killerprovinzposse

Mein Heimatort ist nur wenige Kilometer von Emsdetten entfernt. Emsdetten erlangte bundesweite Berühmtheit durch den versuchten Anschlag eines jungen Mannes an seiner früheren Schule. Dieser Amoklauf brach in unsere kleinwestfälisch heile Welt ein wie ein unerwartetes Gewitter. Es war nicht zu erwarten, dass routiniert mit diesem Vorfall umgegangen wird. Auch gestandene Wissenschaftler wie der Gewaltforscher Heitmeyer oder der Kinderexperte Hurrelmann aus Bielefeld schoben im ersten Gewirr eine Schuld den Ego-Shootern zu, beide revidierten ihre Haltung aber schnell.

In Ibbenbüren hat nun, anderthalb Jahre später, die Caritas einen Jahresbericht herausgegeben, in dem sich auch auf diesen Amoklauf bezogen wird. Man habe einen Experten gefunden, der endlich das ausdrücke, was sie auch meinten. Dieser mache verändertes Verhalten durch falschen Computerspielgebrauch erklärbar.

Naja, was will man schon von einer kleinen Caritasgruppierung in der Provinz erwarten. Der Experte zumindest, den man ausgegraben hat, ist Gerald Hüther. Von diesem wird bei Wikipedia erwähnt, dass er im Oktober letzten Jahres wegen einer Publikation in einer rechten Zeitschrift Kritik auf sich gezogen hat. In seinem Text klingt das dann so: „Nur die Institutionalisierung des Verhaltens, nur durch die Entlastung des einzelnen durch gemeinschaftlich anerkannte Maßstäbe im Sprechen, Tun, Reagieren kann eine Gemeinschaft als Gemeinschaft leben und ihre einzelnen Mitglieder „stabilisieren“, ihrem Leben einen „Sinn“ geben.“ Woher weiß ein Hirnforscher, der nicht mit Jugendlichen arbeitet, so etwas? Und wieso posaunt er es ohne Rücksicht auf soziale Forschungen, ethische Vorstellungen und psychologische Analyen in die Welt hinaus?

Hier äußert sich meines Erachtens ein Biologe über Gebiete, für die er einfach kein Fachmann mehr ist. Und für die Angehörigen der Caritas schein sein Professorentitel Legitimation genug zu sein für eine willkürlich herbeiargumentierte, tendentiöse Meinung. Das Biologisieren von Sozialräumen ist Unfug. Ob bei Hüther eine private, politische Haltung durchscheint, mag ich nicht beurteilen, interessiert mich auch nicht weiter. Man hüte sich nur im Umgang mit Jugendlichen derartigen Scharlatanen auf den Leim zu gehen. Oder glauben Sie wirklich hinter derartigen Sätzen stünde ein fasslicher, guter Gedanke: „Wie lange eine Gesellschaft Bestand haben kann, die gegen das eine oder das andere Prinzip der inneren Strukturierung des menschlichen Gehirns verstößt, bleibt abzuwarten.“ Von Hüther und Provinz-Caritas-Verbänden erhoffe ich mir ein schweigendes Abwarten.

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schon kult: olbermanns busch-kritik

Keith Olbermann hat vorgestern in der Sendung Countdown eine längst fällige amerikanische Abrechnung an die Adresse von George Bush gegeben, die längst Kult geworden ist und ein Must-see, wie die Amerikaner es einschätzen.

Alternative: YouTube.

Das Video schlägt in Amerika gerade wesentlich stärker ein als damals in Deutschland Volker Pispers:

Auch spannend bzgl. Olbermann ist dessen Beitrag zur Geschichte Hillary Clintons, sie sei 1997 unter Heckenschützenfeuer in Bosnien gelandet.

Und bzgl. John McCains Aussage über den Grund des Irak-Krieges.

