jochen distelmeyer – wohin mit dem hass?

Noch so ein Bielefelder Kind bringt was neues raus: Jochen Distelmeyer, bekannt als Frontman der Gruppe Blumfeld, stellt das erste Lied der Platte „Heavy“ vor: „Wohin mit dem Hass?“:

Wohin mit dem Hass?

Distelmeyers Musik bleibt unangepasst, für vielleicht gar unangenehm. Wen das trotzdem nicht stört, aber Blumfeld und Distelmeyer noch nicht so kennt, dem empfehle ich Draußen auf Kaution vom 1994er Album „L’état et moi“.

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warum die piraten nicht entern

Eine der interessantesten Fragen derzeit ist ja, wie stark die Piratenpartei bei der kommenden Bundestagswahl abschneiden wird. Dabei werden ihr in Punkto Einzug in den Bundestag nur Außenseiterchancen eingeräumt.

Mir ist die Partei nicht sonderlich unsympathisch. Derzeit 7000 Mitglieder bei einem täglichen Zuwachs von 80 Mitgliedern sprechen auch für sich. Davon kann die SPD mit 30 täglichen Austritten gerade nur träumen.

Dennoch denke ich nicht, dass dies zu mehr als einem Achtungserfolg bei Wahlen führt. Denn derzeit steht die Piratenpartei nur für Schutz der Privatsphäre und digitale Freiheit, die gedanklich nah beieinander verortet sind. Das sind keine allzugroßen Themenbereiche, was einen möglichen Wählerwächsel angeht.

Heute ist einer der Gründungsväter der Grünen, Herbert Rusche, zu den Piraten übergetreten. Er trat 2001 auf Grund der Kriegsunterstützung der Grünen aus der Partei aus und meint, dass die Piratenpartei das sei, was die Grünen in ihren Anfangsjahren waren.

Das trifft es wohl nicht ganz. Zwar verfolgt die Piratenpartei idealistische Schwerpunkte, aber einerseits wohl nicht soviele wie die Grünen dereinst. Und andererseits wetterten die Grünen gegen eine steng konservative und vorurteilsgeleitete Politikergeneration an. Nicht nur Umweltschutz war das Thema der Grünen. Mir bleibt der Ausschnitt unvergessen, in dem Marieluise Beck im Bundestag von Vergewaltigung in der Ehe spricht und die anwesenden Herren abschätzig zu lachen anfangen.

Nein, die Piraten sind nicht die Grünen von einst. Aber man wird abwarten müssen, wie stark die etablierten Parteien in einen Abwärtsstrudel geraten. Die SPD kommt aus ihrem Tief derzeit nicht heraus und die CDU gewinnt nicht. Da sie eh zunehmend eine Rentnerpartei ist, ist fragwürdig, wie man auf Dauer neue Wähler gewinnen möchte. Hieraus kann ein Erstarken kleinerer Parteien entstehen. Parteien wie die Piratenpartei werden zusehen müssen, wie unfallfrei der Wechsel von einer trendigen zu einer etablierten Partei von statten gehen wird.

Aktualisierung: Hans-Christan Ströbele ist ähnlicher Ansicht

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warum geht man denn nun wählen?

Vor ein paar Tagen habe ich schon einmal darüber geschrieben, wie wenig überzeugend es ist, dass derzeit jeder Tunichtgut rausposaunt, ein Jeder solle doch wählen gehen. Das scheint eine neue Trendsportart zu werden.

