicht zur Idee Europas gehört. Wehlers Ausschlussgedanke hat aber nichts mit folgendem zu tun:

Die Gegenposition zu derartigem Nationalismus ist Kant. Kant argumentiert für die Republik als gerechteste Staatsform, eine Staatsform, die man heute oft begriffwechselnd als Demokratie auffasst. Unter Demokratie versteht Kant allerdings Mehrheitsbestimmungen, die möglicherweise Minderheitsrechte diskriminieren. Diese Republiken sollen sich zu einem Völkerbund mit dem Ziel des ewigen Friedens zusammenschließen. Kern ist also nicht der National-, sondern der Rechtsstaat. Für Kant wäre Sarrazins Nationaldenken Mumpitz.

In Deutschland geht vielen ja schon der Hut hoch, wenn sie das Wort Nationalist auch nur hören, das wird der Sache meines Erachtens aber nicht gerecht und man macht einen Sachverhalt obskurer als er ist.

Sarrazins Geisteshaltung ist somit klar und seine Ausgangsposition ebenso:

Für mich ist es eine offene Frage, ob und inwieweit es überhaupt möglich ist, Reformen gegen strukturelle Veränderungen von Wirtschaft, Gesellschaft und deren beständig sich ändernde Rahmenbedingungen durchzusetzen.

Wer diese Annahme Sarrazins ablehnt, für wen es also keine Frage darstellt, wird aus der Lektüre nichts gewinnen, so das denn möglich ist. Sarrazins Ausflüge in Soziologie und Philosophie (z.B. die Möglichkeitswerdung der Aufklärung) sind Bruchlandungen eines Fachfremden, die keine tiefere Beschäftigung erfordern. Seine Beispielsammlungen sind dagegen durchaus interessant. Denn Sarrazins Prognosen über künftige Entwicklungen in Deutschland könnten ja eintreffen. Und so gesehen, darf man sich durchaus mal auf Gedankenspiele einlassen, was wenn wäre.

Aber es sind eben Gedankenspiele, nicht löffelgefressene Weisheiten, wie Sarrazin selbst zu denken scheint. Man sollte Sarrazin also nicht verteufeln, dazu fehlt ihm auch das Format, und darf ihn ruhig lesen.

Weiterlesen

wolfgang herrndorf – tschick

Es ist wohl ein Problem des Literaturbetriebs, damit klar zu kommen, dass der Autor von Tschick totkrank ist. Das lasse ich aber außen vor, ein einbezug dieser Tatsache in die Bewertung des Buches würde dem Buch nicht genug Respekt zollen. Wer mehr vom Autor wissen möchte, sollte sein Blog lesen.

Und eigentlich ist das Buch auch schnell abgehakt: Es handelt sich um ein Road-Movie in Buchform und handelt von zwei Jugendlichen. Dabei trifft Herrndorf an ein paar Stellen mit Darlegungen über psychische Kleinkriege und Probleme in Heranwachsenden- und Schulsituationen ganz köstlich ins Schwarze.

Aber ein Jugendbuch über 14jährige oder von 14jährigen ist das nicht, weder gedanklich, noch sprachlich. Es plätschert so dahin, sehr wohl in Herrndorfs rasantem Schreibstil und in seiner manchmal langatmigen, aber nicht elendig lang werdenden Satzkonstrukten.

Selbst mit diesem nicht ganz überzeugenden Buch ist Herrndorf schon deutlich besser als das Meiste, was in Deutschland gerade publiziert worden ist, aber man liest schon heraus, dass dies nicht das eigentliche Thema des Autors ist.

Weiterlesen

wordpress-plugins brauchen 256mb

Am Wochenende ist ja mein Blog hier etwas in die Knie gegangen und notdürftig bei Reduzierung der aktiven Plugins wieder angelaufen. Da waren dann in der Tat nur noch 8 Plugins am Start, und ich hatte mich schon darauf eingestellt, mit denen auszukommen, da mein Provider mir nicht weiterhelfen konnte.

Der Fehler lag wohl tatsächlich darin, dass WordPress 3.0 nicht mehr mit 32MB Speicher für die Plugins zufrieden ist. Gottseidank kann man das hochschrauben, so dass hier alles wieder funktioniert. Und offenbar ist das auch angeraten, wenn es Fehler gibt, die Otto Normalwordpresser nicht auffallen.

Aktualisierung
Mein Provider hat mir gemailt, dass ich in meinem Tarif leider nicht mehr als 32MB zur Verfügung gestellt bekäme. Entweder habe ich dann wohl nur eine Luftnummer einprogrammiert, oder ich weiss was, was die nicht wissen. Mal die Experten fragen.

Weiterlesen

kennengelerntes

Ich hab da jemanden kennen gelernt. Klingt schon wieder tendentiell frivol, ist es aber gar nicht. Es war in einem eher ehrenamtlich-beruflichem Aufeinandertreffen. Die Person hielt sich bei diesem geplanten Kennenlernen nicht mit irgendwas Außer-der-Reihe-Tanzendem auf, sondern steuerte zielbewußt auf die Richtlinien ihres Berufes. Erklären wollte sie dieses Vorgehen durch folgenden Satz:

Man lernt mich durch meinen Job kennen.

Gemeint war damit: Man lernt mich durch meine Berufsausführung kennen, nicht durch ziellosen Small-Talk. Jetzt bin ich schon in der Bredouille, erläutern zu müssen, dass ich mich nicht schuldig mache, hier einen Floskelsatz auf die Gold-Wage zu legen. Aber ich habe den Satz nicht provoziert, nicht eingefordert oder ähnliches. Wer Sätze so extrapoliert sagt, sollte damit rechnen, dass sie dort landen.