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die sex & the city – depression

Meine Lieblingsjournalistin der Johanna AdorjánFrankfurter Allgemeinen Zeitung hat heute wieder in der Sonntagsausgabe einen Text veröffentlicht. Das Wort Lieblingsjournalistin klingt etwas komisch, mir fällt neben Stefan Niggemeier spontan aber auch niemand ein, der mir als FAZ-Journalist im Hinterkopf geblieben wäre.
Jedenfalls hat Johanna Adorján einen kritischen Text zum neu aufflammenden Hype um Sex and the City geschrieben. Ich glaube zwar, dass der Film nicht die Repräsentation der Idee, wie sich homosexuelle Drehbuchautoren die Enddreißigerinnen der 90er vorstellen, ist, sondern der Idee, welche Banalitäten weibliche Couchpotatoes an der Flimmerkiste hält, aber das schmälert die Qualität der Kritik nicht.
Interessant an den Machern der FAZ am Sonntag finde ich ja, dass schon der Titel des Textes, Depression heute, Sex in the Cityfür sie so verkaufsstörend zu wirken scheint, dass sie den Text zwar auf der Frontseite der Ausgabe ankündigen, aber nicht den Titel nennen sondern Jetzt im Kino schreiben. Feiglinge! Das ist fast so seltsam, wie der Sprachgebrauch der amerikanischen Vermarkter, die bezogen auf den Umstand, dass der Film in Europa eher anläuft als in New York, meinten, es handle sich in Europa zwar um First Premieres, aber die World Premiere sei in New York. Vielleicht kann man eingefleischte New Yorkerinnen, die empfindlich darauf reagieren, dass Andere ihren Film eher sehen dürfen, so besänftigen. So sind sie wohl, die taffen Frauen von heute.

Noch bescheuerter als die eigentliche Serie war die davor laufende deutsche Kurzversion der Serie. Darin rannte Barbara Schöneberger in Slowmotion tittenhüpfenlassend permanent alleine durch irgendwelche Straßen ohne irgendwo anzukommen, grinste unmotiviert und sinnierte über ihre Taffheit gegenüber technisch versierten Männern:

Johanna Ardorján – Depression heute.

Weiterer Lesetipp: Johanna Ardorján Das Leben der anderen.

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captain kirk singt in lego

William Shatner, alias Captain Kirk oder für Freunde auch The Shat, hat vor ein paar Jahren mal ein Album aufgenommen, auf dem auch eine Cover-Version von Pulps Common People zu finden ist. Diese Version hat Kult- oder eben auch Belächlungscharakter in den Vereinigten Staaten und sieht live so aus:


William Shatner sings Pulp "Common People"
Hochgeladen von fab2609. – Sieh mehr Musikvideos, in HD!

Und jetzt gibt es auch eine Lego-Version dieses Songs:

Und zum Vergleich, dies ist das britische Original von Pulp:

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jens timmermann – kant’s groundwork of the metaphysics of morals

Timmermann Timmermann bemüht sich als Kant-Forscher einen Namen zu machen. Das ist nicht weiter verdächtig und solange der Versuch erfolgreich wird, nicht zu beanstanden. Man kann ja nur davon profitieren. Mit diesem Buch zu Kants Grundlegung zur Metaphysik der Sitten hat Timmermann das vielleicht beste Sekundärliteraturbuch hierzu vorgelegt. Das heisst noch nicht sonderlich viel, da es bislang zur Grundlegung herzlich wenig und oftmals schlechtes an Sekundärliteratur gibt. Insofern kann man sagen, dass Timmerman die Latte für die Befassung mit der Grundlegung gut auflegt. Sein Verdienst ist es, das gesamte Buch in den Griff zu bekommen. Er bietet allerdings keine Lösungsansätze für die Grundlegung dieses Buches, sprich für das, was für Dieter Henrich die Dunkelheit im dritten Abschnitt steht. Dazu vermisst man als Leser eine genaue Textstellenanalyse bestimmter, wegweisender Stellen. Das mindert die Freude darüber, dass man Sinnvolles über die Grundlegung schreiben kann, aber nicht. Und wenn es nach Timmmerman nichts mehr zu forschen gäbe in der Grundlegung, man wäre ja auch etwas verschnupft.