Dabei ist die Ausgangslage ja sehr klar. Wenn man durch sein Wahlkreuzchen eh nur klitzekleines Rädchen an einem übergroßen Wagen ist, weswegen sollte man unbedingt Zeit aufwenden, ins Wahllokal zu schlurfen? Aus wirtschaftlicher Sicht ist das Unsinn. Und nur dagegenzuhalten, alles andere sei blöd ebenso. Ist es eine Bürgerpflicht, zu wählen? Sehe ich nicht. Sollte man wählen, weil andere Menschen in anderen Ländern gerne so wählen dürften, wie wir die Gelegenheit haben? Noch ein blöderes Argument. Die Festgefahrenheit unseres Wahlsystems ist anderen Menschen doch gar nicht geläufig. Stärkt man die Falschen, wenn man nicht wählen geht? Es ist nicht allein die Stimme einer Wahl, die diese Falschen schon so stark gemacht hat, wie sie sind.

Nein, man wählt aus Idealismus. Das ist die einzige Antwort, die mir verständlich zu sein scheint. Man glaubt daran, dass Wahlen Richtungen vorgeben kann. Vielleicht überzeugt man durch Gespräche oder durch den Wahlgang andere ebenso wählen zu gehen. Man kann Teil einer Idee sein, die von Parteien vertreten wird.

Das ist aber in Deutschland zugegebener Maßen eine schwierige Haltung. Das elendige Parteiensystem mit Parteien, die entweder unschlüssig sind, was sie überhaupt noch für eine Linie vertreten wollen, oder Parteien, die meinen, Wahlversprechen sind das eine, die Umsetzbarkeit von Wahlversprechen muss man hinterher ausloten, hat deutliche Ernüchterungsspuren hinterlassen: Die Leute sind nicht politikverdrossen, sie sind politikerverdrossen.
Kurzum: Die Art der Politikführung durch Parteienwahlen kann und sollte dringendst mal auf den Prüfstand kommen. Warum wählt man nicht beispielsweise einen Charakterkopf für einen bestimmten Bezirk, einen Ort. Nicht eine Partei, eine haftende Person. Den lokalen Parteien bliebe die Vereinsgemeierei und die Abhängigkeit von Bundesparteien erspart und die Wähler könnten besser politische Maßnahmen als verantwortliches menschliches Handeln einsehen.

Wie gesagt, es ist letzten Endes nur der Idealismus, der einen objektiven guten Grund zum Wahlgang liefert. Wer mit dieser Art der politischen Meinungsfindung nicht mehr einverstanden ist, und wer meint, dass Wahlenthaltung dieses zum Ausdruck bringt, ich befürchte, der hat einen guten Grund, sich der Wahl zu enthalten. Aber andersrum nur dann, wenn er diese Einstellung auch anderweitig deutlich macht. Verpufft diese Form der Wahlentscheidung, stärkt man unter Umständen doch Falsche.

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blogday 2009


Heute ist der Blogempfehlungstag [mehr] und da lasse ich mich mal nicht lumpen und empfehle ein paar von mir mit Begeisterung gelesene Blogs:

Mellcolm schreibt ausgesprochen unhochnäsig in feiner Sprache über Dies und Jenes. Bei ihr sollte man sich am besten etwas Zeit nehmen, und sich einfach mal reinlesen.

Auf The typing makes me sound busy verzapft Jelisa in schlagfertigender Prosa genau das, wovon der Untertitel des Blogs zeugt: „Learning a lot about life by making a mess of my own.“ Ich weiss genau, was du meinst.

Wer Die Schönheit der Chance besucht, lernt Oasis-Fan Litte James kennen, die salopp plaudernd ihren Alltag begleitet. Wobei sie die Qualität ihres Schreiben gerne tief hängen möchte. Aber das alles ist so gut aufgefasst und wohlformuliert, dass man am Ball bleibt.

Falk Madeja
darf bei der Tag im Blog Meine Güte Wichtiges und Nebensächliches aus den Niederlanden zum Besten geben. Dabei stoße ich dort oft auf Infos, die ich noch nicht kannte. Und das will was heissen.

Phoebe Henderson quatscht gerne über ihr Sexualleben, das heisst, gerade tut sie es eher nicht, weil sie die Lust verloren hat, darüber zu schreiben. Aber die alten Texte sind ja noch da, die darf man gerne mal nachlesen.

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