Vielleicht hat der Sprecher nur ein auch vergessen: Man lernt mich auch durch meinen Job kennen. Wirkt gleich anders, die Aussage, nicht? Man hätte die spürbare Konzentration auf Berufliches lässig als Spleen gebrandmarkt. Und kleine Macken räumt man ja jedem bereitwillig ein. Solange es nicht dicker kommt.

Kennen Sie eigentlich Berufsgruppen, zu denen der Satz Man lernt mich durch meinen Job kennen passt? Eigentlich eine ganz interessante Frage, aber auch keine einfache. Meine Freundin ist BWLerin und arbeitet klischeeträchtig für eine Bank. Aber ich bin mir sicher, dass sie sich mit Händen und Füßen gegen eine solche Aussage wehren würde.

Mir kommt er dennoch falsch vor, der Satz Man lernt mich durch meinen Job kennen. In diesem Fall habe ich jemanden durch einen Satz kennen gelernt.

Weiterlesen

thilo bode – die essensfälscher

Es gab vor ein paar Jahren ja ein Buch, dass „Endlich Nichtraucher“ oder so hieß. damals habe ich von vielen gehört, dass dies für sie ein Ende machte mit allen Selbsttäuschungen über ihr Rauchverhalten. Ähnlich könnte es Lesern bei der Lektüre von Die Essensfälscher. Was Lebensmittelkonzerne uns auf die Teller lügen von Thilo Bode, derzeit auch in der Sachbuchbestsellerliste zu finden, gehen.
Bode verdeutlicht, wie oftmals versteckt zuckerhaltig Vieles im Supermarkt ist, dass nicht Bewegung, sondern Ernährung das Problem des allgemein ansteigenden Übergewichts ist, und wie fadenscheinig Verbraucherpolitik und wie notwendig verständliche Produktinformation ist.

Das geht in diesem Buch vor allem auf die Kappe der CDU. Für Bode ist das Verbraucherschutzministerium von Ilse Aigner schlicht ein Lobbyministerium:

Ger­adezu ab­surd ist de­shalb die Forderung von Bun­desver­brauch­er­schutzmin­is­terin Ilse Aign­er (CSU), die Gas­tronomie solle sich die »frei­willige Selb­stverpflich­tung« aufer­legen, keine Lebens­mit­tel-Im­itate mehr anzu­bi­eten. [W]arum sollte massen­hafter Geset­zes­bruch, den schon staatliche Kon­trolleure nicht eindäm­men kön­nen, plöt­zlich weniger wer­den, nur weil Ver­bands­funk­tionäre eine entsprechende Selb­stverpflich­tung abgeben? Die Forderung nach frei­williger Selb­stkon­trolle durch die Un­ternehmen ist ein beson­ders krass­es Beispiel von Im­itat-Poli­tik, die de fac­to jene weit­er­hin schützt, die endlich wirk­sam kon­trol­liert und sank­tion­iert wer­den müssten.

Aber auch Julia Klöckner, die gerade versucht, in Rheinland-Pfalz Ministerpräsidentin zu werden, kriegt ihr Fett weg:

So war sich die Par­la­men­tarische Staatssekretärin im Bun­desmin­is­teri­um für Ernährung, Land­wirtschaft und Ver­brauch­er­schutz, Ju­lia Klöck­ner (CDU), beim Neu­jahrsemp­fang des BLL An­fang 2010 sich­er, dass die Am­pelkennze­ich­nung bei Lebens­mit­teln »keine wis­senschaftliche Grund­lage« habe und »keinen Nutzen« bringe. An­gesichts von Hun­derten, wenn nicht Tausenden von Wis­senschaftlern und Ärzten unter den Am­pel-Be­für­wortern ist so eine Be­haup­tung mehr als be­merkenswert. Zu erk­lären ist solche Ig­no­ranz nur damit, dass Ver­bände, Un­ternehmen und Poli­tik in Deutsch­land seit Jahrzehn­ten in einem Raum­schiff leben, durch dessen Wände nicht mehr dringt, was »draußen« passiert.

Zwar ist Bode manchmal etwas schwatzend und wiederholt sich des öfteren. Aber dieses Buch muss man derzeit einfach gelesen haben.

Weiterlesen

martin suter – allmen und die libellen

Ach Gottchen, das ist auch schon wieder 14 Jahre her, dass ich das letzte Mal was von Martin Suter gelesen habe. Small World fand ich damals doch sehr behäbig. Mit Allmen und die Libellen geht es mir da ganz ähnlich: Der erste Teil dieser Kriminalgeschichtsreihe ist zwar sprachlich ansprechend geschrieben, aber Spannung entsteht so wenig wie bei den Prisma-Krimis und die Charakterzeichnungen sind schablonenhaft.

Weiterlesen

die drei grundnahrungsmittel

In der Straßenbahn mitgehört.

Also, mein Jüngster, der macht mir momentan nur Probleme. Der isst nur noch Oliven – Oliven isst der ohne Ende -, Paprika, Gurke, Zitrone direkt und so. Kein‘ Schokolaaaaade, kein‘ Cola, kein‘ Wurst. Ich hab schon mit der Lehrerin gesprochen. Aber ich weiß echt nicht mehr, was ich tun soll. Wenn das so weiter geht… Der verhungert mir noch.

Ungelogen.

Weiterlesen