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fussballkrieg mit holland

Es geht wieder los mit der nichtendenwollenden Gegensätzlichkeit der Deutschen und der Niederländer, den die Europameisterschaft nähert sich wieder. Nebenbei sollte man mal auf einen Insider von Huub Stevens hinweisen, der letzte Saison wiederholt bestritten hat Holländer zu sein. Zwar sei Rafael van der Vaart Holländer, er aber nicht. Damit bezieht sich Stevens auf die niederländischen Provinzen, nach denen tatsächlich van der Vaart Holländer ist und Stevens Limburger. Einerseits wird man das deutschen Journalisten nie einbimsen können, andererseits nennen sich die Niederländer selbst ab und an Holländer, z.B. bei Hup, Holland, Hup.

Gegenstand holländischen Ärgernisses ist derzeit folgende Fiat-Werbebild:

Und erwarten darf man sicherlich wieder sowas:

Ich persönlich finde den niederländischen Humor über die Niederländer ja noch besser ;-).

Und der Witzemarathon beginnt wohl hiermit:

Was macht ein Holländer, wenn er die EM gewonnen hat??

– Die Playsstation aus.

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how realistic is kant’s league of nations today?

On facebook the question was risen what to think about Kant’s idea of universal peace today. My answer was this:

I think that Kant’s idea of a League of Nations wasn’t that far away within political thoughts 10 years ago as it is now. I mean, how could you possibly as a leader of a small islamic state trust american politics today?

You just can’t.
Trust has to be built up anew and that takes time. And we have to get rid of the thought of America as the only universal liberating state that even can act as a universal police.

By saying this I do not attempt to create any anti-american attitude. That wouldn’t be useful either. The essential thought is this: The development of universal peace is a universal development of peace. And this is an intrinsic progress of states to which every kind of war is poison.

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twitter updates for 2008-05-25

  • Zu früh aussm Bett gefallen, keine Sonne da, daddel am Laptop und hör meine erste Cassette in diesem Jahrtausend – #
  • Interessant, dass sich twitter auch über den Blog bestücken lässt :). #
  • So, raus aus den Federn, hilft ja nix, Kaffee kochen, duschen, FAZ am Sonntag besorgen, lesen & frühstücken, immer noch bewölkt #
  • Die FAZ heute kostet 2,80 & bringt Niggemeier zu Polylux, Reich-Ranicki zu Brecht und Jane Comerford zu EM-Songs. Nix umwerfendes, aber nett #
  • So, ich geh mal meinen Großcousin und neuen Erdbewohner angucken. #
  • Großcousins sind putzig: Erst pennt er nur, dann Gesichtsgewitter, Schnuller rein, Baby geht sofort auf Stand-by, Schnuller raus, fertig #
  • @sixtus in Monheim ist verkaufsoffener Sonntag. Da müsste was zu kriegen sein 😉 #
  • @e_Leni Im Büro haste wenigstens keinen Beziehungsstress. Und das Wetter wird eh erst Dienstag wieder klasse 😉 #
  • The language of science is broken english. Meinen eigenen Text zu übersetzen ist echt der Brüller. Mann, was schreibe ich vertrakt. #
  • Lese Tim Scanlon ‚What we owe to each other‘ und esse einen Apfel. (grundlagentwittern 😉 ) #
  • @e_Leni Schischu 🙂 #
  • Schwedischer Letargie-Krimi im Zweiten. Gunvald ist so ein Anti-MacGyver, das macht Freude. #
  • Gut’s Nächtle. #

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twitter updates for 2008-05-26

  • Genau 1h nach dem letzten nächtlichen Twitter, geht’s für mich raus, frühstücken, Kaffee, Butterbrot, Blick in die Zeitung&ab nach Bielefeld #
  • Bielefeld hat mich wieder, lese Lockes 2nd treatise On government auf dem Weg zum Seminar #
  • Vierter Kaffee, tausche mich mit Dan über Amerikaner aus, die Ayn Rand vergöttern #
  • ich erkläre einer Frau einen Mann. Könnte dauern. #
  • ich erkläre einem mann eine frau, hoffe es wird kürzer #

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